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Von Kleinklöten nach Großbommeln

Das ehemalige „Empfangsgebäude“ in Finkenheerd wurde vor Jahren ohne Gelände (nicht mal die üblichen Abstandsflächen gehörten dazu) für 1500 € versteigert. Aktuell möchte der Besitzer das inzwischen vollkommen runtergekommene Gebäude für€ 25 000 verkaufen.
Wird wohl eher nix.
Das Stellwerk sieht dagegen noch ganz gut aus. Freilich ohne Umland geht das auch nicht.

Grüße Ralf

Wäre neTT die Politik mal draußen zu lassen …
 
Stellwerk





Gleisplan

 
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Als Ouvertüre zur heutigen Nachtmusik sei ein Rekurs in Sachen Portikus des Großbommelner Empfangsgebäudes gestattet. Denn unlängst lasen wir:

Eine ungerade Anzahl Säulen unter dem Tympanon wäre für die Griechen wohl ein Graus gewesen, aber es ist Modellbahn.

Gern pflichten wir jenem Stilkundigen bei, beim Bommelner Giebeldreieck handele es sich um eine Schmuckfläche alias Tympanon. Da jedoch, wer mit dem Tympanon glänzt, auch vom Pentastylos gehört haben sollte, wollen wir uns schützend vor den kritisierten Herrn Landbaumeister stellen.

Denn mögen es auch der antiken Tempel mit ungerader Frontsäulenzahl wenige gewesen sein: Den Griechen waren sie keineswegs ein Graus! Erstand das nie vollendete Olympeion in Akragas denn um 480 v. u. Z. nicht als Heptastylos mit sieben Säulen? War der Apollon-Tempel in Metapont mit neun Frontsäulen nicht ebenso ein Enneastylos wie der auch um 540 v. u. Z. der Göttin Hera geweihte in Paestum?

Unverkennbar orientierte sich unser Baumeister bei der Bommelner Portikus an einem Pentastylos. Mit einem unverwechselbaren Bauwerk beauftragt, wird er sich seiner Lehrjahre entsonnen haben, als ihn die übliche Studienreise an den Isthmus und ins unweit Korinths gelegene Thermos führte. Daselbst diente um 625 v. u. Z. ein Tempel mit 14 Säulen an der Lang- und fünf an der Schmalseite als kultisches Zentrum des Heiligtums Thermon.

Nun zurück nach Großbommeln, wo ebenjene Portikus – bis auf zwei Lisenen – ihre endgültige Gestalt erhalten hat. Die Säulen waren sachte von oben zu kürzen, um Platz für die Kapitelle zu schaffen. Die Toskanische Säulenordnung sieht dafür Halsring, Echinus und Abakus vor. Zum Glück bauen wir – „aber es ist Modellbahn“ – nicht im antiken Athen, Rom, Sizilien oder im Florenz der Renaissance. Im kleinen Großbommeln wurden die Kapitelle vereinfacht aus je zwei quadratischen und einem runden Stück Polystyrol montiert – in der alkoholfreien Woche immer noch gewagt genug! Am Ende müssen alle Säulen vor allem eines: gleich aussehen. Zudem ändern sich beim Kürzen deren Proportionen, woraus Nacharbeit folgt. Zuletzt wurde die dritte Stufe des Treppenpodests ergänzt.

Bhf_Grossbommeln_4684.jpg
 
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Moin,
sehr schön, wenn auch in meinen Augen eine Säule zu viel. ;)
Ich hätte noch eine Anmerkung zum Krüppelmansarddach des rechten Gebäudeteils.
Dort sind die Abdeckbretter an der Fassade nur unterhalb des flacheren oberen Dachteils. Üblich sind die aber auch unterhalb des steileren Dachteils. Das wäre noch nachzuholen.
 
(...) Dort sind die Abdeckbretter an der Fassade nur unterhalb des flacheren oberen Dachteils. Üblich sind die aber auch unterhalb des steileren Dachteils. Das wäre noch nachzuholen.

