So, und jetzt schweife ich mal ein bißchen vom Thema ab:
Die Diskussion um die EW1 zeigt meiner Ansicht nach das Grundproblem von TT auf.
Dazu erst einmal ein Zitat aus einem Leitartikel des 'Railroad Model Craftsman' von 1980:
Es geht hier zwar um die Verhältnisse in USA, wo TT zwar geboren wurde, aber mittlerweile nur noch von ein paar hundrt Leuten betrieben wird, doch das ändert nichts an den grundlegenden Verhältnissen.
TT was almost like HO
By Harold Carstens
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.. TT slowly faded to its resent minuscule interest level, a departure hastened by the advent of N scale. N scale possessed the one major factor TT didn’t have: a size sufficiently distant from HO to make a truly different in appearance.
TT war fast wie H0
..TT schrumpfte langsam auf seine jetzige sehr kleine Interessengruppe und dieser Verlust an Anziehungskraft wurde noch durch die Markteinführung von N beschleunigt. N besitzt eine Eigenschaft, die TT nicht hat: Eine ausreichend von H0 entfernte Baugröße, die es im Aussehen wirklich von H0 unterscheidet.
Es gibt Marktuntersuchungen über die erfolgreichen Baugrößen auf dem Modellbahnsektor und deren Ergebnis ist, daß eine neue Baugröße nur dann hinreichend Aussicht auf Erfolg am Markt hat, wenn sie sich zur nächsten um den Faktor 1,5..2 unterschiedet. Weswegen ist jetzt der Wirbel um 'T' wohl entstanden und warum hat der Hersteller diesen Maßstab gewählt? Eben.
TT mit 3/4 von H0 ist in dieser (kommerziellen) Hinsicht ein Wagnis und man kann nicht erwarten, einen Massenabsatz zu haben, der hohe Investitionen aussichtsreich erscheinen läßt. Das schlägt sich in den Produkteigenschaften nieder.
TT ist aber eine Spielwiese für die, deren Interesse an der Modellbahn darin besteht, etwas selbst zu bauen, was es nicht zu kaufen gibt und vielleicht auch nie geben wird. Genauso liegt der Reiz der Baugröße für mich darin, daß es gerade nicht alles in viel besserer Ausführung von der Stange zu kaufen gibt, sondern daß ich es mir selbst bauen muß, indem ich entweder von Null oder mit einem industriellen 'Halbfertigprodukt' beginne, daß ich mir nach meinen Wünschen und Vorstellungen fertigbaue. Im Gegensatz zu den ausgefeilten Fertigprodukten muß ich hier nicht, wie in H0, erst mal wer weiß was alles demontierern oder zerschneiden, um das damit zu machen, was ich will. Wer traut sich denn in H0 noch, die wahnsinnig teuren, extrem filigranen Modelle eines bestimmten Vorbilds in ein anderes abzuändern? Das Risiko des Totalverlusts ist sehr hoch. Warum klagen denn immer wieder Leute über die fehlenden Taschengeldmodelle? Das ist bei TT anders. Ich bekomme oft ein Basismodell, und sei es aus der Bucht aus Altbeständen, das als Grundlage für Ausgestaltung in jede Richtung dient. Das Ergebnis ist etwas, wenn fertig produziert, sich niemals für einen Hersteller rechnen würde. Die Modellbahn ist vom Vehikel, das den Stand der Technik und den Fortschritt symbolisiert, zu einem normalen Spielzeug unter vielen geworden. Sie kann nur existieren, weil sie für mich jedenfalls die beste Plattform darstellt, alle kreativen, handwerklichen und technischen Fähigkeiten zu üben und Ergebnisse zu erzielen. Wenn ich alles, was ich mir mit Mühe und auch Freude selbst erschaffen habe, sowieso in Industriequalität kaufen kann, warum soll ich mich damit längere Zeit befassen? Das ist perfekt und deshalb nach kurzer Zeit uninteressant.
So, und jetzt zurück zur EW1. In der jetzigen aktuellen Bauausführung ist dies eine betriebssichere Weiche mit annehmbaren Produkteigenschaften, wenn man nicht den Ehrgeiz hat, maßstäblich lange moderne Fahrzeuge darauf verkehren zu lassen. Und was den Antrieb betrifft: Jahrzehntelang hat sich die einschlägige Modellbahnpresse bemüht, den Herstellern klarzumachen, daß der an die Weiche angebaute Antrieb dem modellbahnersichen Anspruch nicht genügt. Kaum sind die letzten Weichen dieser Art verschwunden, geht das Gejaule los.
Mit dem Bettungsgleis hat die Industrie, angefangen mit Märklin vor gut 20 Jahren, versucht, die Teppichbahner wieder einzufangen. Aber gerechnet hat sich das nicht. Ich erinnere, daß von Delta für Kinder nur das C-Gleis übriggeblieben ist.
bezogen auf TT - gerade die Ausgangsprodukte für eigene Schöpfungen machen diese Baugröße anziehend. Wäre es anders, würde ich immer noch H0 fahren ( was ich fast 30 Jahre getan habe )
Gruß vom Heizer