Der Gleiseinbau
Während mein Sohn sich um den Ostseesand kümmerte, habe ich mich mit dem Gleisstück beschäftigt. Ziel war es zu lernen. Ich teile hier mein Vorgehen und meine Erkenntnisse, vielleicht hilft das auch anderen (auch wenn es etwas viel Text geworden ist).
Am Ende habe ich Fragen. Vielleicht könnt ihr dazu oder zu den anderen Schritten mit euren Erfahrungen weiterhelfen, wenn nicht, ist auch OK.
Meine Ziele:
- Robuste Modulübergänge auch ohne diese weniger schicken Pertinax-Übergangsstücke.
- Schienen nur über angelötete Schrauben und Nägel halten. Damit könnte ich künftig auf funktionsfähige Kleineisen verzichten. Diese sind viel zu grob, im Vorbild war es nur eine dünne sächsische Hakenplatte mit 2 Schrauben und einem Nagel.
- Stromversorgung der Schienen über die Nägel von unten. Schauen die Nägel unten heraus, kann ich dort einfach Kabel anlöten, von oben unsichtbar,
Die
Schallisolierung ist mir dagegen nicht so wichtig. Ich denke, dass Schallbrücken über die Nägel akzeptabel sind, oder? Es wird eh' meist nur ein Zug unterwegs sein.
Kleine Messingschrauben und -nägel gibt es bei mir im
Eisenwarenladen um die Ecke. Ich habe dort folgendes gefunden:
- Schlitzschrauben Ø1,6 x 10 mm, Kopf-Ø 3mm, Senkkopf
- Nägel Ø1,2 x 12mm, Kopf-Ø 2,2mm, halbrund
Die Köpfe der Nägel und Schrauben sind zu groß und müssen verkleinert werden (Code 55-Schienenfuß: 1,4mm, Abstand zwischen den Schwellen beim Lorenz-Flexgleis: 2,8mm). Das gelingt durch Zusammendrücken bzw. durch Abschleifen. Zudem wurden die runden Köpfe der Nägel flach geschliffen. Bei den Nägeln habe ich zudem die Spitzen gekürzt. Da wir Vorbohren brauchen wir sie nicht, sie sind nur ein Verletzungsrisiko unter dem Modul.
(Bei Code 40 wäre der Schienenfuß nur 1mm breit. Hier wird es schwer, die Schrauben so zu feilen, dass die Schlitze noch funktionieren. Entweder erfolgt dann das finale Schleifen erst nach dem Einbau oder die Schrauben werden per Zange eingedreht.)
Folgendes habe ich für mich festgelegt:
Die
Schienenunterkante soll ca. 35mm über der Unterkante des Rahmens liegen (30mm Rahmen, 3mm Bettung, 2mm Schwellen)
Der
Abstand der Löcher beträgt 7,1 mm (Spurweite 6,5mm + 2 x ½ Schienenkopfbreite 0,6 mm )
Die
erste Befestigung erfolgt nach der ersten Schwelle mittels Schrauben. Beim Lorenz-Flexgleis wären das 5mm von der Modulkante entfernt (Abstand zwischen den Schwellen: 2,8mm, Schwellenbreite: 2,2mm). Die Höhe wird über Drehen der Schrauben (nur halbe Umdrehungen) und Abschleifen der Schraubenköpfe eingestellt
Die
nächsten Befestigungen sollen aller ca. 6 Schwellen erfolgen, also aller ca. 3cm. Hier dann über Nägel - Diese schauen unten raus zum Feineinstellen der Höhe und zum Anlöten von Kabel.
