Fassen wir mal zusammen, was man hier liest und andernorts sieht:
- Die neue Tillig-Website ist nicht für mobile Endgeräte optimiert.
- Es finden sich lediglich in den Detailangaben zum Modell allgemeine Charakteristika betreffend die Eisenbahnepoche, welche es repräsentiert.
- Über Einsatzzeitraum, Einsatzorte resp. Beheimatungen des jeweiligen Modellvorbildes informiert die Website nicht.
- Waggons werden nach der Zahl der Achsen sortiert statt nach für Modelleisenbahner bedeutsamen Einsatz-Kriterien wie Gattung, Ladegut, Epoche. Wobei nicht mal das konsequent durchgehalten wird (siehe „Gepäckwagen“, „Postwagen“ und „Doppelstockwagen“ im Menü „Personenwagen“).
- Triebwagen haben im Menü keine eigene Rubrik, sondern sind unter „Diesellokomotiven“ eingeordnet.
- Wagen-Sets haben in den Untermenüs eigene Rubriken, tauchen aber, sofern ein Triebfahrzeug zum Set gehört, auch unter „Lokomotiven“ auf, und zwar gleich am Anfang, so daß der Suchende nach dem, was er eigentlich sucht, noch ein wenig länger suchen darf: eben nach einer Lokomotive.
- Das Ordnungsprinzip in den Rubriken folgt keinem inhaltlichen, das heißt (modell- oder vorbild-) technischen Kriterium, sondern einem merkantilen: der Artikelnummer. Wie kurios das ist, zeigt sich besonders hübsch in der Rubrik „Neuheiten“, wo es bunt durcheinandergeht mit Loks, LKW und PKW, Waggons oder Prellböcken.
Damit fällt der BWL-Student durch die Prüfung im Fach „Kommerzielle Tätigkeit“, wo man ihm als einen der ersten Lehrsätze beibringt, daß zahlungsfähige Nachfrage (Bedarf) sich vom Bedürfnis des Käufers (Qualität der Ware) herleitet und nicht vom betriebswirtschaftlichen Interesse des Verkäufers (z. B. interne Erzeugnis-Nomenklatur und effektive Buchführung).
Volkstümlich ausgedrückt: Die Gestaltung der neuen Tillig-Website orientiert sich ganz augenscheinlich nicht am potentiellen Kunden, sprich: an den Suchkriterien eines
Modelleisenbahners, der sich bei einem
Hersteller von Modelleisenbahnen über dessen Produkte informieren will. Der Kunde sucht eben nicht, wie der Hauptbuchhalter der Firma Tillig vor Steuerprüfung, Bilanz-Pressekonferenz oder Gesellschafterversammlung, nach Artikel-
Nummern, sondern nach einem seinem aktuellen Bedarf entsprechenden
Artikel. Insofern ist die neue Tillig-Website – wie sag ich‘s charmant … ähm ... vielleicht – ein böser kleiner Arbeitsunfall.
Ach so, zur Entlastung des Delinquenten sei noch vorgebracht, daß die Suchfunktion tröstlich ist, sofern man davon absieht, daß trotz Filtersetzung „TT“ auch Fahrzeuge anderer Spurweiten aufgelistet werden oder man etwa beim Filter „Dampflokomotiven + Epoche 2 + TT + DRG“ alles angezeigt bekommt, wo Fa. Tillig Räder druntersetzt und DRG draufdruckt. Das wäre nicht weiter schlimm (für Fa. Tillig), stieße es den Kunden nicht mit der Nase auf gewisse bedauerliche Lücken im TT-Sortiment. Mehr kann eben manchmal auch ziemlich viel weniger sein.
P.S.: Vorsorglich widerrufe ich alles vorher Geschriebene und behaupte das Gegenteil!