Du meinst doch nicht echt, daß ich mir für 200€ so ein Misch-Maschmodell kaufe, wo eigentlich nichts richtig zusammenpaßt wie Führerhaus, Loknummer usw.
Das sind genau die ... Pauschalurteile, die dem ganzen Forum immer wieder helfen, als Meckerboard abgestempelt zu werden. Und ich kann das sogar verstehen. Sorry Cargonaut, daß ich gerade Deinen Post als Negativbeispiel benutze. Aber wenn Du sowas schreibst, dann liegt der Verdacht nahe, daß Du Dich weder mit dem Vorbild besonders gut auskennst noch daß Du den Test von FD851 genau gelesen hast. Wenn als Resumee dieses differenzierten Berichts so ein Eindruck vom Modell übrigbleibt, dann kann ich allerdings auch die Modelltester in den Zeitschriften verstehen, wenn sie nur recht knapp auf Details eingehen. Sorry für meine ungeschminkten Worte, aber das mußte jetzt raus.
Ich habe mich insbesondere mit der Führerhausproblematik noch einmal sehr genau beschäftigt.
Vor allem ist die These falsch, daß es keine genieteten ÜK-Führerhäuser gegeben hätte. Wer das überprüfen möchte, schaue bitte in "Fotomotiv Reichsbahn" (GeraMond) auf Seite 124/125. Dort ist in Großaufnahme die fabrikneue 50 2321 abgebildet. Die Lok wurde im Sommer 1942 von Henschel an die DR ausgeliefert. Man erkennt ein komplett genietetes ÜK-Führerhaus, sogar noch mit seitlichen Dachlüftern.
Weitere Bilder, auf denen man genietete ÜK-Führerhäuser erkennt, sind im EK-Buch "Die Baureihe 50" Band 1, "Deutsche Reichsbahn" enthalten. Schlußendlich kommt man bei
genauer Recherche zu dem Ergebnis, daß
jede der möglichen Kombinationen anscheinend existent war. Hübsche Beispiele aus letztgenanntem Buch findet man auf
Seite 294:
50 3693-4 im Jahre 1974 mit komplett genietetem Führerhaus, mit 2. Seitenfenster, ohne seitliche Dachlüfter, mit zentraler Dachluke und natürlich Schutzgitter.
Seite 313:
50 3705 des Bw Rostock im Jahre 1969 mit komplett genietetem Führerhaus, seitlichen Dachlüftern und 2. Seitenfenster.
Bei der Führerhausrecherche bin ich auf 2 Probleme gestoßen:
- In der Literatur leider vernachlässigt, weil die technischen Details offenbar Vorrang vor Äußerlichkeiten haben (Die Frage, ob ein FH genietet oder geschweißt ist, dürfte für die betrieblichen Erfordernisse nebensächlich sein)
- Die Auflösung zeitgenössischer Fotografien. Meine Vermutung ist, daß die Nietreihen am Führerhaus bei älteren Aufnahmen, die aus größerer Entfernung entstanden, schlicht nicht zu sehen sind.
Zusammenfassend läßt sich festhalten, daß die Recherche einer exakt in allen Details stimmenden 50.35 immer schwieriger wird, je weiter man in der Zeit zurückgeht. Das betrifft folglich insbesondere die Epoche III.
Das vorliegende Modell stimmt in mehreren Details mit dem Vorbild in der Epoche III nicht überein, das ist nicht von der Hand zu weisen. Die konsequente Frage ist, ob ein komplett getreues Modell auch noch für um 200 € zu haben wäre.
Ich kann nicht beurteilen, in welchem Umfang Modellbahnfirmen für die Modellauswahl Recherchen betreiben bzw. betreiben können. Nach meinen Erkenntnissen scheint 50 3708 in der Epoche III dem Tillig-Modell am nächsten zu sein, dicht gefolgt von 50 3702.
Daß es technische Probleme mit dem Modell gegeben hat, ist bedauerlich. Nach meiner Erinnerung konnte man aber die Fälle, die hier genannt wurden, an einer Hand abzählen. Davon nun wieder auf die Mehrzahl der Modelle zu schließen, ist wieder so eine Pauschalierung, die ein völlig falsches Bild entstehen läßt. Nun kann ich selbst ja nur über meine Erfahrungen sprechen. Ich habe einige 52er sowie ein Modell der 50 aus der allerersten Serie, die Modelle haben bisher etliche Runden ohne Probleme absolviert.