Zur Situation der Eisenbahn in West-Berlin: 1945 legten die drei alliierten Siegermächte im Potsdamer Abkommen fest, dass der Eisenbahnverkehr in ganz Berlin von der Deutschen Reichsbahn durchzuführen sei, und daraus folgend, auch die Betriebsrechte (nicht jedoch das Eigentumsrecht) in West-Berlin ausschließlich bei der Reichsbahn lagen - und das bis 1994, bei der S-Bahn bis 1984 (dann BVG). Das ist übrigens auch der Grund dafür, dass die Reichs(!)-Bahn in der DDR nie umbenannt wurde, z.B. in Staatsbahn der DDR, weil man befürchtete, dann die Betriebsrechte in West-Berlin zu verlieren. Immerhin war das eine wichtige Devisenquelle gewesen.
Das führte dann auch zu dem Kuriosum, dass Eisenbahner mit festen Wohnsitz in West-Berlin in der DDR sozialversichert waren, also bei der SVK. So gab es eben auch in West-Berlin nur für Reichsbahner Polikliniken. Gleichsam war die Mitgliedschaft in einer Gewerkschaft nur im FDGB möglich.
Allerdings arbeiteten auch Eisenbahner mit festem Wohnsitz in der DDR in West-Berlin. Diese hatten einen Passierschein und reisten stets über eine gesonderte Kontrollstelle im
Bahnhof Friedrichstraße nach West-Berlin aus. Das waren natürlich nur zuverlässige "Genossen", die Mitglied der SED und verheiratet waren und möglichst Kinder hatten. Sie erhielten auch ein tägliches Handgeld in West-Mark, um sich mal 'ne Bockwurst zu kaufen, was natürlich niemand tat. Stattdessen sparte man das Geld, um sich meist mit Elektronikwaren aus dem Westen zu versorgen.
Die Deutsche Bundesbahn hatte in West-Berlin nur ein Repräsentationsbüro - warum auch immer. Betriebsrechte besaß sie nie. Man kann sagen, dass die Reichsbahn in West-Berlin ein reiner DDR-Betrieb war: es galten dessen Dienstvorschriften und es fuhr auch nur dessen Rollmaterial. Bundesbahn-Lokomotiven erreichten bis 1990 nie West-Berlin. Transitzüge durch West-Berlin hatten als Start- und Zielpunkt stets Friedrichstraße in Ost-Berlin.
Zu den Interzonenzügen nach Westdeutschland: Während für Bundesbahnlokomotiven spätestens in den DDR-Grenzbahnhöfen Schluss war, fuhren umgekehrt Reichsbahnlokomotiven mit deren Personal bis Bebra und bis Hamburg. Zumindest bis zum Transitabkommen. Ob das danach auch noch so war, weiß ich nicht.