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Von Kleinklöten nach Großbommeln

Ich kann mir aber auch gut vorstellen, das ein Bahnwärterhaus in früheren Zeiten auch eine sogenannte Dienstwohnung war. Oft genug war ja ein kleines Gärtchen dahinter das eher nicht in 3 Schichten bewirtschaftet wurde
 
Ein Bahnwärterhaus ist eine Dienststelle (wie z.B. ein Schrankenposten) und höchstwahrscheinlich in drei Schichten besetzt. Da wohnt niemand!

Da liegt ein Mißverständnis vor. Es geht nicht um ein Bahnwärterhaus oder einen Schrankenposten, sondern explizit um ein Bahnwärterwohnhaus, das ich nachbauen will. Wie der Begriff schon sagt: Da wohnt jemand!
 
Wieder liegt eine Nachtschicht am Basteltisch hinter mir; nachfolgend der gegen drei Uhr morgens erreichte Bauzustand.

Nochmals ging es um die Fenster des Stellwerks, die ich nun wohl so lassen werde. Ohnehin wollte ich es gar nicht so weit damit treiben, aber zuweilen überkommt‘s einen eben.

Insbesondere sind nun die Erkerfenster angefertigt und eingesetzt. Sie haben außerplanmäßig doch noch Kämpfer erhalten. Damit passen die Fenster gestalterisch besser zu den anderen Fenstern des Obergeschosses. Nebenbei sind die Kämpfer Reste des leidigen Quarkbechers. Da das Material nur 0,2 mm stark ist, bot sich das für diesen Zweck an.

Im Erdgeschoß gibt es nun auch auf der Rückseite Fensterrahmen. Hier fand ich Fensterkreuze ganz angebracht. Am besten gefallen mir selbst allerdings die Schuppenfenster in ihrer Schlichtheit.

Mancher wird sich fragen, was an dem bißchen Stellwerk so lange dauert. Das letzte Bild mag es illustrieren. Die Fenstersprossen im Erdgeschoß sind zum Beispiel nur 0,3 bis 0,5 mm breit und 3 mm lang. Es kostet nicht nur Zeit, sie aus Polystyrol auszuschneiden und aufs exakte Maß zu kürzen, sondern die Teile schnippen auch alle naselang auf Nimmerwiedersehen aus der Pinzette – vorzugsweise, wenn sie endlich passen und eingeklebt werden sollen. Das ist dann stets der Moment für einen beruhigenden Kirschlikör oder ein Stück Nougat.

Ebenso zeigt der Ausschnitt den Unterschied zwischen bearbeiteten und unbearbeiteten Dachunterkanten. Die oberste Schindelreihe habe ich bereits ausgefeilt, jene direkt überm Dachkasten noch nicht. Aber drum herumkommen werde ich nicht. Im übrigen schrieb ich weiter oben, daß die Dachziegel eigentlich zu groß wären. Das ist ganz falsch, sie sind genau richtig. Das zu begreifen hätte ich nur aus dem Fenster unseres 1878 erbauten Hauses schauen müssen. Unsere Hofmauer ist mit 35 cm langen Ziegeln in Schindelform gedeckt. Bei Auhagens Strukturplatten sind sie 3 mm lang, das heißt: maßstabsgetreu.

Schließlich muß ich gestehen, daß mir das provisorische Schuppendach außerordentlich gefällt und ich nicht ausschließen kann, es einfach dabei zu belassen. Es handelt sich um die Lasche eines Amazon-Päckchens, das ich für ein Foto rasch zurechtgeschnitten und mit schwarzem Edding geschwärzt hatte.

Stellwerk_2850.jpg Stellwerk_2856.jpg Stellwerk_2857.jpg Stellwerk_2859.jpg Stellwerk_2861.jpg Stellwerk_2862.jpg
 
Nun, ich habe mich an diesem Beitrag mit den Bildern
orientiert, wo explizit 'Bahnwärterhaus' steht und die Bilder eines für ein Einfamilienhaus zu kleinen Gebäudes zu finden sind. Das reicht nicht mal für Stube/Kammer/Küche + Außenklo. Für so kleine Wohnungen hat man damals schon (Miets-)Kasernen gebaut, keine frei stehenden Gebäude.
 
(...)und die Bilder eines für ein Einfamilienhaus zu kleinen Gebäudes zu finden sind. Das reicht nicht mal für Stube/Kammer/Küche + Außenklo. (...)

Auch hier irrst Du. Das Bahnwärterwohnhaus von Mamos hat umgerechnet knapp 60 Quadratmeter Wohnfläche. Ich bin in einer exakt so großen Etagenwohnung aufgewachsen (Typ L1/L4). Zur Gründerzeit galt eine solche Wohnfläche für eine fünfköpfige Familie als komfortabel.

