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Von Kleinklöten nach Großbommeln

Das habe ich mit einem Experten für historische Beschläge diskutiert und mußte einsehen, daß alles seine Richtigkeit hat. Die Türen müssen nach innen öffnen, weil ihnen bei Öffnungsrichtung nach außen die Schamwand im Weg wäre und man das Klo nicht betreten könnte. Was man sieht, sind nur außen aufgeschraubte Laschen zur Verstärkung der innenliegenden Bänder. Derlei hat es bem Vorbild oft gegeben und VERO hat es entsprechend übernommen. Hätten diese erhabenen Streifen Bänder darstellen sollen, so wären sie im Modell bis ans Ende des Türblatts geführt worden.

Nebenbei: Daß Abort-Türen nach innen aufgehen müssen, ist schon deshalb klar, weil man im Regelfall dringender hinein als hinaus muß.
 
.... Die Türen müssen nach innen öffnen, weil ihnen bei Öffnungsrichtung nach außen die Schamwand im Weg wäre und man das Klo nicht betreten könnte. Was man sieht, sind nur außen aufgeschraubte Laschen zur Verstärkung der innenliegenden Bänder...
Das ist mal wirklich fundierte vorbildrecherche bei absoluten rand-details. Ich bin schwer beeindruckt. 👍

Mit chael
 
Letzte Nacht wurden Dachdecker-Arbeiten am Bommelner Bahnhofs-Abort ausgeführt. Dessen neuer Hut besteht aus einer Polystyrol-Platte von 1 mm Stärke, die mittig gekerbt und gefaltet, dann an die alte Dachneigung angepaßt und mit den Ortgängen aus dem Bausatz verklebt wurde. Danach habe ich auch die hölzernen Giebelflächen eingefügt, die zuvor ihren lindgrünen Anstrich erhalten hatten. Ferner habe ich 1,5 mm breite Fasen an die unteren Dachkanten gefeilt, um ausreichend Klebefläche für die Dachrinnen zu haben.

Schließlich habe ich die Dachpappe aufgeklebt, bestehend aus Streifen ziemlich stark abgenutzten 150er Schleifpapiers. Es sorgt mit seinen Dellen, Flecken und Rissen für genügend Unruhe, um beim Betrachten keinen Anflug von Sterilität aufkommen zu lassen. Ohnehin wird es ja im letzten Schritt noch farblich behandelt.

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Das nachfolgende Foto zeigt nur zur Information die einzige Tür des Abortgebäudes, die sich nicht öffnen läßt. Sie weist zur Kulisse der Anlage und ist ohnehin die meiste Zeit verschlossen: Dahinter verwahrt die örtliche Scheuerfrau Eimer, Lappen, Schrubber, Putzmittel, Seife und Klopapier.

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Den heutigen Bild-Beitrag würde der „Stedelebener Kreisbote“ wahrscheinlich mit der Überschrift „Schamlos in Großbommeln“ auf die Titelseite hieven; wir allerdings wollen hier ganz sachlich bleiben und die nüchterne Frage in den Raum stellen, ob dieser kleine Ort der Entspannung und Erbauung eigentlich Schamwände benötigt.

Bisher fand ich diese als Detail ganz originell, zumal es mich als Kind hinter diesen hohen Wändenimmer ein wenig gruselte und man seine Traumata ja irgendwann aufarbeiten sollte. Unterdessen stören sie mich aktuell insofern, als sie den Blick auf den kleinen Scherz mit den beweglichen Türen verstellen. Und um ehrlich zu sein, finde ich den Anblick des Gebäudes ohne diese hözerne Barriere auch recht hübsch und einladend.

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Unterdessen stören sie mich aktuell insofern, als sie den Blick auf den kleinen Scherz mit den beweglichen Türen verstellen. Und um ehrlich zu sein, finde ich den Anblick des Gebäudes ohne diese hözerne Barriere auch recht hübsch und einladend.

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Nun, der Sichtschutz könnte auch kürzer sein, so dass er nur so breit ist wie die Türen selber, ggf. auch ohne Wand zwischen Mann und Weib, Dann sieht man die Türen besser.
 
Also,
diesen Sichtschutz habe ich bisher noch nirgendwo gesehen. Offenbar ist man in Großbommeln besonders schamhaft.
Selbst das Finkenheerder Bahnhofsklo, welches schon lange vor der Wende und dem Ende des Bahnhofs aus hygienischen Gründen und wegen der Geruchsbelästigung abgerissen wurde, hatte sowas nicht. Ich kann mich kaum noch erinnern - aber es ist möglich, daß zumindest kurz vor Schluss da gar keine Tür mehr drin war. Auf das Plumsklos hätte sich sowieso niemand mehr gesetzt und die ... wie nennt man eine mit "Pissbudenlack" gestrichene Wand hinter einer Ablaufrinne? zeigte ja nur Männer von hinten.
Soweit würde ich nun nicht gehen - obwohl die Tür ein zusätzliches Hygienerisiko darstellt. Wo keine ist, kann man sich nicht an der Türklinke infizieren.
Grüße Ralf
 
Also, diesen Sichtschutz habe ich bisher noch nirgendwo gesehen. Offenbar ist man in Großbommeln besonders schamhaft.
Selbst das Finkenheerder Bahnhofsklo, welches schon lange vor der Wende und dem Ende des Bahnhofs aus hygienischen Gründen und wegen der Geruchsbelästigung abgerissen wurde, hatte sowas nicht. (...)

