Beeskow - Bad Saarow
Heute war ich wieder unterwegs, und zwar entlang der Kreisbahn Fürstenwalde-Beeskow, die eigentlich gar nicht stillgelegt sein sollte.
Hier ein paar Infos zur Strecke, bevor es losgeht:
https://de.wikipedia.org/wiki/Bahnstrecke_Fürstenwalde–Beeskow
http://www.bahnstrecken.de/indexf.htm?http://www.bahnstrecken.de/kfb.htm
Bevor es richtig losgeht, erst einmal ein paar Bahnbilder von meinem Weg nach Beeskow. Da ich für eine Fahrt nach Westen auf der falschen Seeseite in Müllrose wohne und der Weg obenrum durch die Stadt derzeit mühsam ist, bin ich untenrum entlang der RB36 zwischen Müllrose und Mixdorf gefahren. Dabei kommt man an der Stelle vorbei, wo die Schlaube von der Bahn gekreuzt wird. Da die alte Brücke baufällig und eine Langsamfahrstelle war, wurde sie 2010 durch diese Betonschönheit ersetzt:
Direkt am Ortsrand von Beeskow gibt es ein kleines Dorf namens Oegeln mit einem Bedarfshalt. Die Bahnhofsgebäude haben keine Funktion mehr:
Die Strecke von Frankfurt (Oder) endete ursprünglich in Beeskow. Daher hielt man es auch nicht nötig, die Spree zu queren. Der erste Bahnhof war von 1888 bis 1898 in Betrieb. Dann wollte man weiter bis nach Königs Wusterhausen fahren können, die Spree wurde doch gequert und ein neuer Bahnhof am nördlichen Rand der Innenstadt gebaut. Der alte Bahnhof steht noch, liegt eingewachsen auf einem parkartigen Grundstück, das auch nicht betreten werden darf, da es sich nunmehr um ein Wohnhaus handelt. Hier ein Bild von der Straße aus:
Der heutige Beeskower Bahnhof war einmal ein richtiger Knotenpunkt. Neben der heute noch vorhandenen Strecke von Frankfurt (Oder) nach Königs Wusterhausen war Beeskow auch der Endpunkt der heute zur Debatte stehenden Strecke von Fürstenwalde sowie einer Strecke von Lübben. Außerdem gibt es einige Industriebetriebe mit bahnanschluss, und so ist der Bahnhof gar nicht einmal so klein. Das Bahnhofsgebäude wird derzeit renoviert, und auch die Gleisanlagen werden erneuert.
Hier ein paar Eindrücke:
Die Fürstenwalde-Beeskower Kreisbahn hatte nördlich des heutigen Bahnhofs ein eigenes Empfangsgebäude. Dieses steht noch und wird als Wohnhaus genutzt:
In Beeskow stehen heute noch zwei Stellwerke, und zwar östlich des Bahnhofs (Bilder 1-4) und westlich des Bahnhofs (Bilder 5 und 6):
Und hier noch ein paar Impressionen vom Bahnbau:
Doch nun geht es richtig los. Der Punkt, an dem die Bahn nach Fürstenwalde von der nach Königs Wusterhausen abzweigt, ist auf öffentlichem Gelände nicht erreichbar. Wenige Meter östlich davon stieß ich jedoch auf die erste Straßenquerung und konnte mich dann Richtung Norden an der Trasse entlang bewegen. Die Trasse selbst war immer gut zu erkennen, auch wenn es meist nicht mehr als einen Bahndamm und ein paar Schotterreste zu sehen gab. Ich habe mich noch einmal an die noch in Betrieb befindliche Strecke begeben. Auf dem Bild, das die Strecke mit Signal zeigt, ist auf der linken Seite im Hintergrund ein Garagenkomplex zu sehen. Dahinter zweigte die Strecke nach Fürstenwalde ab. Auf dem letzten Bild dieser Serie ist die B168 zu erahnen, auf der der Verkehr brummt und die weitgehend parallel zur Bahnstrecke verläuft.