Ich weiß, ohne die unteren Putzleisten sähe der Giebel ja auch fürchterlich aus. Diese sollen laut Bauplan aber erst zuletzt ergänzt werden, denn sie müssen nahtlos in die später um den Giebel herumzuziehenden Gesimsstummel übergehen. Insofern bitte ich abermals um etwas Nachsicht.
 
Mir gefällt das EG gut. Sieht mir sehr nach Perlebertg Süd aus, wenn auch gespiegelt. Auch dort gab es 5 Säulen. Das Gebäude steht wohl immer noch. "Nur" die Eisenbahn fehlt. Wenn vor deinem EG mal Gleise liegen, sollte auch ein Triebwagen davor stehen und auf die Fahrgäste warten! :)
 
Da in Großbommeln die letzten Nachtschichten am Basteltisch zugunsten der Verarbeitung von 17kg Brombeeren drastisch verkürzt worden sind, sei hier zunächst nur auf die letztens unerwähnt gebliebene Patinierung des Gebäudesockels hingewiesen. Überdies soll der Blick nochmals auf die gestalterische Logik des Bahnhofszugangs gelenkt werden, verbunden mit einer freundlichen Warnung an eventuelle Nachahmer.

Wer genau hinsieht wird merken, daß die Lage der Portikus-Säulen exakt auf die der Tür- und Fenstersäulen abgestimmt ist. Weil damit die Gesamtansicht des Bauwerks steht und fällt, war dies von Anfang an zu berücksichtigen. Die Säulen auszurichten, ist dabei durchaus nicht trivial. Der kleinste Versatz oder Schiefstand sticht sofort ins Auge. Um dem vorzubeugen, wurden sie oben und unten verstiftet und die Stifte in präzise angerissene Bohrungen im Treppenpodest sowie gegenüber im Architrav versenkt. Endgültig befestigt kann alles erst nach der Patinierung werden, darum erscheint manches auf den Bildern noch windschief. Teils liegt es auch an der Verzerrung durch die Telefonkamera sowie an Schattenwürfen.

Bhf_Grossbommeln_4675.jpgBhf_Grossbommeln_4690.jpg

Ist es recht verstanden worden, daß nach Verlegung der Gleise vorm Bahnhofsgebäude ein Triebwagen aus Behnkenhagen nach Großbommeln überstellt wird? Der SKB-Vorstand ist entzückt! Sofern möglich, wird um DRG-Lackierung ersucht. :)
 
Hallo Stedeleben,
Ich hätte mal eine Frage zu Deiner Säulenordnung, die Du da „verbaust”
Ich sehe da die etwas gedungenen bzw. gestauchten Säulen, das müssten nach der antiken, griechischen Säulenordnung, sich um Dorische Säulen handeln. Diese haben eigentlich keine Basis (Säulensockel) und gehen direkt bis auf den Boden. Auch müsste das Gesims welches sie mit ihrem Kapitel abstützen auch etwas größer sein. Dies könntest eventuell so umbauen, das die Basis entfernt wird und das Gesims verstärkt wird.
Mein Unterricht in Baustilkunde bzw. Kunsthistorik an der Meisterschule sind bei mir allerdings nun auch schon etwas her, ein paar Sachen sind dennoch hängen geblieben. Ich müsste da noch mal in meinen interessanten Unterlagen stöbern, um es etwas genauer zu sagen.
Mir gefallen Deine Ideen mit Deinen Hintergrundgedanken zu Gebäuden und Baustilen extrem gut. Ich finde es auch wichtig, was neben den Gleisen so dargestellt wird und sich auch jemand Gedanken um dessen Ausführungen macht.

Für mich ein sehr interessantes Thema hier, eines der wenigen!!!

Viele Grüßle: Thomas
 
Der Bahnhof ist echt super geworden... Und klar, es müssen (!) 5 Säulen sein.
Ob die nun eindeutig dorisch sind oder der beauftragte Architekt sich da eine eigene Variante erlaubt hat...