Ich habe vor Jahrzehnten mal ein Eisenbahner-Wohnhaus für zwei Familien gebaut (siehe Bild), angeregt durch entsprechende Zeichnungen und Fotografien im Buch "Die Eisenbahnen in Mecklenburg" von Lothar Schultz. Der Giebel entspricht nahezu der Giebelfläche des Mamos-Hauses, die Hauslänge ist doppelt so groß. Und dieses Modell ist, wie gesagt, nach realem Vorbild gebaut worden und typisch "Spur TT: Nicht zu klein, nicht zu groß, gerade richtig!" :)

Kreisbibliothek_0617.jpg

Übrigens ist die Aufteilung des Mamos-Bahnwärterwohnhauses von außen erkennbar ganz logisch: Im Hauptbau ist vorn die Wohnküche und hinten, wo ich das Fenster verschlossen hatte, lag die Schlafstube. Die Kinderstuben bzw. die gute Stube befand/en sich im Anbau, und sofern nicht (mehr) im Hof, lag das Plumpsklo mittlerweile sogar im Windfang: Rechts nach der Eingangstür ging's in die Küche, geradeaus zum Donnerbalken.
 
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Dem kann ich beipflichten. Wohnräume auch für Eisenbahner waren vor gut 100 Jahren noch extrem beengt. Ich beschäftige mich ja gerne mit den alten Sachsen: Eine einzelne Stube von vielleicht 20m2, dazu ein winziger Abstellraum und Flur als Windfang, Plumpsklo - fertig, reicht für einen Bediensteten niedrigster Klassen samt seiner mehrköpfigen Familie!

Nebengelasse für Essensvorräte, vielleicht etwas Kleinvieh etc. waren schon nicht mehr zwingend mit enthalten. Die durfte der Herr Beamte teils auf eigene Kosten errichten.
So ein ärmlicher Posten stand dann schon mal am Übergang einer Landstraße, einige Kilometer von den nächsten Dörfern entfernt, ganz alleine da. Schicht war 24/7/365, nix mit Dreischichtbetrieb. Züge standen nach Fahrplan fest (plus Sonderzüge) und wenn die kamen, hatte die Schranke unten zu sein.
Ersatz gab es allenfalls bei Krankheit oder Urlaub. Wirklich Schichten gab es m.W. nur entlang sehr dicht befahrener Strecken, wo keine typische Nachtpause bestand.
 
Kein Problem. Im übrigen weiß ich nun dank des hier eingestellten mecklenburgischen Eisenbahnerwohnhauses, wo die schönen Türen des Mamos-Stellwerks geblieben sind. Na ja, immerhin sind sie thematisch in ihrem angestammten Biotop geblieben.
 
In Deutschland ist der Achtstundentag seit 1918 gesetzlich vorgeschrieben
... Und die alten Sachsen waren da fast schon Geschichte. Ich habe hier in den letzten Wochen Literatur Zuhause, die unter anderem die Arbeitsverhältnisse solcher Posten beschreibt.

Und bei der Deutschen Reichsbahn (DDR) waren 13-Stunden-Schichten auch keineswegs unüblich. Die hatten dann eben offiziell eine dreistündige Schlafpause mit drin.
 
Hallo miteinander
bei Transpress gab es eine kleine Serie mit Lokführergeschichten uA Großvater und sein Dampfross von Anni und KLaus Richter
-dort wurde das Leben auf so einem Posten mehrfach beschrieben.
FB.
 
@Stedeleben will ein Bahnwärterwohnhaus gestalten, steht explizit in seinem Text!

Darum ging es (mir) gar nicht. Der Punkt ist, dass ein Bahnwärter nicht Eigentümer seines Dienstwohnhauses war, also Stedelebens Aussage zum mickrigen Einkommen des Bewohners keinen Bezug zum billigen Außenputz des konkreten Gebäudes hat.
 
Nun, in gewisser Weise schon. Es hätte doch sein können, daß die Bahnwärterfamilie Pächterin von Gebäude und Grundstück war und ihr daraus gewisse Mitwirkungspflichten beim Erhalt der Substanz erwuchsen, etwa die gelegentliche Erneuerung des Hausanstriches.

Aber bitte keine unnötige Aufregung; ich habe die ersten Teile in Arbeit und es wird schon Patina genug werden.
 
Traumatisiert von der praktischen Geometrie sowie vom Ausfeilen von Biberschwänzen, hatte ich bei der Dachgestaltung des Stellwerks einstweilen eine Erholungspause eingelegt. Gestern abend ging es endlich weiter damit, konkret wollte ich einen Schornstein aufsetzen. Das Mamos-Modell hatte seinerzeit einen Schornstein, der aus einem weißen Holzstab quadratischen Querschnitts sowie einem schwarzen Kopf aus Kunststoff zusammengesetzt war.

