Zurück zum Diorama!
4 Bastelnachmittage weiter haben wir unser Modul mit Turf und 2mm-Gras verschönert und den Waldboden vorbereitet. Dabei wollten wir vor allem lernen.
Wir sind einigermaßen zufrieden mit dem Erstlingswerk. Allerdings frage ich mich, wie ich weitermache. Einfach mit 4mm Grasfasern drüber gehen? Was meint ihr?
Folgend mein wieder etwas langer Bilder-Bericht. Hinweise, Kritik und Lob sind sehr gerne gesehen.
Viele Grüße,
Jochen
Auf dem kleinen Diorama soll es 5 verschiedene Oberflächen geben
- Nutz-Wiese noch lang
- Nutz-Wiese frisch gemäht.
- wilder Bewuchs der Hänge am Einschnitt
- feuchtes Gras in den Gräben der Innenkurve
- Waldboden an der hohen Außenseite
Auf ein Einfärben des Grundes haben wir verzichtet, die Modelliermasse aus den Holzspänen hat eigentlich eine erdnahe Farbe.
Als Erstes wurde das noch schotterlose Gleis mit Malerkrepp bedeckt und das Krepp mit einem Bastelmesser bis zu den Schwellen zurückgeschnitten.
Dann haben wir mit rotem Stift diverse Markierungen aufgebracht. Sie markieren die Ränder der Wiesen, Zäune, die Position des Sensenmanns und den Telegrafenmast. (Die Linien sah man noch lange durch, war keine so gute Idee). Es folgten das Bohren der Löcher für den Telegrafenmast, siehe Beitrag
#72 von mir hier.
Für die Wiesen sind wir der Empfehlung gefolgt, die unterste Schicht mit verschiedenen dunkelgrünen Schaumstofffusseln zu bestreuen (Turf in verschiedenen Farben).
Dabei haben wir mit dem Leim experimentiert. Erst mit Sprühkleber MagiSpray von Microrama, an einzelnen Punkten mit UHU flinke Flasche, an der anderen Seite mit mattem Klarlack von Vallejo.
Der erste Versuch mit Sprühkleber ging schief. Wir haben ihn zu sparsam verwendet, es blieb trotz Andrücken mit der Hand nahezu nichts hängen. Also im 2. Durchgang mehr Kleber versprüht und wieder mit der Hand angedrückt.
Auf den Bildern gut zu erkennen: Der Sprühkleber glänzt, als würde ein Wasserrohrbruch die Wiesen fluten, UHU flinke Flasche glänzt sogar noch mehr.
Um die schönen Felsen auf der anderen Seite zu schützen haben wir sie mit einer Lage feuchtem Küchenkrepp abgedeckt. Auf der Wiese dort haben wir die Flocken mit mattem Klarlack angeklebt. Ergebnis: Es glänzt Nichts - so soll es sein!
Dann folgt Stück für Stück das punktweises Begrünen. Die Punkte bestehen aus etwas verdünnten Weißleim, der mittels Borstenpinsel aufgetragen wird. Die Konsistenz wurde so angerührt, dass er nach dem Auftragen beständige, runde Tropfen bildet. Wir haben immer nur kleine Flächen betropft, weil ich nicht weiß, wann die Oberfläche des Klebers anfängt zu trocknen.
Die ersten Elektrostat-Durchgänge starteten wir auf der Kurveninnenseite mit verschiedenen gelben und gelbgrünen 2mm-Gräsern (Trockenes Gras/Spätsommer). Im feuchten Graben wurde noch mehr grün hinzugemischt (Frühsommer).
Anfangs haben wir den kleinen Applikator genutzt, vor allem im Einschnitt ist der praktischer.
Auf der Wiese der Kurvenaußenseite haben wir den
Tipp von Martin (murten) ausprobiert, die erste Schicht Grasfasern ohne Elektrostat zu verstreuen. Leider habe ich da das Fotografieren vergessen.
Die zweite Schicht hier wieder nach der Punkt-Methode mit Elektrostat. Diesmal zum Vergleich zuerst mit den grüneren 2mm-Frühsommer-Fasern. Nach dem Begrasen hatte ich den Eindruck, dass es zu wenig Fasern sind. Drum haben wir nach dem Absaugen auf den großen Elektrostat gewechselt und ein zweites Mal Fasern auf den Leim geschossen.
Das Ergebnis war für den Anfang zu grün, in den nächsten Durchgang habe ich hier wieder hellere Gräser verwendet. Die Gräser waren dann sehr dicht. Von den Schaumstofffusseln und den umherliegenden Gräsern des ersten Durchgang ist nichts mehr zu sehen. Hätte ich Lücken lassen sollen für längere Gräser?
Zwischenfazit: Die bisherigen Ergebnisse sehen auf den Fotos gut aus, die habe ich auf dem Balkon im schrägen Sonnenlicht aufgenommen. In der Werkstatt unter der Tageslichtlampe ist alles blasser, gelber, verwelkter. Da das Modul wohl mehr im Kunstlicht/Schatten stehen wird als auf den Balkon, sollte künftig alles etwas kräftiger grün werden.
Danach haben wir nach und nach
den Waldboden aufgebracht. Im ersten Versuch war es gesiebter Kaffeesatz. Das war mir dann aber doch zu dunkel. Also haben wir ihn mit Chinchilla-Sand aus der Tierhandlung gemischt. Kleber war verdünnter Weißleim.