Diese Befestigungen sind dann rechts und links um jeweils eine Schwelle versetzt. Grund ist das Flexgleis. Hier sind abwechselnd rechts und links ein Schwellenverbinder (Spoiler: War keine gute Idee)
Vorgehen:
Meine Werkzeuge: Rechner mit FreeCAD und Drucker, Metallblöcke zum Ausrichten am Modulrand, Spurlehre von Hobby-Ecke Schumacher für das Einhalten der Spurweite, selbst gefertigte Bohrlehre mit 7,1mm Lochabstand und 5mm Schwellenabstand, Bohrmaschine/Handbohrer mit Bohrer Ø1mm und Ø1,2mm, Stecknadeln zum Fixieren der Schienen, Schraubendreher, Messschieber für die Höhe der Schrauben, fester Holzklotz zum Eindrücken der Nägel, Gas-Lötkolben mit Meißelspitzen 1,1mm und 2,4mm, Messingschwamm, Lötzinn und Spritze mit Lötwasser (in Spiritus aufgelöstes Kolophonium)
Die
genaue Position der Löcher hatte ich mir in FreeCad konstruiert. Die Konstruktion basiert auf der PDF Datei "
Gleisaufstellung.pdf", in der Herr Lorenz die Zeichnung des Flex-Schwellenbandes zur Verfügung stellt. Mit dem kostenlosen PDF Programm "Foxit-PDF-Reader" kann man gut die Maße abnehmen (Menü "Kommentare" > "Messen"). Dem Ausdruck habe ich 10cm lange Kästen hinzugefügt, um Nachzumessen, ob der Drucker es korrekt ausgedruckt hat.
Erkenntnisse bis hierher:
Mein Drucker verkleinert die Grafik um ca. 4%, das musste ich in den Druckeinstellungen ausgleichen, in dem ich in den Druckeinstellungen 104% als Skalierungsfaktor angebe
Wir haben unseren Bahndamm offensichtlich nicht exakt aus dem Styrodur ausgeschnitten, der Ausdruck passt nicht gut. Die Zeichnung habe ich deswegen nur für die Schrauben am Modulrand verwendet. Die anderen Befestigungen habe ich erst schrittweise beim Verlegen durch Probeliegen des Gleises markiert. (Spoiler: hat ohne Verwendung von Krauseklammern nicht gut funktioniert)
Weiteres Vorgehen:
Das Gleis habe ich in der Hand vorgebogen, so dass es grob passt.
An den Schwellen habe ich von unten markiert, wo Nägel/Schrauben hin sollen, dort habe ich die Schienen von unten dünn verzinnt.
Für die Schrauben habe ich Löcher Ø1mm mit der Ständerbohrmaschine gebohrt. Das sichert 100% senkrechte Löcher. Hier geht das, aber ein Handbohrer tut es fast genauso.
Die Bohrlöcher für die weiteren Befestigungen habe durch Anlegen des Gleises und Markierung der Schwellenlage auf dem Untergrund ermittelt und mit Stecknadeln gekennzeichnet. Beginnend vom anderen Modulrand unter Zuhilfenahme der Zeichnung.
Dann wurden auch diese Löcher vorgebohrt. Die der Nägel dann mit Ø1,2mm und durchgehend.
Die Schrauben habe ich eingedreht, so dass die Schlitze in parallel zu den Schienen sind. Mit dem Messschieber wurde der Abstand von der Modulunterkante nachgemessen, ggf. nachjustiert. Dann wurden die Schraubenköpfe mit Schlüsselfeilen auf exaktes Maß gebracht. Die Nägel wurden in die vorgeborten Löcher reingedrückt, so dass sie etwas höher herausstehen, als notwendig.
Schrauben und Nägel wurden im Anschluss mit dickem Lötzinn verzinnt.
Nun habe ich das Gleis rechtwinklig zur Kante angelegt und die Metallblöcke als Anschlag verwendet, die Schienen mittels Stecknadeln fixiert, die Spurlehre aufgesteckt und befestigt und anschließend die Schienen auf die Schrauben gelötet.
Nach und nach habe ich alle Befestigungen angelötet, wobei ich die Gleise freihändisch in die (nicht wirklich) richtige Lage gebracht habe. Nach dem Festlöten der Nägel wurde das Gleis einschließlich der Nägel mittels Holzklotz bis zum Anschlag heruntergedrückt.