Noch eine kleine Vorschau. Als ich am Bahnübergang stand, um den Punkt zu bestimmen, an dem die Strecke nach Fürstenwalde abzweigte, fotografierte ich auch die andere Richtung. Der Eindruck, dass es sich hier um eine zweigleisige Strecke handelt, ist falsch. Das linke Gleis ist das nach Lübben, welches nach ein paar Metern auch endet. Diese Strecke werde ich irgendwann auch einmal hier vorstellen:
Nördlich von Beeskow war der erste Halt in Neuendorf. Das Empfangsgebäude ist heute ein Wohnhaus, das aufgrund des starken Bewuchses auf dem Grundstück nicht von der Straße aus einzusehen ist. Es liegt ein paar Meter hinter dem im zweiten Bild zu sehenden Ortseingangsschild. Die Trasse führt hier direkt neben der B168 entlang. Und da ich das Empfangsgebäude nicht auf das Bild bekam, gibt es als Entschädigung einen Storch in seinem Nest:
Zwischen Neuendorf und Groß Rietz verlief die Trasse weiter direkt neben der B168. Diese macht erst kurz vor Groß Rietz einen Knick und querte dort die Bahntrasse. Bis zur nördlich von Beeskow verlaufenden Umgehungsstraße gibt es einen Radweg, das kurze Stück bis Groß Rietz im Anschluss hat mir erlaubt, mein bisheriges Leben noch einmal in allen Einzelheiten an mir vorbeiziehen zu lassen. Wie oben schon angemerkt, hätte die Strecke überhaupt nicht stillgelegt werden sollen, und so ist in der Brücke, mit der die Umgehungsstraße die B168 überbrückt, mehr als genug Platz für die Bahn gelassen worden. Die neuen Schwellen liegen neben dem Schotter, und es sieht so aus, als wäre hier an eine zweigleisige Anlage gedacht worden. Ebenfalls mit im Bild sind eine kleine Brücke über einen Graben sowie ein direkt an der Bundesstraße vergessenes Signal:
In Groß Rietz teilt der Bahnübergang die Straße in "Bahnhofsstraße" und "Hinter dem Bahnhof". Von einem solchen ist aber nicht viel zu sehen. Das Empfangsgebäude wurde in der DDR wegen Baufälligkeit abgerissen, genau wie das des nächsten Bahnhofs Görzig. Übrig blieben jeweils ein kleines Wartehäuschen. Ich konnte im Unterholz auch keine Belege dafür entdecken, dass hier ein Ausweichen überhaupt möglich war.
In Görzig lag der Bahnhof ziemlich weit außerhalb. Auch hier nur ein kleines Wartehäuschen, das inzwischen in mehrerlei Hinsicht zweckentfremdet wurde. Gut, dass es keine Geruchsbilder gibt!
Da ich keine Lust hatte, auf der B168 zum nächsten Halt zu fahren (auch hier kein Radweg), schlug ich mich durch's Unterholz und traf hinter Görzig noch einmal auf die Strecke. Es kommt auf den Bildern nicht so gut heraus, aber vom Bahnübergang bis zum letzten Bild dieser Serie sind es nur ein paar Meter, und der Bahndamm ist hier schon mehrere Meter hoch:
Der nächste Halt der Bahn war in Pfaffendorf. Direkt am Ortsausgang unterquert die Bahn zunächst die B168. Auch hier sieht es so aus, als sei der Bahn bei der Sanierung der Straße viel Aufmerksamkeit geschenkt worden. Auch hier liegen unter der Brücke neue Schwellen. An manchen Stellen ist die Trasse im Bereich Pfaffendorf kaum noch zu erkennen, doch der Bahnhof selbst steht prächtig da, da er offenbar gerade noch zum Wohnhaus umgebaut wird. Einige Meter in Richtung Wilmersdorf fand ich die schon völlig überwucherten reste einer Laderampe:
In Wilmersdorf fand ich Gleisreste kurz vor und kurz hinter dem Ort, dazwischen aber nichts, was einmal ein Haltepunkt gewesen sein könnte:
Der letzte stillgelegte Bahnhof ist Pieskow. Hier wird das Empfangsgebäude ebenfalls bewohnt, als eine Art Schuppen dient ein ausrangierter Wagen. Derzeit gibt es Streit in Bad Saarow, da bis 2022 die Bahn wieder bis Pieskow fahren sollte. Die Strecke wurde nie entwidmet, inzwischen ist zwischen dem letzten heute noch benutzten Halt und Pieskow aber eine Wohnsiedlung entstanden, und die Häuslebauer haben im Leben nicht damit gerechnet, dass die Bahn zurückkommen könnte.
Zurück in der Zivilisation. Das derzeitige Ende der RB35 von Fürstenwalde ist Bad Saarow - Klinikum:
Von da aus ist es nicht mehr weit bis ins Zentrum von Bad Saarow und den wirklich wunderschönen Bahnhof Bad Saarow:
Auf dem Rückweg war ich nicht mehr auf die Nähe zur ehemaligen Bahnlinie angewiesen und habe mich einer landschaftlich reizvollen Radroute angeschlossen. Diese führte mich unter anderem durch Herzberg, einem Ortsteil von Rietz-Neuendorf, und für einen Augenblick dachte ich hier, dass ich falsch abgebogen sei:
So, das war's für heute. Beim nächsten Mal geht es um die deutlich kürzere Müllroser Mühlenbahn.
Grüße Jörg