Plakate an Litfaßsäulen hängen aber traditionell Kante an Kante, denn es handelt sich um wertvolle Flächen, die an Inserenten verkauft werden. Das war auch bei der DEWAG so. Und die Flächen haben damals nie ausgereicht, die Nachfrage war stets zu hoch.
Im unteren Teil (also bis knapp über Augenhöhe, die billigen Plätze eben) hingen keine Werbeplakate für Produkte, sondern Veranstaltungshinweise wie Kino- und Theaterspielpläne, Sportereignisse wie die Ansetzungen der Fußball-Oberliga-Spieltage und die Internationale Friedensfahrt, Hinweise auf Urania-Vortragsreihen, Ausstellungen, freie Kurse der Volkshochschulen, Anmeldefristen für Schulanfänger etc. Weiter oben fand man Plakate der Konzert- und Gastspieldirektionen zu Sondergastspielen ausländischer Künstler in der jeweiligen Stadt, zu Lichtbildervorträgen aus aktuellen Anlässen, Buchlesungen, Volks- und Pressefesten, zu öffentlichen Foren zu politischen Themen der Zeit (im Herbst 1973 war z.B. Chile ein großes Thema, davor der Vietnamkrieg, oder auch die Freilassung der US-Bürgerrechtlerin Angela Davis und ihre anschließenden Besuche und Kundgebungen in Großstädten, 1975 das Internationale Jahr der Frau sowie die KSZE in Helsinki). Man plakatierte alljährlich das Dresdner Dixieland-Festival, die Dokfilmwoche sowie die Frühjahrs-, Herbst- und Buchmessen in Leipzig, die Agra in Markkleeberg, die Händel-Festspiele in Halle, die Erfurter IGA, die V. Kunstflug-Weltmeisterschaften 1968 in Magdeburg, sogar Evangelische Kirchentage ... und natürlich auch die X. Weltfestspiele der Jugend und Studenten in Berlin 1973.
Es gibt also einen reichen Fundus an Gestaltungsmöglichkeiten für die Litfaßsäulen der Epoche 3/4 der DR ...