Nanana, das wirft ja beachtliche Fragen auf! Sollte es etwa in Finkenheerd nichts gegeben haben, das vor neugierigen Blicken zu verbergen sich gelohnt hätte?
 
Wenn doch die hölzerne Barriere fällt, würde ich trotzdem zwischen den Türen ein Stück halbhohen Zaun stellen. Vielleicht lassen sich auch die Türen anders anschlagen, wenngleich die Raumaufteilung nur den dicken Fliegen bekannt ist.
 
Die Schamwand ist doch ein sicheres Erkennungszeichen für den Abort, insofern würde ich die nicht weglassen. Wohl aber die Türen dahinter, denn nur dann ergeben sie auch Sinn.
Die Türen, so wie sie hier angeordnet sind, geben, so sie nicht ganz geöffnet werden, nur den Blick auf die Zwischenwand frei, was will man da verbergen. Ohne Türen hingegen...
 
Schamwände haben nicht nur die Funktion des Blickschutzes! Die Bahnhoftoilette stand oft recht exponiert und so war es sehr zugig.
Die Schamwand hatte so auch die Funktion des Wind- und Wetterschutzes.
- So verhindert eine gute Schamwand auch Schneeverwehungen aus der Hauptwindrichtung... .
- Abnehmen des Winddruckes von Türblättern (Öffnungsfähigkeit der Türen bei Wind)

Hochachtungsvolle, hygienische Grüße
A.Simon

PS: Ich bin für die Schamwand. So ist das Gebäude klar als Abort zu identifizieren.
 
Auch von mir ein Plädoyer für die Schamwand,
evtl tatsächlich etwas gekürzt,
aber irgendwie gehört die da hin -

Wenn Du Sie wegließest um die Beweglichkeit der Türen zu feiern.... müsstest Du diese eigentlich auch mit Antrieb bauen und bei offener Tür sollte es was Nettes zu sehen geben:cool: .
 
Ich danke allen Interessenten herzlich für das Stimmungsbild zum Für und Wider der Schamwand. Diesbezüglich erkenne ich eine leichte Tendenz dafür, hege aber aufgrund der Äußerungen den leisen Verdacht, daß nur wenige solche Aborte noch selbst benutzt und sich deren Innenaufteilug eingeprägt haben. So befand sich der Donnerbalken eben gerade nicht, wie beim freistehenden Herzchenhaus, direkt hinter der jeweiligen Tür, und auch die Urinalrinne lag bei offener Tür nicht im Blickfeld. Die Schamwand diente also nicht dem Sichtschutz gegenüber anderen Benutzern, sondern gegenüber auf dem Bahnsteig Wartenden sowie Reisenden, die aus Wagenfenstern am Bahnsteig stehender Züge in Richtung Abort schauten.

Nun, wie dem auch sei: Ich werde die Schamwand nicht befestigen, sondern lose aufstellen und im Anlagenbetrieb ermitteln, was praktikabel und schick ist. Noch sind ja auch Restarbeiten nötig, und so durfte gestern nacht die alkoholfreie Woche nicht enden, ohne die letzte Gelegenheit für eine knifflige Fummelei genutzt zu haben.

Konkret ging es um die Gestaltung der etwas drögen Giebelwand. Sie ist auf der Anlage dem Empfangsgebäude zugewandt und für den Betrachter gut sichtbar. Da mir an der Stelle ein originelles Detail fehlte, verfiel ich auf die Idee, das Gute mit dem Notwendigen zu verbinden. Selbstverständlich benötigt ein Gebäude, dessen Hauptzweck sozusagen die Entwässerung ist, auch selbst eine seriöse Dachentwässerung. Der VERO-Bausatz sah für beide Dachrinnen die gleiche Fallrohrführung vor. Indessen lud mich die langweilige Giebelwand dazu ein, die Rohrstrecken über sie hinweg zusammenzuführen. Das ist weder schön noch selten, aber sonst kaum auf Modellbahnanlagen zu finden.

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Heute folgen lediglich zwei aktuelle Bilder vom Zustand des Bommelner Abortgebäudes nach der farblichen Behandlung von Dach, Dachrinnen und Fallrohren. Bis auf den noch anzubringenden kleinen Abzug auf dem Dach ist damit dieses außerplanmäßige Bastel-Intermezzo samt Scham-Offensive abgeschlossen. Ob die Wände eine leichte Patinierung erhalten, will ich erst entscheiden, wenn das Empfangsgebäude fertig ist. An diesem wird die Arbeit demnächst weitergehen.

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@TT-Poldij: Du meinst, ganz wie beim Vorbild?

