Frickelei Nummer 88 und 89: Sächsische G3 mit offenen Türen und Ladegut
Geschichte:
Ich hatte - natürlich! - schonmal einen ganzen Sack voll ungebremster G3 gealtert. Das sah auch gar nicht schlecht aus, bringen die doch wieder ordentlich Leben in den Zugverband. Aber ich wollte mich nicht damit abfinden, dass die Züge einfach nur eine graue Wand bilden. Vorschriften hin oder her - während der Fahrt standen oft genug die Türen offen! Und Ladeszenen gab es schließlich auch noch. Also flugs die Säge gezückt und ...
Ergebnis:




Bau:
Die
Wagen basieren natürlich auf meinen >
grauen Sächsischen G3<. Zunächst wurden die Dächer entfernt - die sind verklebt, man braucht etwas Gewalt und wird hinterher Kleinigkeiten reparieren müssen. Die Untergestelle sind nur gesteckt und lassen sich vorsichtig abhebeln.
Die Türen der Wagen lassen sich problemlos öffnen - man benötigt lediglich eine Resinsäge, Skalpelle, ein Buch voller Schimpfwörter, Spachtelmasse und etwas Neusilber-Blech um die beim Aufsägen entstehenden Schäden zu kaschieren. Um die Wagenkastenprofile so gut wie möglich zu erhalten habe ich in der Draufsicht schräg durch die Wand gesägt. Das lässt die Türblätter hinterher auch schmaler erscheinen.
Bei dem fehgrauen Wagenkasten (dunkler, unten) musste ich das Profil sowie den Griff links neben der Tür ersetzen. Auch die Türlaufschiene wurde ersetzt. Bei diesem Wagen sollte die Tür nur halb geöffnet werden, daher musste nur die linke der beiden Ladeluken hinter der Tür abgeschabt werden. Die Fugen sind nachgeritzt.
Bei dem moosgrauen Wagenkasten (grünlich, oben) habe ich besser gesägt und die Profile gerettet. Dafür fehlt dessen Tür eine Rolle

hier wurden die Ladeluken sowie ein Profil auf der Seitenwand abgeschabt, da dort später die vollständig geöffnete Tür sitzen soll.
Natürlich wäre es sehr viel einfacher gewesen "aus zwei mach eins" zu spielen und aus je einem Wagen den Wagenkasten samt Profilen, aus dem anderen die Tür auszusägen. Aber dafür war ich zu geizig.
Die Wagenkästen wurden lackiert - ich habe die Chance genutzt, mal verschiedene Farbtöne direkt zu vergleichen (Elita RAL 7000 Fehgrau und Elita RAL 7003 Moosgrau). Das Moosgrau sieht auf Fotos und bei Kunstlicht sch*** aus - fast wie das NVA-Olivgrün der Ein-Strich-kein-Strich-Plane. Bei hellem Tageslicht wirkt es deutlich besser. Mit den Farben auf meinem RAL-Farbfächer stimmen die beide nicht überein, aber das tut scheinbar
kein Farbhersteller. ursprünglich wollte ich die vorhandene Lackierung und Bedruckung erhalten, aber die erforderlichen Ausbesserungen der Sägespuren ließen sich nicht kaschieren.
Also neue Decals drauf. Natürlich gleich mit neuen Wagennummern und, wenn man schon dabei ist, passend zur Ladung beschrifteten Kreidetafeln. Die Decals sind UV-Druck auf 7µm-Folie vom Druckeronkel. Bis jetzt das am wenigsten Schlechte, was ich je genutzt habe. Ich bin
immer noch nicht restlos zufrieden (im richtigen Winkel unter starkem Licht kann man die Decals als solche erkennen), aber sie schlagen alles was ich bisher hatte - und die Gelbtöne sind schön satt und deckend.



Nach einer matten Überlackierung wurden gelaserte Ladeböden eingepasst (Moebo), die Türen angeklebt und die Innenseiten der Wagen in verschiedenen Holztönen gestrichen und mit etwas Struktur versehen. Nein, die Bretterfugen habe ich nicht eingeritzt ;-) Im Bereich der Tür musste ich etwas kreativ werden, um die zu dicken Plastikböden möglichst gut zu kaschieren.
Dann wurde die Beladung begonnen. Die Schafe bekamen eine Einstreu aus Stroh, um Fäkalien aufzunehmen sowie zwei Sicherungsbretter vor der Tür (gelaserte Echtholz-Ladeböden, Digitalzentrale - möglichst hell, weil sowas gerne nach Bedarf aus frischen Holzbohlen gebaut wurde). Das Schaf, welches den Kopf zwischen den Bohlen hervorsteckt, musste länger beschnitzt werden um zu passen. Überhaupt wurden in dem Wagen Schafe verschiedener Hersteller gemischt, welche also erst einmal farblich angeglichen, neu patiniert (leicht schmutziges Fell) und wieder mit Gesichtern versehen werden mussten. Die Anordnung ist so gewählt, dass man durch die geöffnete Tür selbst in spitzen Winkeln überall Schafe sieht und der Eindruck entsteht, der Wagen wäre gänzlich voll. In toten Winkeln habe ich natürlich Figuren eingespart.

Der zweite Wagen sollte mit Stückgut oder sonstwelchem "interessanten Krempel" beladen werden. Also musste ich erstmal Krempel herstellen. Der wurde ebenfalls so gestapelt, dass der Wagen in jeglichem Betrachtungswinkel "gerammelt voll" erscheint. Am Ladegleis abgestellt könnte der Eindruck entstehen, dass der königlich-Sächsische Bedienstete 12. Klasse (unterste Schicht) dort gerade ein heimliches Nickerchen macht. Dem ist natürlich nicht so - der pflichtbewusste Beamte fährt direkt im Stückgutwagen mit, um am nächsten Unterwegshalt sofort die nötige Be- und Entladung vornehmen zu können. War zwar gegen die Vorschriften, aber allemal angenehmer als mit Zugführer Zorngiebel vorne im Packer zu hocken. Und erklärt die geöffnete Tür während der Fahrt.
Zuletzt kamen die Dächer drauf und Fahrwerke drunter. Die Dächer sind per "Taschentuchmethode" gedeckt, was nicht nur einen großartigen Eindruck von Segeltuch abgibt, sondern auch die realistischen kleinen Falten an den Ecken und Kanten erzeugt und die Schäden der gewaltsamen Dach-Demontage kaschieren hilft. Und weil ich "zu viel des Guten" mag, wurden die Innenseiten der Dächer auch noch verschiedenfarbig angestrichen.
An den Fahrwerken wurden die vorhandenen Wagennummern überpinselt und passende neue Decals aufgebracht. Die Grundfarbe samt aller übrigen Anschriften habe ich so belassen. Natürlich gab's zum Abschluss wie immer Zurüstteile, bemalte Auftritte und Trittstufen, kleine Farbkleckse hier und da und etwas Pulverfarben auf die Außenseiten. Damit sieht man bei Tageslicht und im normalen Betrachtungswinkel die Farbunterschiede zwischen Fahrwerk und Wagenkasten sehr viel weniger, als es auf den Fotos scheint.

Fazit: Sieht geil aus! Und gefällt mir sehr im Zugverband oder als Stilleben am hintersten Gleis

Jetzt muss ich leider bei meinen übrigen G3 ebenfalls die Dächer neu eindecken und beschriftete Kreidefelder anbringen *ups*