Hier noch die Entstehungsgeschichte der Vorbildlok BR117: ...
Da gibt es auch eine Alternativversion, die etwas anders ausging.
Ausgangspunkt ist der Artikel „Die Rundnasen kommen“ im MEB 04/2000:
„Nachdem in 2000 erstmals und später mehrfach im ModellEisenBahner über die Geschichte und den Einsatz der NOHAB-Loks berichtet wurde, erinnerte ich mit an ein länger zurückliegendes Gespräch mit einem ehemaligen Kollegen und Mitarbeiter der Hauptverwaltung Maschinenwirtschaft der Deutschen Reichsbahn. Dies nahm ich zum Anlass für ein längere Recherche. Jetzt bin ich jedoch an einem Punkt angekommen, an dem ich die Leser bitte, mir weiterzuhelfen.
Doch zunächst möchte ich die wichtigsten Ergebnisse meiner Recherche kurz zusammenfassen:
Die beschriebene Propaganda, mit welcher die an die MAV gelieferten
Lokomotiven durch die DDR rollten, verhallte nicht ganz ungehört, wenn auch eine Reaktion darauf erst viele Jahre später erfolgte. Bekanntlich musste sich die DDR dem RGW-Diktat beugen, dass Streckenlokomotiven der mittleren Leistungsklasse, der späteren Baureihe 119, durch Rumänien zu liefern sind. Die Lieferung der Lokomotiven zog sich jedoch in die Länge, während der Bedarf an diesen Lokomotiven immer dringlicher wurde. Zum Glück für einige
Dampflokomotiven (insbesondere der BR 95), deren Leben dadurch verlängert wurde.
Und so kam es, dass ein Mitarbeiter der Hauptverwaltung der DR in eigener Verantwortung (! – dafür wurde er später zur Rechenschaft gezogen ...) am Rande einer OSShD-Sitzung in Warschau mit der MAV einen Deal aushandelte: Die MAV sollte der DR zu Testzwecken eine ihrer NOHAB-M 61 überlassen. Die Beweggründe des genannten Mitarbeiters sind und bleiben unbekannt. Immerhin wurde die letzte NOHAB-Lok 10 Jahre vorher ausgeliefert, die Beschaffung weiterer Lokomotiven dieser Bauart dürfte daher keine Rolle gespielt haben. Zu vermuten ist, dass durch diese Aktion der nötige Druck auf den Hersteller in Rumänien ausgeübt werden sollte.
Im April 1977 war es dann soweit, der genannte Mitarbeiter der HvM hatte – teilweise in Unkenntnis seiner Vorgesetzten (auch der Verkehrsminister wusste nichts davon !) mit dem RAW „Wilhelm Pieck“ Karl-Marx-Stadt die Herrichtung einer Lokomotive auf DR-Standard sowie einer neuen Farbgebung und mit der VES (M) Halle das vorzunehmende Versuchsprogramm vereinbart. Ende April oder Anfang Mai traf die M 61 019 in Karl-Marx-Stadt ein. (Interessanterweise wurde zum gleichen Zeitpunkt die 119 001 nach den Probefahrten in Rumänien an die Deutsche Reichsbahn übergeben.)
Die Herrichtung der NOHAB-Lokomotive ging dank der Hilfe von ungarischen Kollegen reibungslos vonstatten und war nach ca. zwei Monaten abgeschlossen. Das äußere Design orientierte sich an den Lokomotiven der Baureihe 118 bzw. 119. Die Lok erhielt abweichend davon einen grauen Rahmen, ein Farbkonzept, das erst wieder mit der Sonderlackierung der 118 585 bzw. später bei der nunmehr als BR 219 bezeichneten ex. DR-BR 119 aufgegriffen wurde.
Mitte Juli wurde die Lokomotive – mittlerweile als 119 501 in den Bestand der DR eingereiht und buchmäßig dem Bw Halle P zugeordnet – der VES (M) Halle übergeben.
Neben Standversuchen (z. B. Abgas- und Geräuschmessung) dürften auch einige Fahrversuche absolviert worden sein – teilweise mit Bremsloks, teilweise auch im Reise- und/oder (?) Güterzugdienst. Genaueres ist hierzu nicht bekannt, da die auffällige Lok mittlerweile im Verkehrsministerium bekannt war und von dort die sofortige Einstellung der Versuche und die Rückgabe an die MAV angeordnet wurde. Die Versuche wurden daraufhin Ende August/Anfang September eingestellt und die Lokomotive im RAW Karl-Marx-Stadt wieder zurückgerüstet. Angeblich soll sie in der DR-Farbgebung zurück nach Ungarn überführt worden sein. Die MAV hätte daraufhin die Lok in eigenen Werkstätten umlackiert. Die Kosten wurden von der DDR übernommen. Wahrscheinlich war die M 61 019 damit auch die erste Lok dieser Baureihe im neuen MAV-Design. (Interessanterweise ist sie in dieser Farbgebung im Katalog des VEB Berliner TT-Bahnen aus dem Jahr 1978 abgebildet und diente als Vorbild für das ab diesem Zeitpunkt aktuelle Modell der MAV-NOHAB.)
So endete ein interessanter Versuch, der einige weit reichende personelle Konsequenzen nach sich zog...
Leider konnte ich trotz umfangreicher Bemühungen kein Foto der Lokomotive in der DR-Lackierung auftreiben und bitte daher auf diesem Wege die Leser des „ModellEisenBahners“ um Mithilfe. Auch weitergehende Hinweise zum Einsatz dieser Lok sind erwünscht.
Anhand des eingangs erwähnten Gesprächs und einiger im Rahmen meiner Recherche aufgetauchten Hinweise habe ich ein Modell der Lokomotive entsprechend lackiert. Es ist auf meiner Modellbahnanlage im „Probebetrieb“ im Einsatz.“