Also um da mal einzugreifen: Bei der Vorbildwahl haben wir uns an Zuschriften orientiert, die von Kunden gekommen sind. Die Auswahl fällt also nicht vom Himmel. Bei mir gibt es diverse Vorlagen aus dem Kundenkreis, die teilweise auch umgesetzt werden können. Es gehört nicht nur der (zahlende) Kundenkreis dazu, sondern auch der Hersteller der das produzieren kann und der das auch produzieren will.
Ja, „will“. Ich habe bei einigen Herstellern die uns vorher faktisch auf jeder Messe angebettelt haben mal etwas Gemeinsames auf die Beine zu stellen angefragt, warte aber trotz mehrmaliger Nachfragen bis heute auf eine Rückmeldung. Dann gab es andere Firmen, die haben sich nicht an Absprachen gehalten und sind eigenmächtig vorgeprescht, ohne das mit uns = dem Auftraggeber abzustimmen, haben zwischenzeitlich alle Zusagen zurückgenommen und alles was vorher kein Problem war, ging plötzlich nicht mehr. Da leben einige Firmen leider noch auf einem so hohen Ross, das ist mehr als unverständlich. Aber was soll es, ich renne denen nicht mehr hinterher. Im Nachhinein betrachtet war es auch gut das unsere Projekte nichts geworden sind: Bei dem was dann teilweise über andere Kanäle geliefert wurde, gab es mehr als genug Probleme.
Gewünscht wurde ein neuer Holzroller. Ich habe schon zwei rote gebracht, da lag es nahe nun einen grünen zu machen. Viele Grundlagen / Quellen wurden hier angesprochen. Wir haben auch Kunden aus dem Kreis (ehemaliger) Lokführer die uns Bilder etc. zur Verfügung stellen, Anregungen geben. Es gibt nun einmal nur hellgrün & dunkelgrün, verschiedene Dachfarben und verschiedene Farben am Fahrwerk – Ende. Da blieben dann eben nur Flicken, egal ob lackiert oder geputzt. Das man es EINZELNEN nicht RECHT machen kann, das ist kein Problem von einer Firma, das ist Problem aller Firmen. Aber: Es gibt nirgendwo einen Kaufzwang und es muss niemand etwas gut / schön / stimmig etc. finden was ihn „stört“. Wichtig ist nur eines: Es muss einen Hersteller geben der das umsetzen kann und will und die Mindestmenge muss durch zahlende Kunden erreicht werden. Das ist aber kein alleiniges „Problem“ von Wiemo, sondern von allen Firmen die Sonderauflagen bringen und sich überhaupt damit beschäftigen. Alleine die Stunden die damit verbunden sind ein Modell vorzubereiten, das würde den Großteil der TT-Bahner schon abschrecken.
Es ist aber auch kein Problem, das zu ändern. In Deutschland gibt es eine Gewerbefreiheit. Wer ständig und konsequent bei allen Herstellern, bei allen Händlern, bei allen Neuheitenvorstellungen nur moppert, stichelt und stänkert, der möge doch für 20 EUR ein Gewerbe anmelden, bei einem Hersteller „sein“ zu 100 % stimmiges & gefragtes Modell in Auftrag geben und das dann vermarkten. Dann ist aber keiner mehr da, denn es kommt Arbeit auf einen zu und man muss auch einmal etwas (Vor-) Finanzieren.
Ich sehe aber auch, das es vielen Kunden aller Anbieter völlig egal ist, ob Modelle bis ins letzte Detail stimmig sind. Diese oftmals geäußerten „Probleme“ wie mehrfarbige Inneneinrichtungen, zu kleine / zu große Fenster, fehlende Steckdosen, Tritte oder andere Bauteile am Drehgestell / Wagenboden interessieren da kaum jemand. Ich kann mich dem nur anschließen: Da ich bis auf wenige Ausnahmen nur DR / DB in der Epoche III / IV fahre, da freue ich mich noch heute z.B. über die DB Speisewagen der (inzwischen geschlossenen) Donnerbüchse oder den „Rheingold“ von Tillig. Ohne das Engagement beider Firmen würde es diese Modelle nicht geben. Alleine die Speisewagen – Serie der Donnerbüchse war nicht hoch genug einzuschätzen. Eine Sonderwagen wie einen Pack- oder Speisewagen kauft keiner in großen Mengen. Egal welcher Hersteller künftig etwas in diesem Bereich anbietet: Der Preis für diese Modelle muss aus wirtschaftlichen Gründen rund 30 % über dem der vergleichbaren Sitzwagen liegen. Anders lassen sich diese Modelle nicht rechnen. Um es mal im Klartext zu sagen – da wird ein Pack-, Post- oder Speisewagen knapp unter der 100 EUR Grenze liegen.
Natürlich war zu den seligen DDR Zeiten oder bei den Verramsch – Aktionen der Nachwendezeit mit VEB BTTB Loks wie z.B. der 119 oder der 250 für 10 DM alles anders. Aber hätten denn diese Modelle heute noch eine Berechtigung, wären diese zeitgemäß? Ich habe diese Tage Dias gescannt bei denen im Hintergrund eine Tankstelle war. Bei dem Preis für einen Liter Sprit hat es mir auch die Tränen in die Augen getrieben. Nur, ich bin da wenigstens ehrlich zu mir selber: Obwohl der Sprit heute ein vielfaches davon kostet, fahre ich nicht weniger mit dem Auto. Ich verdienen aber auch heute deutlich mehr als in den 1990er Jahren. Wenn man schon vergleicht, dann bitte reell…