Auf jeden Fall superschön...

LG Michael

P.S.: Auch Dein Schreibstil trägt zum Vergnügen bei
 
Da kann ich nicht mitreden. Als mein kürzlich viel zu früh verstorbener Schwager und meine Schwester 1999 ihr Haus gebaut haben, war eine Herausforderung 2 Rundstützen aus Beton im späteren Wohnbereich einzubauen. Also 1:1 und unverrückbar.
Das war schon spannend, weil die aus allen Richtungen parallel sein mussten. Zumindest optisch und Immerhin waren vier Diplomingenieure ohne Erfahrung im Betonbau beteiligt - es hat trotzdem funktioniert :).

Die „Säulen“ sind also dorisch, da einfach so stumpf dastehend. Gut. das nach 25 Jahren auch noch zu lernen :)
Nehme trotzdem keine weiteren diesbezüglichen Aufträge mehr an.

Grüße Ralf
 
Ja Herr Hoben,
da gebe ich Ihnen vollkommen recht, mir ging es nur darum weil das mit dem Baustil der Säulen mal hier erwähnt wurden war.
Aber sei es drum, es war meinerseits als keine böse Kritik gemeint, mir gefällt das Gebäude auch total. Mal was anderes als die üblichen Standardbausätze.
Ja und der der Schreibstil des Probanden, der lässt auch für mich keine Wünsche übrig. Sehr schön und sehr gerne von mir zu lesen!!!
Toll, dass es das hier doch gibt.
 
Welch ein Labsal, nach fünf Stunden Härtetest im Küchendienst hier kurz antworten zu dürfen.

Entschuldigend vorausgeschickt sei: Ich bin kein Experte, auch wenn ich mich im Beruf ab und zu mit Architektur herumschlagen mußte und entsprechende Literatur in diesem Haushalt etliche Regalmeter beansprucht. Manches ist nur rudimentär hängengeblieben, mancher Groschen aber auch nicht ganz ins Leere gefallen.

Soweit ich es verstanden habe, entstand die Toskanische Säulenreihung in der Renaissance unter Rückgriff auf die griechische und römische Antike. Im Vordergrund standen dabei im wesentlichen repräsentative Bauten (Kirchen, Paläste, Theater, Schlösser, Parlamentsgebäude ...), deren berühmte Baumeister sich an die strengen Regeln und Maße hielten. Abweichungen waren und sind indessen eher die Regel als die Ausnahme bei Profanbauten. Als Extrem gelten heutige Muster- und Fertig-Einfamilienhäuser, im Volksmund "Würfelzucker-" oder Papphäuser genannt, denen ihre Bauherren Säulenbaldachine anflicken lassen, um Architektur, Geschmack und Individualität vorzutäuschen. Leider entblößt sie gerade jenes Blendwerk als billige Massenware.

Zugegeben, auch das aus drei Standard-Einfamilienhäusern zusammengestückelte Großbommelner EG ist ein, wie man heute sagt, Low-Budget-Haus. Angelehnt an die Toskanische Ordnung wurden für seine Portikus sogenannte dorisierende Säulen verbaut, die womöglich nach einem Abriß preiswert erworben und angepaßt werden konnten. Der Terminus "dorisierend" besagt, daß ihre einfache, leicht gewölbte Form lediglich eine Annäherung an die klassische dorische Säule darstellt, die ja selbst als schlichte Urform der weit stärker strukturierten und verzierten ionischen und erst recht korinthischen Säulen galt.

Der Bommelner Baumeister vereinfachte sie sogar noch weiter, was der untergeordneten Bedeutung eines ländlichen Profanbaus entspricht: Das EG sollte im Umfeld bescheiden-repräsentativ wirken; ein Hauch Zierrat mehr, und es hätte albern ausgesehen.

