Hallo Iwii,
Vorweg: ich will dir die Alterung nicht aufschwatzen, mir gefällt Deine Anlage auch ohne diese extrem gut!
Auf Youtube gibt es eine Reihe historischer Filme aus der Frühzeit des Farbfilms - z.B.
Dort kann man ganz gut sehen, dass Farbe an Gebäuden durchaus bekannt war. Auch bekommt man einen Eindruck, wie aufgeräumt oder sauber es seinerzeit war.
Gruss, iwii
Farbe gab es immer, nur gab es keien Farbfilme
. Das hier ist ein kürzlich mit künstlicher Intelligenz nachcolerierter Film auch aus einer anderen Zeit (1931). In Epoche 1 gab es Abbildungen in Farbe nur auf Gemälden.
Barock und Renaissance waren bekannt für die farbenfrohen Fassanden der Häuser der Reichen. Im 19. Jahrhundert dagegen wurde selbst bei den vermögenden Bürgern und Adeligen grauer. Semper sagte
z.B. "Es spreche das Material für sich und trete auf, unverhüllt, in der Gestalt, in den Verhältnissen, die als die zweckmäßigsten für dasselbe durch Erfahrungen und Wissenschaften erprobt sind. Backstein erscheine als Backstein, Holz als Holz, Eisen als Eisen, ein jedes nach den ihm eigenen Gesetzen der Statik".
Erst mit in der Gründerzeit gebauten Häusern kamen Farben wieder in Mode, aber immer noch wesentlich dezenter als heute, wo alles bunt wie Lego ist.
Gefache an Fachwerkhäusern wurde i.d.R. mit Sumpfkalk geputzt als Schutz. Der kann mit Bindemittel und Pigmenten versehen werden. Ob das gemacht wurde war sicher regional sehr unterschiedlich und hängt vor allem vom Vermögen der Hausbesitzer ab.
Wenn man sich Fotos aus der Zeit von 1870-1900 anschaut, so sind Fassaden von damals älteren Häusern meist schattiert, was darauf hindeutet, dass es einerseits kein frischer gleichmäßiger Anstrich war oder dass es leichte Feuchtigkeitssschäden gibt, z.B. das hier.
Aufnahme von 1870 (google) oder die Häuser hier:
Erinnerungen an eine versunkene Welt (hasborn.de)
Die Feuchtigkeitsverfärbungen haben ihr Ursachen häufig in den Ställen im Erdgeschoss, wo die Feuchte der Tiere in die Wände ging. Zudem haben die Häuser oft nur Natursteinmauerwerk im Fundament und Sockel, das keine 100% dichte Horizontalsperre ermöglicht. Das Probelem haben heute noch viele in ihren Altbauten (wir auch).
Ja aufgeräumt und ordentlich war es sehr viel mehr als heute, da wollte sich keiner die Blöße geben. Dass man illegal Parolen an die Wand schrieb kam vermutlich erst in stark politisierten Weimarer Republik auf. Aber bei weitem nicht in dem Ausmaß der Schmierereien von heute.