Kommentar zu den Tillig Neuheiten
Vor wenigen Tagen erreichte uns die Kunde über die geplanten Neuheiten von Tillig. Zweifelsohne ist der diesjährige Umfang der Neuheiten so groß wie noch nie und zeugt von Ehrgeiz. Das die neue Führung vielleicht auch ein Umdenken herbeigeführt hat, zeigt für mich besonders die in meinen Augen dringend notwendige technische Modernisierung der Baukasten-Drehgestelloks. Hoffen wir, dass diese von Erfolg gekrönt ist und die neuen Fahrzeuge bald durch die noch gelagerten Altlasten hindurch fahren.
Die 23-Altbau, wenn auch ein Exot, halte ich für einen wirklich klugen Schachzug. Die Lücke im Programm wurde bereits in den hauseigenen Neuheitenerklärungen aufgezeigt. Die Altbau-23er mit Wagnerblechen stellt mit ihrer symmetrischen Achsanordnung und der ausgewogenen Silhouette eine markante Erscheinung dar und weist eine ähnliche Harmonie wie die 81er auf. Wohl auch deshalb wurde der Zeuke-Vorgänger zu einem bedeutenden TT-Kultobjekt. Gleichzeitig hält man sich geschickt die 23.10 offen, auch wenn deren Abwandlung wohl etwas schwieriger ist, wie man oberflächlich denken mag. Zumal eine bereits jetzt erscheinende 23.10 in direkter Konkurrenz zur stilistisch ähnlichen 01.5 gestanden hätte.
Die DB-V200 ist die logische Konsequenz der immer kleiner werdenden Vorbildlücken. Als ich von der frohen Kunde erfuhr, dachte ich jedoch, dass man gerade zum Jubiläum der ersten Fahrt von Nürnberg nach Fürth die Variante der frühen Epoche 3 sowie zugleich blaue Schürzenwagen wählt und nicht die profaneren Varianten "kurz vor dem Ende".
Apropos
Wagen: Bereits im letzten Jahr zeichnete sich ab, dass dieses Jahr vor allem dazu genutzt wird, angefangene Wagenserien fortzusetzen und zu erweitern. Das diese Aufgabe (Schürzenwagen, Abteilwagen, IC-Wagen) nicht abgeschlossen ist und weitere Varianten wohl schon bald folgen werden zeichnet sich bereits ab.
Ein weiteres in meinen Augen als extrem sportlich zu bezeichnendes Projekt sind die angedachten 24,5m-Wagen, welche gleich in drei nahezu vollständig unterschiedlichen Ausführungen erscheinen sollen. Leider ist im Newsblatt nicht kommuniziert worden, welche genaue "Epoche-4-Variante) der B-Wagen man plant und welchen von den beiden Typ Y-Varianten man entwickelt. Ich bin gespannt wie erschöpfend man insgesamt diesem komplexen Thema begegnet.
Das dabei die
Güterwagen hinten an stehen müssen und auch der in Konsequenz aus dem Hilfszug erwartete klassische Gbs noch nicht dabei ist, muss den anderen Neuheiten geschuldet sein, der neue Eiskühlwagen macht auf mich jedoch einen guten Eindruck und schließt eine Lücke. Je nach Interessenlage kann man bei den Güterwagen aber auch einen Stillstand interpretieren.
Leider keine Neuheit wurde in Bezug auf die Gleise vorgestellt. Insbesondere die Harmonisierung der Bettungsgleisgeometrie oder eine passende DKW hätten die Neuheiten gut abgerundet. Interessant ist in diesem Zusammenhang die Überarbeitung der H0-Weichen.
Apropos H0: Bereits vor den Tillig-Neuheiten wurde klar, das in diesem Segment wo lt. eigenen Aussagen [u.a. Geschäftsbericht 2008] aber auch nicht investiert wurde, andere Hersteller die Vorbilder der Stützen des Sortiments als aktuelle Neuheiten präsentierten. Auch wenn unsere Liebe TT gilt, so hätte man dort mit einer ähnlichen Überarbeitungsstrategie wie bei den TT-Loks sicherlich mehr entgegenzusetzen gehabt, wenn nicht gar eine erneute Entwicklung unterbunden.
So präsentieren sich die H0-Neuheiten in meinen Augen lediglich als bunt gewürfelte Mischung mit teils offenkundigem Hang zur Phantasie.
Nicht vergessen werden soll, das mit 84er, V36, dem Facs sowie eigentlich auch der 01.5 noch größere TT-Neuheiten aus dem Vorgängerjahr anstehen werden.
Einer meiner wesentlichen Kritikpunkte im letzten Jahr war das minimierte Produktplacement der Neuheiten. Die diesjährige Neuheitenvorstellung im Newsblatt empfand ich besser und auch vom Platz großzügig angeordneter. Ergänzende Querverweise halfen zu bereits erhältlichen Fahrzeugen weiter und auch der Hintergrundbericht sprach mich an.
Der Vertrieb der LSM-Wagen war für mich auch eine große Überraschung. Für den klassischen TT-Kunden, der mit der aus anderen Spurweiten bekannten LSM-Vertriebssystematik nahezu einer 180°-Grad-Drehung ausgesetzt werden würde, sicherlich eine Genugtuung, sowohl vom der Verfügbarkeit als letztlich sogar vom Preis.
Es bleibt zu hoffen und zu wünschen, dass ob der großen und breiten Flut der Neuheiten die Kundschaft diese auch umgehend annimmt, um das Neuheitenprogramm auch zur eigenen Freude werden zu lassen.