An sich war ich eher geneigt, an der Außenwand lediglich gelbliche Flecken in hundetypischer Höhe nachzubilden. Innen jedenfalls soll das (nicht: der) Abort auf dem Bahnhof Großbommeln jedenfalls mehrfacher täglicher Reinigung unterworfen sein. Nicht, daß den Vorstand der "Stedelebener Kreisbahn" Beschwerden erreichen wie jene, die eine Elisabeth Hennig aus Gotha am 21. 9. 1922 an die Eisenbahn-Direction Erfurt richtete, betreffend "die katastrophalen Zustände der Sanitäranlagen auf dem Bahnhof Georgenthal":

"... und wollte vorher den (sic!) Abort für Frauen benutzen, fand denselben aber in einem unbeschreiblichen Zustand, der das Hineingehen verhinderte. Auf meine Beschwerde beim diensttuenden Beamten im Stationsgebäude wurde mir zur Antwort gegeben: 'Ja das ist hier immer so, eine Stunde, nachdem früh gereinigt ist, sieht es genau so aus.' Der Herr schien diese, gelinde gesagt, Schweinerei für selbstverständlich zu halten, aber nicht, daß man dann die Scheuerfrau nach einer Stunde noch mal hineinschickt und säubern läßt. Im Interesse der reisenden Frauen bitte ich, doch recht bald gründlich Wandel schaffen zu wollen."

Ziziert aus: M. Möller / H. Möller: Die Georgenthal-Tambacher Eisenbahn, Verlag Rockstuhl, Bad Langensalza 2015
 
So in der Art, allerdings ist der detailversessene Modellbauer dem Vorbild in mehreren Dingen voraus.
Das Häusl hat ja gar keine Grube darunter und schon die alten Römer wussten "Polystyrol non olet"
 
@TT-Frank: Das ist alles keine Kunst; Recherche gehört zu meinem Berufsbild. In diesem Falle fand sich der Text am Rande einer Nachforschung zum Vorbild des von mir sanierten Mamos-Stellwerks.

@120bernd: Es ist wohl eine Frage des Temperaments und wofür man dieses Forum benutzt. Manchen genügt es, Selbstgebasteltes zu zeigen und zugehörige Rechercheergebnisse mit möglichst exakten Quellenangaben zu unterlegen. Manche/r äußert gern fundierte Meinungen zu aufgeworfenen Fragen oder gibt hilfreiche Tips. Und dann gibt es jene, die nach dem Waldorf- und Statler-Prinzip alles aus dem Bauch heraus kommentieren, Themen von der Bühne in die eigene Loge umlenken, Threads kapern oder in vielen Threads Episoden ihrer Memoiren veröffentlichen. Das zerfasert zwar Threads, bläht sie auf, verärgert den TO und verscheucht dessen Publikum, gibt aber Punkte in der B-Wertung.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ergänzend zu den vorhergehenden Beiträgen sei heute noch die prinzipielle Lage von Empfangsgebäude und Abort des Bahnhofs Großbommeln im Bilde dargestellt – links ohne, rechts mit Gleis und Schamwand. Der Hausbahnsteig hat ene Länge von rund 70 cm beginnend ab dem westlichen Giebel.

Das Foto macht womöglich auch die Größenverhältnisse fürs Publikum etwas anschaulicher. Eine Geschmacksfrage ist sicherlich, ob beide Bauten ob ihrer verschiedenen Bauweise tatsächlich harmonieren.

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Eine Geschmacksfrage ist sicherlich, ob beide Bauten ob ihrer verschiedenen Bauweise tatsächlich harmonieren.
Ich mag sehr, was Du da bastelst, und finde es vor allem sehr schick und spannend, dass sich da jemand sein ganz eigenes Empfangsgebäude zusammenklöppelt (und uns am Entstehungsprozess teilhaben lässt - danke!).

Tatsächlich aber halte ich ein so bäuerliches Klohaus unpassend dafür, dass jemand von der Bahnverwaltung entschieden hat, sich fürs Empfangsgebäude so einen Portikus mit Säulen zu leisten. Natürlich kann man nun wieder die entsprechenden Hintergrundgeschichten erfinden, wie es dazu kam, aber als Betrachter der Anlage wird man diese ja nicht im Sinn haben. Man sieht dann also ein recht opulentes Empfangsgebäude und daneben eine Holzhütte zum Pinkeln... Wirklich plausibel erscheint mir das nicht.

Wie Du schon schreibst: Geschmackssache. Aber als Feedback wollte ich Dir das trotzdem mal da lassen.
Weiterhin frohes Bauen und Schreiben!
 
Das Empfangsgebäude ist für mich eine humorvolle Kombination von für eine Kleinbahn unmöglichen Baustilen.
Es waren beim Baustoffhandel noch par Säulen und ein Tympanon übrig - 20% und raus damit. In der DDR Nachkriegszeit hat man ähnlichen Unfug gebaut, als Theater in Hüttenstadt oder Kulturhaus in Rüdersdorf oder Leuna.
Als Bahnhof … die Eisenbahn hatte nie Geld für überflüssige Deko.

Übrigens:

Ich war letztens bei Horst Evers in der Vorstellung. Der kann noch viel besser vom Thema abweichen, als ich. Der schafft das sogar bis zu dreimal in einem Satz.

Grüße Ralf
 
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