Schlechte Fotos muß man mit viel Text zuschütten, darum heute ein kleines Märchen zur Besänftigung des qualitätsorientierten Publikums.
Es war einmal vor langer Zeit, da lebte eine nicht sehr begüterte Familie in einer großen Hafenstadt an der Elbe. Für ihren sehnlichsten Wunsch kratzte das junge Elternpaar das Letzte zusammen, und eines Tages fuhr der Familienvater einen alaskagrauen Trabant 601 aus zweiter Hand auf den Hof. Da weinte die Gattin bittere Tränen: „In diesem grauen Ding stecken all unsere Ersparnisse?“ Er gelobte, zumindest das Dach aufzuhellen und ließ Beziehungen bis nach Zwickau spielen für ein Döschen pastellblauen Lack.
Zur selben Zeit begab es sich, daß ihr Söhnchen und sein Cousin vor ihr Baumhaus eine selbstgezimmerte Bank stellten. Stolz führten die Jungs den Erwachsenen ihr Baumhaus vor: mit einer pastellblauen Bank davor! – So kam es, daß der Wagen ein granadarotes Dach bekam; die Mutter war's zufrieden.
Einen Unfall später erstrahlte der reparierte Trabant pastellblau mit pastellweißem Dach, woraufhin ihn der Vater des Cousins erwarb. Doch ein böser W50-Fahrer schnitt die Kurve und verschonte nur das pastellweiße Dach des parkenden Trabants. Da nun gerade dieser Farbton verfügbar war, verließ der Wagen diesmal in Neptunblau die Werkstatt, erhielt den Kosenamen „Blauer Klaus“ und fuhr als solcher froh und glücklich bis ans Ende seiner Tage, die ein weißer Lada Samara besiegelte.
Das, liebe Kinder, war also das Märchen vom Blauen Klaus, dem nun ein kleines Denkmal gesetzt werden soll – auf Basis eines armeegrünen Trabant 601, der von einem hübschen Prinzen aus seinem Dornröschenschlaf in der Bastelkiste wachgeküßt wurde.