Was @TT-Thomas sehr richtig erkannt hat: Gemäß Toskanischer Ordnung hätten die Säulen schlanker sein müssen, die aber wohl a) nicht zur Verfügung standen und b) unter der großen Fläche des Tympanon "überlastet" gewirkt hätten. Ein breiterer Architrav hätte c) diesen negativen Effekt noch verstärkt und d) auch wie ein Fremdkörper neben dem umlaufenden Dachgesims gewirkt. Alternativ kam für ein kleines Gebäude mit geringer Geschoß- und folglich Portikus-/Säulenhöhe nur in Frage, stärkere Säulen zu verbauen und diese enger als "dorisch/toskanisch" zusammenzurücken. Korrigiert sei TT-Thomas nur insofern, als die toskanische Säule anders als die dorische, von der sie abgeleitet wurde, eine Basis besaß.

Mit anderen Worten: Um der Ästhetik willen muß man zuweilen von klassischen Regeln abweichen. Ob das hier gelungen ist, mag jede/r für sich entscheiden.

Oh, das war jetzt aus dem Stegreif viel Text zur Nacht. Pardon und trotzdem Gute Nacht, allerseits!
 
Das Foto der heutigen Episode fällt in die Rubrik Maskenbildnerei: Wir malen uns ein Gesicht. Derzeit favorisiere ich ein weißes Empfangsgebäude. Weiße Fensterrahmen scheiden dann allerdings aus: Die Kontraste wären zu gering, selbst wenn ich beim Auftrag der Fassadenfarbe mit dem feuchten Pinsel lavieren und so den Putz leicht fleckig darstellen will. Zu stark dürfen die Kontraste wiederum auch nicht sein, damit die Farben nicht die Form überstrahlen.

Probeweise habe ich drei Fenster lindgrün gestrichen. So gefällt mir das schon ganz gut. Türen in diesem Format gibt‘s mal wieder nicht zu kaufen, die Konsequenz heißt Eigenbau. Zu schlicht sollen sie nicht aussehen, aber nüchterner als die Papier-Dummies, die ich mit Buntstift skizziert und für einen ersten Eindruck mit Prenaband eingeklebt habe.

Am Rande sei noch vermerkt, daß ich die Putzkanten an den Giebeln vervollständigt habe. Damit die Spalte zum nur aufgelegten Dach verschwinden, werden sie später etwas nachgesetzt.

Bhf_Grossbommeln_4738.jpg
 
... An einem edleren Bahnhof wurde in der Vorzeit bestimmt mit Bleiweiß gestrichen. Die Fensterrahmen bekamen im Lauf der Zeit einen leicht gelblichen Schimmer. Grau, grün oder braun (vllt. mit Firnes lasiertes Holz) waren eher an ärmlichen Bauten zu finden... .

VG André
 
@andre_simon: Daß Grau, Grün und Braun eher an ärmlichen Bauten zu finden waren, paßt ganz wunderbar in die Entstehungs-Legende meines Bahnhofsgebäudes. Es ist ja doch ein preiswerter Bau in einer nicht sehr wohlhabenden Gegend und Bauherrin eine finanziell nicht auf Rosen gebettete Kleinbahngesellschaft. Es wird also beim Lindgrün bleiben.

Man sollte sich indessen keinen Illusionen hingeben: Mal eben rasch mit dem Pinsel über die Fensterrahmen, schon sind sie alle schön grün? – Irrtum. Es ist wirklich Arbeit. Zumal mit derart blasser und noch zumal matter Farbe, die nicht sofort erkennen läßt, wo sie noch fehlt. Klebefalze müssen zudem unbemalt bleiben. Zu dick darf die Farbe nicht sein, zu dünnflüssig aber auch nicht, da die Verdünnung die Klebestellen der selbstgebauten Fenstereinsätze – im Bild unten die Einsätze der beiden Gauben – nicht anlösen darf. Kurzum, das heutige unspektakuläre Bild zeigt das Ergebnis eines kompletten Abendprogramms.

Bhf_Grossbommeln_4744.jpg
 
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