Ein Foto des hübschen stillgelegten Stellwerks im altmärkischen Eichstedt brachte mich auf die Idee, den Schornstein meines Revival-Modells imposanter zu gestalten, zumal ich ähnliche Konstruktionen auf vielen anderen Stellwerken mit steilen und hohen Dächern fand. Der Anfang ist, wie die Fotos zeigen, gemacht. Der obere Abschluß fehlt noch.

Mein Schornstein samt Laufstegen und Ringanker besteht aktuell aus zehn Einzelteilen. Die anzufertigen war etwas fummelig – die acht Mauerteile von 3,5 mm Breite mußten mit jeweils zwei 0,7 mm breiten 45°-Fasen versehen werden, bevor ich sie halbwegs ordentlich zusammenkleben konnte. Das dauerte seine Zeit, darum wurde es letzte Nacht mit dem Schornsteinkopf nichts mehr; der soll heute entstehen.

Wenn das erledigt ist, braucht das Dach noch Dachluke und Leiter sowie die Firstziegel. Das Material für die Dachrinnen liegt auch bereit. Dazu will ich Reste vom Kitbashing diverser Auhagen- und Mamos-Bausätze verwursten, was auf ein mühseliges Puzzle hinauslaufen dürfte. Aber man gönnt sich ja sonst nichts.

Stellwerk_2864.jpg Stellwerk_2872.jpg Stellwerk_2874.jpg Stellwerk_2876.jpg Stellwerk_2882.jpg
 
bei Transpress gab es eine kleine Serie mit Lokführergeschichten uA Großvater und sein Dampfross von Anni und KLaus Richter
Ja, unter anderem diese (zwei) Werke meine ich. Die geben einen durchaus schönen Eindruck darin wieder, wie es sowohl dem Großvater selbst erging als auch wie das Leben eines kleinen Schrankenpostens im Nirgendwo war.
Für die DR kann ich u.a. https://www.lehmanns.de/shop/sachbu...937496597-mit-schwarzem-blut-und-spitzendruck empfehlen - 80er Jahre und die 13-Stunde-Schichten noch sehr anschaulich beschrieben. Großartige Literatur übrigens, dringende Leseempfehlung!


@Stedeleben ich hab letzte Nacht auch Schornstein gebastelt, sogar für ein Bahnhäuschen mit darin befindlichem Wohnraum. Meine Fähigkeiten hatten da offenbar deutlich engere Grenzen. Wie bekommst du einigermaßen präzise 45°-Phasen an die Teile, ohne wahlweise Ziegelsteinchen zu zerstören oder zu viel stehen zu lassen? Und: Welches Plastikzeugs hast du genommen? (Ich hatte mir senkrechte Säulen vom Auhagen-Baukasten-System besorgt.)
 
Die Säulen vom Auhagen-System kenne ich leider nicht. Ich säge mir einfach die benötigten Streifen aus Auhagen-Strukturplatten oder irgendwelchen Abfallteilen anderer Modelle aus, begradige sie notfalls mit Schleifklotz oder Feile und bringe die Fasen dann mit der Schlüsselfeile an, während ich das jeweilige Teil zwischen Daumen und Zeigefinger halte. 45° lassen sich ganz gut per Augenmaß abschätzen, schlimmer wird es bei 60° oder 30°. Aber generell sind Werkzeugmacher hier gedopt; das erste Lehrjahr besteht zu 50 Prozent aus feilen, feilen, feilen. Das Gefühl dafür kriegst Du nie wieder raus aus den Händen. Erwähnte ich, daß Feilen meine Lieblingswerkzeuge sind? Ich bohre damit sogar, wenn's sein muß. Aber sagt's nicht dem Stardampf. :)

Ach so, ich vergaß: Kleine Fehler an so einer Schornsteinkante darf man gar nicht beheben. Dann erst sieht es nach dem Patinieren vorbildgetreu aus.
 
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Jetzt musst du nur noch dafür sorgen, dass der Schornsteinfeger aufs Dach kommen kann.
Grüße Bernd
 
Wenn unsere Katze Lisa irgend etwas wichtiges zu tun hatte, zum Beispiel eine Wollmaus jagen oder stundenlang unter eine Kommode stieren, weil da bestimmt ein Nager sein Versteck hatte, und es geriet ihr währenddessen zufällig die eigene Pfote vor die Augen, löste das in ihrem Hirn sofort das Programm "Putzen" aus, und alles andere wurde unmittelbar unwichtig.