Weitere Erkenntnisse:
- Die Lötverbindung zwischen Schiene und Schraube ist sehr fest, bei größeren Kräften bricht die Lötnaht und nicht Schraube, Nagel oder Schiene (gut so).
- Die Schrauben sind aber etwas knapp in der Länge.
- Das Verzinnen der Schienen geht mit Lötkolbenspitze in Meißelform gut
- der 1,1mm-Meißel des Gaslötkolbens verhält sich praktisch wie eine Bleistiftform, er ist kaum geeignet, da der Wärmeübertrag an die Schiene nur mit viel Lötzinn zu erreichen ist
- der 2,4mm-Meißel des Gaslötkolbens passt gerade zwischen 2 Schwellen, aber: jede Bewegung des Lötkolbens verschmort die Plaste-Schwellen!
- Ein händisches Biegen des Gleises ist am Rand kaum möglich, zudem ist es sehr ungleichmäßig, es werden fast Feldbahnverhältnisse
- Die Schienen habe ich teilweise nicht im richtigen Winkel auf die Schrauben aufgelötet. Dadurch wechselt der Radius ständig und am Ende passte der Schwellenabstand nicht, es liegen nun 2 Schwellen direkt nebeneinander.
- Das Verwenden einer Spurlehre ist wichtig, da das Lorenz-Schwellenband mit Code55-Schienen recht viel Spiel erlaubt (ich hatte die Lehre zwischenzeitlich vergessen), aber: siehe Frage unten
- Die heißen Abgase des Lötkolbens zerschmelzen den Styrodur-Bahndamm! Abgasloch immer nach oben halten!
Das werde ich anders machen:
Ich werde erst das Gleis befestigen und dann die Landschaft formen. Im Einschnitt ist es doch etwas eng.
Ich werde Flexgleis-Klemmen verwenden (Krauseklammern), die wären vermutlich eine echte Hilfe gewesen, um einen gleichmäßigen Radius hinzubekommen (3D-gedruckte Krause-Klammern, gibt's
für 6 Euro bei ebay).
Ich hätte auf die Metallblöcke noch 0,2mm dicke Pappe o. ä. aufkleben sollen, die Norm fordert hier, dass die Schienen nicht bis ganz an die Modulkante gehen. Oder ich lege die Schienen weit über die Modulkante hinaus und schneide sie erst später. Dann wird’s auch leichter, bis zur Modulkante den Radius durchzuhalten.
Vor dem Löten werde ich die benachbarten Schwellen soweit zur Seite schieben, dass ich sie nicht mit dem Lötkolben kaputt machen kann. Dazu muss ich die Schwellen vorab aus dem Flexgleis-Schwellenband lösen, also die Verbinder zur Nachbarschwelle abknipsen. Die Befestigungspunkte auf beiden Seiten des Gleises müssen dann immer im gleichen Schwellenzwischenraum erfolgen. Sonst ist zwischen den beiden Befestigungspunkten eine Schwelle eingeklemmt, die ich nicht wegschieben kann. Nach dem Löten werden die Schwellen wieder in die richtige Position verschoben.
Soweit so gut:
Meine Fragen:
Ich frage mich, ob die Spurlehre nicht sogar hinderlich ist, denn in so engen Radien (ca. 250mm) wäre eine
Spurerweiterung vor allem für 2-Achser sinnvoll. Diese laufen recht schwer durch den Bogen. Die VII K habe ich noch nicht ausprobiert.
Sind solche Nägel und Schrauben heftige
Schallbrücken und ist das wirklich störend, wenn doch nur sehr wenige Züge unterwegs sind? Laufgeräusche haben ja auch etwas von Eisenbahn.
Kennt jemand eine
Bezugsquelle für sächsische Hakenplatten in TT (bzw. TTe-Schwellen damit) oder hat diese bereits als 3D-Druckmodell konstruiert?