So, dann erzähle ich mal was zum Bau der Wichtelei: Der Lada ist im Wesentlichen das neue Modell von Busch. Ich habe lediglich die vorderen Blinker rot eingefärbt, geätzte Rückspiegel angebaut, Berliner Kennzeichen angebracht und einen Mann in Anzug und mit Schlapphut auf den Beifahrersitz gesetzt. Schließlich muss man ein bisschen aufpassen, dass nichts über den noch streng geheimen Prototyp an die Presse durchsickert.
Wie Jasch richtig erkannt hat, handelt es sich um den IFA L60 F225 (Funktionsmuster 225) aus dem Jahr 1977. Das war der am weitesten fortgeschrittene Prototyp, bevor die Entwicklung in dieser Kombination abgebrochen wurde. Danach gab es so manche Irrung und Wirrung auf der Suche nach einem Fahrerhaus, bevor schließlich der L60 mit einer Hütte herauskam, die der des W50 äußerlich doch recht ähnlich sah, obwohl darunter einiges passiert war. Das Fahrerhaus trug die Bezeichnung 6400 und hätte bei den Ludwigsfelder LKW genau wie bei den Zittauern zum Einsatz kommen sollen. Der L60-Prototyp ist der einzige überlebende und kann im Stadtmuseum von Ludwigsfelde besichtigt werden:
Wie man sieht, hat er seinen Koffer verloren. Die ziemlich interessante Geschichte dieses Fahrzeugs wurde in der "79 Oktan" 4/2020 erzählt, das Heft ist beim Verlag noch zu bekommen. Der einzige überlebende Robur mit dieser Kabine ist ein Abschleppfahrzeug und steht im Depot des Verkehrsmuseums Dresden.
Das Modell habe ich zunächst in OpenSCAD modelliert:
Gedruckt wurde es in drei Teilen (Chassis mit Kabinen-Interieur, Kabine, Koffer), und zwar von Frank (
@Pacifik16244 ). Ich bekam gleich drei Sets, so dass die Wichtelei auf jeden Fall fertig werden konnte, selbst wenn mal was kaputt geht. Scheiben sind aus MKK. Sie sind ein bisschen stumpf, weil ich mal eine etwas andere Technik ausprobiert habe. Nachdem mir Scheiben oft am zu stark klebenden Tesa hängenblieben, habe ich dieses Mal das Maskiertape von Tamiya genommen. Das ging wirklich gut ab, hinterlässt aber eine Textur. In einem anderen Thread empfahl jemand, die Scheiben dann noch einmal mit Wasser überzupinseln, da das die Scheiben anlösen und beim erneuten Trocknen glätten würde. Das hat nicht so ganz geklappt. Außerdem habe ich noch Kennzeichen angefertigt, und zwar die originalen, die im 79-Oktan-Artikel zu erkennen waren, Spiegel habe ich von Hädl genommen, was einen Kompromiss darstellt, da deren Stege eigentlich nicht lang genug sind, um die deutlich höheren Seitenscheiben des Prototyps zu überbrücken, weshalb sie im Modell auch nicht am Blech, sondern an den Rändern der Scheiben ins MKK gesteckt wurden. Hier ein paar Bilder vom Bau:
Und so kam es dann, dass im Sommer 1978 das Fahrzeug während seiner Erprobung auch nach Unteröhrlesbach kam, immer gefolgt von dem mysteriösen Lada mit Berliner Nummer.
Abschließend ist im Modell nun möglich, was in der Realität kaum je passieren wird. Man kann den Prototyp-L60 neben das Serienmodell stellen, und man sieht sofort, was für eine Riesen-Chance dieses Fahrzeug gewesen wäre:
Es freut mich, dass die kleine Wichtelei, wenn auch mit Blessuren, in Unteröhrlesbach gut angekommen ist und wünsche viel Spaß damit. Außerdem wünsche ich Allen noch eine schöne Adventszeit.
Beste Grüße
Jörg