Und weil es so schön ist hier noch die Geschichte zum 174 001.
Wer denkt, ich sei ewiggestrig und trauere dem DDR-Reich hinterher, dem sei gesagt das dies nicht mal ansatzweise so ist. Wie leicht hätte die Revolution auch anders herum verlaufen können. Das Wort Wende mag ich persönlich im Zusammenhang mit den damaligen Ereignissen nicht so recht.
Die Baureihe 174 der Deutschen Reichsbahn
Wir schreiben das Jahr 1986. Der Schienenverkehr in der DDR hat seine Leistungsgrenze erreicht. Auf manchen Hauptstrecken wird im Blockabstand wie zu Kriegszeiten gefahren. Der
Oberbau, die Brücken, usw. alles ist täglich höchsten Belastungen unterworfen und eine Entspannung der Lage nicht in Sicht. Zwar werden erste Gedanken laut, Loks der Baureihe 118.1, 130, 131 sowie 120 bis 1995 abzustellen, vorerst ist dies aber nur ein kühner Gedanke...
Das stetig fortschreitende Jugendobjekt Elektrifizierung und der damit verbundene Einsatz von Neubauelektroloks der BR 243 setzt dadurch Loks der Baureihen 132, 119, 118 sowie 110ff frei. Diese wandern nun von den Hauptstrecken auf die Nebenbahnen, welche teilweise aus militärischen Gründen für 20t Achslast ausgebaut sind.
Es gibt Bestrebungen wichtige Nebenbahnen im Erzgebirge unter den Fahrdraht zu bringen. Bis 2000 soll die Strippe in Annaberg-Buchholz und Schwarzenberg hängen... Auch die Nebenbahn mit Hauptbahncharakter Altenburg – Zeitz soll in den 90er Jahren unter Fahrdraht sein. Erste Vermessungsarbeiten eines Gen. Stumpf für die Standorte der Fahrleitungsmasten finden noch 1989 statt...
Auf vielen Nebenstrecken verkehrt der LVT der BR171/172, welcher Ende der 80er Jahre seine Grenznutzungsdauer eigentlich schon überschritten hat und nur dank erfinderischer Leute im zuständigen Unterhaltungs-Raw in Halle immer noch läuft. Die Verantwortlichen Stellen der DR wissen gar wohl um die Probleme auf den Nebenbahnen, kann man dort aber aufgrund der geringen zulässigen Achslasten nur wenige der durch die Elektrifizierung frei werdenden Großdieselloks einsetzen. Man schielte neidisch in Richtung Westen. Dort bewährten sich die leichten
Triebwagen der BR 628.1 auf einigen Nebenstrecken schon eine ganze Weile. Genau das sind die Fahrzeuge, welche wir hier so dringend bräuchten. Aber vom Klassenfeind Triebwagen kaufen?! Nein, so etwas kommt überhaupt nicht in Frage!
Die Zeit geht ins Land, wir schreiben das Jahr 1989. Im Sommer beginnen erste Bundesbürger ihre Flucht in die DDR über Ungarn und die CSSR. Anfangs von der Bonner Regierung nicht beachtet und als arbeitsfaule Subjekte betrachtet formiert sich Anfang September 1989 der Widerstand in den großen Städten der BRD. Allen Widerstandszentren voran nimmt gerade in München Anfang Oktober eine Demonstration ihren Lauf, welche alles verändern sollte.
Die Polizei geht mit Wasserwerfern und Schlagstöcken brutal gegen die Demonstranten vor. Diese rufen immer wieder Ihre Losungen „Keine Gewalt!“ und „Wir sind das Volk!“, leider ohne Erfolg. Man fordert Gerechtigkeit und ein Abdanken der Bonner Lobbypolitiker sowie ihrer Profit über alles setzenden Managergefolgschaft.
Als am Abend des 9.11.1989 ein gewisser Heiner Geißler vor den Medien der Welt verkündet, das die Grenzen nun in alle Richtungen offen seien und man nun auch ohne Visum in die DDR einreisen darf, da hält es die Bundesbürger nicht mehr in Ihren Sesseln. Mann und Maus fahren in Richtung innerdeutsche Grenze und die Bewohner der grenznahen Orte liegen sich in den Armen.
Fortan wird auf den Demonstrationen die Einheit Deutschland gefordert. Sprüche wie „ Kommt die Mark nicht zu uns, dann gehen wir zu ihr!“ machen fortan die Runde. Nur wenige wollen am alten System Kapitalismus in der BRD festhalten. Viele haben bei einem Besuch in der DDR zwar viel schlechtes, dafür aber um so mehr Gutes gesehen und schätzen gelernt. Ein völlig neuer Staat soll entstehen, ein neues Deutschland!
Man hatte aber nicht mit der Schlitzohrigkeit der DDR-Führung gerechnet. In Windeseile wurden Wahlen in der noch alten BRD anberaumt. Das Ergebnis von 91% Wahlbeteiligung und 87% aller Stimmen für die SED war eigentlich von vornherein klar, hatte man die Bundesbürger doch mit der Grenzöffnung von ihren revolutionären Gedanken, ihr Land zu reformieren, flugs weggebracht und sie nur noch Augen und Ohren für die große Sache des Sozialismus haben lassen.
Es kam was kommen musste, am 3.10.1989 wurde der Einigungsvertrag zwischen DDR und BRD geschlossen und die BRD trat dem Wirtschaftsgebiet der DDR bei.
Nun wurden die großen Konzerne enteignet und verstaatlicht. Auch die DÜWAG (vormals Waggonbau Uerdingen) wurde dem Kombinat LEW in Hennigsdorf unterstellt. Fortan lautete die Bezeichnung des Betriebes:
VEB „Ernst Thälmann“ DÜWAG Düsseldorf, Betrieb des VEB KLEW Hennigsdorf
Den Betrieb übernahm man von der Treuhand für eine symbolische Mark und hatte nun die Kapazitäten für die dringend benötigten LVT. In der BRD noch unter der Baureihenbezeichnung 628.4 entwickelt, hört dieser Triebwagen jetzt auf die Reichsbahnbaureihennummer 174. Ein erstes Baumuster wurde anlässlich des 42. Jahrestages der Gründung der DDR vom VEB DUEWAG an die DR übergeben und bei der VES-M Außenstelle München Freimann eingehenden Tests unterzogen. Egal ob auf den Erzgebirgsstrecken, im Schwarzwald oder den Alpen, ob in Mecklenburg, der Altmark oder im Odenwald, das Fahrzeug wurde dank der tatkräftigen Hilfe der Entwicklungsingenieure aus Henningsdorf ein voller Erfolg.
Seine öffentliche Präsentation erfolgt auf der Leipziger Frühjahrsmesse 1993.
Diese Geschichte ist frei erfunden, Ähnlichkeiten mit wahren Begebenheiten sind rein zufällig. ;-)