1968 wurde in Dessau der VEB (K) Rationalisierung der Öffentlichen Versorgungswirtschaft (ÖVW) gegründet.
Das erste Produkt war der Abrollkipper (auch Kipper-Container-System bzw. Eincontainerkraftwagen genannt) auf Basis des IFA W50. Er entstand binnen kurzer Zeit in Kooperation mit der Stadtreinigung in Leipzig. Für die Grobmüllentsorgung standen unterschiedliche Containergrößen (flach, mittel, hoch) zur Verfügung. Bei den Seriencontainern war die Heckklappe oben angeschlagen.
Hier zwei Varianten mit modifizierten Container:
Passend dazu wurde auch ein Anhänger mit identischen Aufbau entwickelt. So richtig durchgesetzt hat er sich aber nicht. In meiner Kindheit habe ich ihn einmal bei einer Sperrmüllabfuhr der Rostocker Stadtreinigung gesehen.
Die Container mit den Deckel folgten in Laufe der Zeit. Sie sollten die Müllabfuhr in den Neubaugebieten rationalisieren... In meiner Kindheit standen die Container in einem Rostocker Wohngebiet, wo man aus mehreren Häusern die Ölheizung rausgerissen hatten und stattdessen auf Braunkohleheizung umgestellt hatte. Mit den Containern wurde die Asche abgefahren.
Eine Sonderform ist der SW-30 C Container der Feuerwehr. Dieser wurde 1978 von einem Neurerkollektiv der Werksfeuerwehr vom Kombinat "Schwarze Pumpe" als Nachfolger für den Schlauchkraftwagen auf Basis des IFA S4000-1 entwickelt. Zwischen 1979 und 1986 wurden 65 Exemplare des IFA W50L/KC-SW30C für Feuerwehren in der DDR gefertigt.
Die Stadtwirtschaft Berlin setzte den Abrollaufbau auch Fahrzeugen aus der CSSR (Skoda 706 RTS, Skoda MTS24 bzw. LIAZ S150) ein. Es hat auch Pressmüllcontainer für den Abrollaufbau in Berlin gegeben (möglich, dass diese aber erst in der Wendezeit abgeschafft wurden).
Der Abrollkipper IFA W50L/KC wurde nie in das offizielle Vertriebsprogramm von IFA Ludwigsfelde aufgenommen.
Im Gegensatz dazu wurde der IFA W50L/LC 1972 offiziell in das Vertriebsprogramm aufgenommen. Hinter dieser Bezeichnung verbirgt sich das "Kran-Müllfahrzeug" bzw. "Mehrcontainerkippkraftwagen". Dieses Entwicklungsauftrag wurde 1969 durch die VVB Automobilbau ausgelöst.
Das Ziel war es, sich unabhängiger vom Import des BOBR-Müllwagen (Skoda 706 RTK) zu machen und gleichzeitig finanzielle Mittel einzusparen. So soll pro Fahrzeug 66.000,- Mark und pro Jahr 16.000,- Lohnkosten eingespart worden sein. Ob diese Rechnung auch in Praxis aufging?
ÖVW fertigte ab 1972 auch einen Absetzkipper auf Multicar-Fahrgestell.
Den Aufbau gab es tatsächlich schon auf Basis des M22. Nur leider ist das Bildmaterial dazu sehr rar.
Ferner entstanden auf Klein-Kehr-Maschinen in zwei Versionen.
Mit dem Multicar teilen sich die Klein-Kehr-Maschinen nur das Fahrerhaus. Der Motor stammte vom Wartburg!
Es wurden auch Prototypen von Pressmüllfahrzeugen auf Basis des W50 bzw. L60 mit 3achs Chassis entwickelt. Diese sind aber nicht in die Serienfertigung überfährt worden.
Dieses 3achs Chassis entstand in Dessau.
Nach der Wende wurde der Entwicklungsleiter von ÖVW, Herr Meier, zum Geschäftsführer seitens der Treuhand ernannt. In der Firma Dautel fand man einen Partner aus den alten Bundesländern. Nach dem Dautel selbst in Turbulenzen gekommen war, sollte 1995 der Dessauer Standort geschlossen werden. Aber nicht mit Herrn Meier. Er nutzte die Chance und die Firma Meier Ratio wurde gegründet. Seither ist die Firma einer der Marktführer im Bereich Absetzkipper mit allen Höhen (innovative Lösungen) und Tiefen (Insolvenz in Eigenverantwortung um 2020 - erfolgreich überstanden), die das wirtschaftliche Leben bietet. Die Firma ist heute auf dem Gelände des einstigen Waggonbau Dessau angesiedelt.