Den Übergang zu bereits nach Felseinbau besandeten Stellen haben wir mit mattem Klarlack besprüht und mit eingefärbten Ostseesand bestreuselt. Das schafft einen fließenden Übergang zwischen den Materialien. Fixiert habe ich das alles wieder mit mattem Klarlack.
Ein paar Wochen später ging es wieder ans Begrasen. Damit die Wiese im Kunstlicht besser aussieht, haben wir die Lücken in der Wiese mit kräftigerem Grün beschossen (Mischung aus Frühsommer und Grün). Ups! Was für ein krasser Kontrast des saftigen Grüns zu bestehenden gelblichen Grasdecke! So was gibt es sicher, aber eher nicht auf einer kultivierten Wiese.
Also Nachbessern: Nach leichtem Antrocknen habe ich einzelne Grasbüschel wieder herausgerissen. Die gerupften Lücken sowie verbliebene blanke Stellen der Wiese habe ich mittels Spachtels mit recht flüssigen Weißleim versehen. Nun eine hellere Grasmischung darauf geschossen aus Frühsommer-Gras, wesentlich weniger Grün- und dafür etwas vom Spätsommer-Gras. Das sieht schon besser aus:
In weiteren Durchgänge kamen Hang und Graben nochmal dran. Zuerst mit etwas festeren Leimtropfen in die noch kahlen Stellen. Dann versuchsweise mit flüssigeren Leim. An einer Stelle hinten dick auf vorhandenes Gras. Im Graben vorne dagegen nur ganz wenig Leim. Hier haben wir einen Spachtel leicht mit Leim benetzt und am Gras abgewischt. Wir probieren.
Nun die letzte 2mm-Gras-Mischung. Jetzt wieder etwas mehr Grün dabei. Wir sind mehrfach mit dem Elektrostat drüber gegangen, teilweise ohne zwischendurch nochmal Leim aufzubringen.
Die Wiese soll im Vordergrund frisch gemäht sein. Irgendwie sieht das gar nicht danach aus, das Gras ist zu hoch und zu buckelig. Ich hatte die naive Idee, die Fasern einfach mit einem Rasierapparat abzumähen. Aber nichts da! Die Büschel sind dank Holzleim knochenhart. Selbst mit einer Schneidpinzette habe ich kaum etwas abbekommen. Also bleibt es erstmal so.
Frage: Der Großteil der Wiese soll noch ungemäht sein. Dazu müssen wir wohl weiteres 4mm-Gras draufschießen. Ich frage mich, wie wir das machen! Es gibt oben nur noch wenige Lücken ohne Gras. Einfach überall Leim auf das bestehende Gras oben drauf streichen und das mit 4mm begrasen?
Meine Fazits aus dem langen Text:
- Schaumstofffusseln (Turf) sehen gut aus, sind bei dichtem Gras aber nicht notwendig
- Matter Klarlack ist der bessere Kleber für die Schaumstofffussel, denn er glänzt nicht. Sprühkleber ist ungeeignet
- Ist der Elektrostat kräftig, so sollte eher nicht zweimal je Durchgang begrast werden, es sei denn, man will sehr dichtes Gras
- Der kleine Applikator des Elektrostats ist praktisch, allerdings hat er weniger Kraft, aber ausreichend
- Das Punkt-Verfahren macht schön wildes Gras, für bewirtschaftete Wiesen ist es aber zu uneben.
- Ein späteres Schneiden des unebenen 2mm-Grases mit einem Rasierer ist vergeblich, weil zu hart.
- Je nach Licht (und Weißabgleich) sieht das Ergebnis völlig anders aus. Was in der Abendsonne auf dem Balkon vielfarbig und grün aussieht ist unter der Tageslichtlampe vertrocknet, eintönig gelb. Man muss sich entscheiden! Ich werde künftig etwas kräftigere Farben nehmen.
- Vorsicht beim Wechsel der Gras-Farben. Bei den meisten Wiesen sind zwei benachbarte Farben ausreichend, z.B. ein Durchgang mit Frühsommer, der nächste mit Spätsommer. Das Überspringen von Farbtönen macht sehr fleckige Wiesen. Bei Naturweisen kann das realistisch sein, aber eher nicht bei Weiden.
Werkzeug und Material:
Als Elektrostat nutze ich den
bFlock 50 Flexible von Microrama. Ich hatte mich für einen Koffer mit einem kleinen, zusätzlichen Mini-Grasmaster an der Leine entschieden. Der verspricht ein zielgenaueres Begrasen und gutes Handling an engen Stellen, hier z.B. im Einschnitt. Von der Spannungsangabe und dem hohen Preis liegt der BFlock gleichauf mit dem Greenkeeper (55 KV für ca. 200 Euro).
Der Turf ist
"fine turf" von Woodland Scenics. Das grüne Gras ist
von ModelScene, "Grün" MS-002-02, "Frühsommer" MS-002-03, Spätsommer MS-002-04. Das gelbe Gras ist Magiflock "Trockenes Gras" Nr 32320302, Farbe 320. Leim ist Ponal-Holzkaltleim und matter Klarlack von Vallejo 28531. Dazu Staubsauger mit eingeklemmten dünnen Tuch zum Auffangen der Gräser, Küchenrolle, Wasser, Malerkrepp, Bastelmesser, Borstenpinsel und ein fast 13-jähriger Sohn, dem das immer noch Spaß macht.