Wenn man sich nun alle drei
Wagen (Tillig, Arnold, Kühn) im Vergleich ansieht, dann kann man im Grunde folgendes feststellen:
Die Tillig Wagen basieren auf den alten VEB BTTB Modellen mit einem Entwicklungsstand der 1970er Jahre. Nur BTTB / Tillig „alleine“ im Zugverband hat nach wie vor einen stimmigen Eindruck, wenn man zum einen das Entwicklungsjahr und zum anderen keine Neukonstruktion zugrunde legt. Was gar nicht geht, das ist ein gemischter Einsatz von BTTB / Tillig und Kühn oder Arnold, das ist in etwa wie eine Rokal V 60 und eine Kühn V 60 zusammen.
Die neuen Arnold Wagen fallen vor allem durch den niedrigeren VK Preis ins Auge. Wenn ich allerdings mal „richtig“ rechne, dann ist das nur oberflächlich. Eine Innenbeleuchtung bez. eine Vorbereitung dazu gehört heute eigentlich ebenso zum Standard wie ein elektrischer Fensterheber bei einem neuen Auto. Natürlich geht das auch „ohne“, aber im Jahre 2020 gelten nun einmal andere Maßstäbe als früher. Selbst die alten Zeuke & Wegwerth Y-Wagen –dessen Konstruktion begann in den 1960er Jahren- haben das berücksichtigt. Es ist nicht zu verstehen, warum man das hier nicht umgesetzt hat. Ein eigenständiger Einbau durch den Kunden / den Händler bedarf nicht nur einer Menge an Bastelarbeit, sondern vor allem muss das Problem der Stromaufnahme ( = Radsatz / ggf. Kauf von drei neuen Radsätzen, Kontaktbleche, Kabelführung, Montage usw.) gelöst werden. Wenn dann der Arnold Wagen im Schnitt 3 – 5 EUR „billiger“ ist, dann kommt mich das als Kunde unter dem Strich doch weitaus teurer in der Gesamtaufrechnung als der Kühn Wagen.
Von der Optik ist die Lackierung etwas anders, das ist grundsätzlich zu begrüßen denn es gab ja auch beim Vorbild Wagen mit anderen Farbnuancen. Vor allem beim Dach ist das sehr gut ausgeführt, denn als TT (Modell) Bahner sollte man sich durchaus einmal an Vorbildern der DR orientieren. Da war nicht alles zu 100 % identisch lackiert.
Was aber im Zugverband zwischen Kühn und Arnold extrem auffällt, das sind die Fenster und der Abstand von der Oberkante des Fensters bis zur Unterkante vom Dach. Erschwerend und damit wird es noch auffälliger, das sind die Umsetzungen der Fenstergummis zwischen beiden Herstellern. Die Fenster der Arnold Wagen wirken dadurch sehr unnatürlich und sehr groß.
Hinzu kommt die Dachwölbung, was insbesondere an den Wagenenden extrem auffällt. Gäbe es noch die alten VEB BTTB Standard – Kupplungen bei denen die Wagen fast einen Zentimeter Luft zwischen den Puffern hatten, dann wäre das egal. Aber hier bei der Kurzkupplung fällt das auf. Es ist mir bisher auch nicht so ganz klar, woher das beim Vorbild kommen soll. Wie auch bei den DB Umbauwagen gab es für die Rekowagen einheitliche Pläne und Vorlagen, ggf. auch einheitliche Maschinen für herzustellende Pressteile. Demnach müsste eine andere Dachform auch durch die andere Ausformung entweder mehr oder weniger Material benötigen. Um es klar auszudrücken: Das vorgeschnittene Blech für das Dachsegment wäre entweder zu kurz oder zu lang. Gab es das wirklich?
Aber auch wenn es das tatsächlich ab Werk gegeben haben soll(te), dann frage ich mich schon warum diese Unterschiede dann nicht auch bei den 4-achsigen Rekowagen bekannt sind? Dann müssten auch hier Unterschiede bei der Dachform und am Abstand in der Seitenwand zwischen Fenster und Dach bekannt sein. Kurios ist zudem auch, dass die bereits vielfach angesprochenen Fehler der N – Wagen sich exakt in den TT Modellen wiederfinden.
Über die Inneneinrichtungen kann man trefflich streiten. Für den einen muss es eine 100% Umsetzung sein, dem anderen ist das egal. Hier hat Kühn aber deutlich mehr investiert als Arnold. Gemeinsam mit der Beleuchtungs – Problematik ist hier der Preisunterschied Arnold – Kühn in Bezug zu stellen. Alles das könnte man ja noch verschmerzen, aber Überpufferungen mit vorhandenen TT Fahrzeugen sind nicht nur ärgerlich, sondern ein KO – Kriterium.
Das sollte man auch klar und deutlich erklären: Zu Zeuke – Zeiten wurde mit Messschieber, Rechenmaschine und Lineal am Zeichenbrett konstruiert. Heute erledigt das der PC und es stehen alle Maße zur Verfügung. Nicht nur die vom Fahrzeug das zu konstruieren ist, sondern auch die Fahrzeuge der Mitbewerber bez. eigene Fahrzeuge. Da man dann nicht nur vorhandene Maße (z.B. wie weit haben die
Puffer ein Spiel) abnehmen, sondern man kann mit im 3 – D – Druck hergestellten Baumustern auch praktische Tests mit realen = vorhandenen Modellen durchführen. Da wäre das aufgefallen und da hätte man gegensteuern können. Aber so? Von einem Fahrzeug mit Konstruktion 2019/2020 erwartet der Kunde schon das diese funktionieren. Die klemmenden Kupplungen der Arnold Wagen werden sicherlich auf Fertigungstoleranzen oder z.B. einen Grat am Spritzling zurückzuführen sein. Vergleichbares gab es bei Kühn auch mit vermeintlich klemmenden Radsätzen. Da musste man nur die Lager etwas nach außen biegen und schon war das Problem gelöst. Teilweise waren auch nur die Radsätze schief eingesetzt, in Zeiten einer Akkord – Montage sicherlich nicht ganz abwegig und nachvollziehbar.
Es ist für den Kunden sicherlich eine Frage „was“ ist nun möchte. Von dem Preis – Leistungsverhältnis dürfte Kühn sicherlich am besten zu bewerten sein. Durch die etwas andere Farbe, insbesondere am Dach und andere Beschriftungen sind die Arnold Wagen eine gute Ergänzung. Allerdings ist hier eine Menge an Bastelarbeit und zusätzlichen Kosten notwendig, um diese zu beleuchten. Beschädige ich mir dann noch einen Wagen beim Umbau, z.B. durch Kratzer oder Abbrüche, dann habe ich mit Zitronen gehandelt.
Der Zugverband ist recht sehenswert, aber eines sollte man bedenken: Überpufferungen und damit Probleme können auftreten. Insbesondere bei schlechter Gleislage und / oder sehr engen Radien passiert das. Auf der Anlage kommt man ja noch ran, aber in der hintersten Ecke vom
Schattenbahnhof ist das ärgerlich. Was mich pers. aber am meisten stört, das sind die überaus groß wirkenden Fenster der Arnold Wagen. Die passen ganz und gar nicht zu den Kühn Wagen, verstärkt wird das noch durch den Abstand Fenster – Dach. Wer das weiß, der schaut immer wieder hin und dann fällt das umso mehr auf.