Manchmal habe ich den Eindruck, dieses Verhalten hat in den 16 Jahren auf mich abgefärbt. So war der heutige Plan bekanntlich, einen Schornsteinkopf anzufertigen. Als ich mich dazu an den Basteltisch setzte, fiel mein Blick auf das preußisch nachzubauende Mamos-Bahnwärterwohnhaus. Und plötzlich hatte ich Material in den Fingern und ertappte mich Stunden später bei mehr oder weniger tauglichen technologischen Versuchen zur Herstellung gewölbter gemauerter Fensterstürze.

Darum kann ich nun keinen Schornstein mit Kopf zeigen, geschweige denn die längst zum Einbau vorbereitete Dachluke, sondern nur einen Nachtrag liefern, der meine Grundkonstruktion des Schornsteins illustriert. Zunächst hatte ich dessen logische Position im Hause festgelegt und danach die Dachdurchführung gebohrt und ausgefeilt. Als Grundkörper diente ein PS-Vierkantrohr von 3mm Kantenlänge. Darauf wurde dann das zur Darstellung von Ringanker und Laufstegen gedachte, auch vierkantmäßig gebohrte Stück Polystyrol gefädelt und in der entsprechenden Höhe fixiert. Schließlich wurde das PS-Rohr mit den auf Maß gefeilten Mauerwerksimitationen beklebt.

Stellwerk_2884.jpg Stellwerk_2885.jpg Stellwerk_2883.jpg
 
Guten Abend,

nun habe ich statt in Büchern bei Eisenbahnstiftung nach „wärter“ gesucht und diese Bilder gefunden:

Bildnr.
Bildbeschriftung
Anmerkung
20030
39 173 bei Schwäbisch Hall
3724
03 258 bei Bevensen
4461
023 042 bei Edelfingen
52645
Bahnwärter in Sachsen
mit Erklärung
11383
044 557 bei Northeim
13416
Blockstelle 157
25944
Schrankenposten bei Hessental
als Wohnung des Schrankenwärters diente
25428
118 051 bei Lindflur
25784
144 008 bei Neckartailfingen
25945
Schrankenposten 55 (1)
44187
58 1207 bei Schwarzenberg (4)
49853
051 630 bei Schenkenzell (2)
52155
001 230 am Bk Streitmühle
53188
218 und 217 bei Etzelwang
54092
Prost Mahlzeit !
Essen wird gebracht!
54180
150 Jahre D. Eisenbahnen (52)
54574
150 Jahre D. Eisenbahnen (58)
57168
150 Jahre D. Eisenbahnen (167)
57708
150 Jahre D. Eisenbahnen (216)
61670
Dieselparadies Allgäu (282)
63640
23 105 bei Hersbruck
64943
Abschied von der BR 23 (16)

Demnach gab es bewohnte und bewohnbare Gebäude.
Vielleicht einige Anregungen, auch für das Umfeld bzw. die gepflegten Blumen.

Viele Grüße
Michael
 
Auch heute gibt es hier keinen Schornsteinkopf am Stellwerk zu sehen. Indessen war der gestrige Kampftag auch nicht ganz ohne Ergebnis. Wie geschrieben, fanden am hiesigen Basteltisch Versuche statt, mit Blick aufs Bahnwärterwohnhaus Fensterstürze anzufertigen. Was dabei herausgekommen ist, zeigen die Fotos.

Zur Technologie: Wieder wurden Abfälle verwendet, in diesem Fall ein Restteil vom Aussägen des Stellwerkdaches. Auf diesem habe ich einen Ring von 18 auf 16 mm Durchmesser angerissen, ausgefeilt und später die Ziegelstruktur darauf eingraviert. Das erste Ringsegment mußte sogleich für eine Wand des neu entstehenden Bahnwärterwohnhauses herhalten. Diese wurde aus einer Auhagen-Strukturplatte ausgesägt, in welche ich wiederum eine Fensteröffnung von 11 x 8 mm eingebracht habe. Mit der Vogelzunge habe ich dann an der Oberseite die Kontur des Sturzes nachvollzogen und diesen, als das geschehen war, so eingelassen, daß sich ein Überstand von ca. 0,2 mm ergab. Das verbessert nach dem Patinieren die plastische Wirkung.

Probeweise habe ich mal eines der selbst angefertigten Fenster eingesetzt. In meinen Augen sieht es gefälliger aus als beim Mamos-Bausatz und genügt meinen Bedürfnissen vollauf. Als blickdichte Gardine eignet sich im übrigen Backpapier recht gut.

Ja, das war es dann schon für jetzt.

Stellwerk_2895.jpg Stellwerk_2896.jpg Stellwerk_2897.jpg Stellwerk_2899.jpg Stellwerk_2907.jpg Stellwerk_2908.jpg
 
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