Hallo,
Platz neun zum Modell des Jahres ist doch schön. Dazu trägt sicherlich auch der neue Geschäftsführer bei der Firma Tillig bei. Durch seine vorherige Tätigkeit bei Trix ist er kein Unbekannter in der alteingesessenen Modellbahnbranche und es werden immer mehr Leute dadurch auf die Spur der Mitte aufmerksam und blicken auch einmal über den Tellerrand.
Platz neun, was bedeutet das? Acht waren besser, kann sein glaube ich aber nicht. Viel eher ist bei den anderen Modellen die Fangemeinde größer und daher erhalten sie mehr Stimmen, darum geht es doch bei dieser Abstimmung. Modell des Jahres sagt doch auch nur etwas aus, wenn genug direkte Vergleichsmodelle zur Verfügung stehen. Speziell für Liebheber der Dampflok, was stand denn letztes Jahr zur Auswahl? BR38 Roco und BR03 oder 84 von Tillig. Ich hoffe ich habe nichts vergessen. Speziell für mich gab es die BR38 schon von Jatt und die 03 gab es auch schon in der Holzschachtel. Wenn ich mich nicht täusche habe ich beide noch in DM bezahlt, also drehen sie schon mindestens 10 Jahre ihre Runden. Somit war für mich die BR84 interessant und mein Modell des Jahres. Dafür hat sie auch meine Stimme bekommen, dies sagt doch in dem Fall überhaupt nichts über die Fahreigenschaften aus. Also kann man doch im Umkehrschluss nicht sagen, die Lokomotive muss prima funktionieren, wenn sie Modell des Jahres geworden ist.
Rein von der äußerlichen Gestaltung hätte sie es sogar verdient gehabt weiter vorn zu landen, in Richtung Platz 1, denn was hätte man noch besser ausführen können, eigentlich nichts. Die mittlere Treibachse mit Spurkranz ist Ansichtssache, auf jeden Fall sieht sie dadurch bulliger aus und es trägt auch zur Betriebssicherheit bei. Geringe Farbabweichung zwischen Wasserkasten und Führerhaus, sind wie festgestellt nur bei vereinzelten Modellen aufgetreten.
Ganz ehrlich, für mich ist die BR84 von der Optik, das beste Modell, was je bei der Firma Tillig produziert wurde. Die BR52 war ein guter Anfang, auch wenn ein paar Waschlukendeckel und freistehende Leitungen noch gefehlt haben. Die 52Reko und alle 50er waren ein deutlicher Sprung in dieser Richtung und sind auch heute absolut top und Stand der Technik aber die 84 hat noch einmal all meine Erwartungen übertroffen, es fängt schon ganz vorn an, mit den neuen Lampen.
Mit dem neuen Modell der BR84 ist es so ein zweiseitiges Schwert. Auf der einen Seite freue ich mich über dieses Modell und möchte dem Hersteller beglückwünschen, dass er weiter macht in dieser Richtung. Es ist schön zu sehen, mit welcher Liebe zum Detail die Modelle entstehen, wie viele Einzelteile extra angesetzt werden, die Kesselleitungen, die exakte Nachgestaltung der Einströmrohre mit den Flanschen, die verschiedenen Pumpen, die Dampfpfeife, sogar Teile des Innentriebwerkes sind zu erkennen und und und. Ich kann gar nicht alles aufzählen, so viel gibt es zu sehen und zu entdecken. Es ist eine Filigranität, welche ihres gleichen sucht und in dieser Art und Weise bisher noch nicht erreicht wurde. Selbst ich als Modellbahner kann es nur ansatzweise würdigen, welcher enorme Aufwand dahinter steckt. Dafür vielen Dank an den Leiter Erzeugnisentwicklung und seine Mitarbeiter bei der Firma Tillig. Ich muss mich da auch einmal outen und gebe ehrlich zu, mir fällt es gar nicht auf, wenn da ein paar Details und Leitungen fehlen, denn so genau kenne ich das Vorbild nicht, aber ich denke es ist tatsächlich alles dran, was benötigt wird, damit die Dampflok in echt funktionieren könnte.
Da gab es auch noch einen anderen Moment bei mir. Die Schürzenwagen sind eine Klasse für sich. Dank an diejenigen, welche dafür verantwortlich sind, dass es diese schönen Modelle auf unserer TT-Anlage gibt. Bei der farblichen Innengestaltung des Schlafwagens viel mir erst auf, dass sogar die Waschbecken in jedem Abteil nachgebildet sind und als durch die Farbe sichtbar wurde, dass sich unter der Klinke zu jedem Abteil auch noch das Schlüsselloch befindet, da habe ich gedacht, Wahnsinn, was haben sich die Leute bei Tillig extra für eine Mühe gemacht um solche Details nachzubilden, zu denen nur ganz wenige Modellbahner wirklich vordringen und sich daran erfreuen können. So etwas wäre mir nicht einmal im Traum eingefallen und daran erkennt man mit welchem Enthusiasmus und welcher Detailverliebtheit der Bereich Konstruktion bei der Firma Tillig arbeitet.
Auf der anderen Seite stimmt es mich traurig, wenn der ganze Aufwand nicht entsprechend gewürdigt werden kann, weil die Fahreigenschaften Anlass zur Kritik geben. Es gibt ja vom selben Hersteller das Bettungsgleis, was derzeit den neuesten Entwicklungsstand darstellt, mal abgesehen von der Dreiwegeweiche. Sobald Höhenunterschiede überwunden werden müssen ergibt dieses Bettungsgleis immer einen Knick. Mein Enkel spielt mit dem Bettungsgleis, eine tolle Sache, es geht über Teppichkanten und Bausteine werden untergepackt, wenn Steigungen gebaut werden. Dabei sind 3cm pro Meter nicht zu viel, aber für 6cm Höhenunterschied, um die Gleise übereinander zu führen, benötigt man schon eine Länge von 2m und irgendwo ist der Platz auch beschränkt. Wenn dann allerdings die Lok stehenbleibt, weil die Treibräder ausgehoben werden oder der Vor- und Nachläufer ständig herraushoppelt ist die Freude schnell dahin und Kinder verstehen das nicht warum und widmen sich einem anderen Spielzeug. Aber das sollte gerade nicht passieren, wenn der Nachwuchs für die
Modelleisenbahn begeistert werden sollte. Ok bei meiner 84 ist jetzt alles klar, und er kann auch damit spielen ohne Probleme, aber es hat halt nicht jedes Kind die Möglichkeit das es jemanden kennt, der erst einmal 2 Wochen an der Lok herumbastelt und sie einfährt bis alles passt. Ja, jetzt gibt es entgegenzusetzen, dass so eine Dampflok nicht gerade für kleine Kinder geeignet ist, dass ist richtig, aber ich kenne einige Modellbahner die ihre Eisenbahnplatte mit Bettungsgleis aufgebaut haben und diese leiden an dem gleichen Problem mit den Knicken, was kaum eine Ausrundung ermöglicht.
Vielleicht schafft man es für die Zukunft einfach mal die neuen Modelle über die Spielstrecke zu schicken, welche meist immer am Tilligstand für Kinder aufgebaut ist, eben mit den Bauklötzern usw. und wenn es dort funktioniert wird es auch keine Probleme mit den Fahreigenschaften geben und die Entwicklungsmitarbeiter bei der Firma Tillig werden endlich mal von Anfang an den Lohn für ihren Einsatz erhalten, von dem rundum zufriedenen Kunden. Oftmals ist es halt nur eine Kleinigkeit welche den Unterschied zwischen Erfolg und Misserfolg ausmacht.
In diesem Sinne.
Viele Grüße