Um den Thread
http://www.tt-board.de/forum/showthread.php?threadid=18616
Weißwasser nicht weiter vom Thema abzulenken stelle ich die Antwort zur Weichenproblematik lieber hier ein.
Entsprechend der in o.g. Thread eingegangenen Beiträge nach dem ketzerischen Vergleich will ich mal dazu Stellung nehmen.
TT-Pur ist Illusion für Großarangements.
Erstens fällt der vermeintliche Vorbildgewinn nicht auf, bzw. deckt nur unsinnigerweise die restliche Klobigkeit der Fzg auf.
Pur sollte in der Geometriediskussion bedeuten, ein geeignetes System zu finden, welches die Vorbildsituation mit der historisch gewachsenen und in Europa sehr ähnlichen Größenaufteilung widerspiegelt.
Wichtig als erstes sind vorbildgerechte Gleisabstände. Da sollte man auch die NEM verlassen.
Diese empfiehlt z.B. für Radien von 700mm eine übertriebene Erweiterung der Seitenräume vor.
Bei 700mm habe ich das untersucht und bin zum Entschluß gekommen, daß statisch keine Vergrößerung des Gleisabstandes 4,0m (33,3mm) notwendig ist. Um dynamische Bewegungen zu berücksichtigen, wurde ein Gleisabstand von 35mm gewählt.
Bei Wagen des Typs X sind im ungünstigsten Falle bei 35mm Gleisabstand zwischen den Wagen ein Zwischenraum von 3,4mm.
Fazit:
Vorbildgerechte Gleisabstände sind durchaus möglich.
Vorbildgerechte Gleisabstände lassen sich nicht mit dem Tillig-Gleissystem erreichen, wenn ich die geometrisch zwingenden Parameter wie Zwischengerade bei Gegenbögen einhalten will.
Dieses Wollen sollte Pflicht sein, weil es anders beim Vorbild nicht geht.
Selbstbau ist weniger kompliziert als aus Tilligweichen zu versuchen, etwas nicht Besseres zu machen.
Der Zeitaufwand liegt bei einer Weiche bei ca. einem Abend (3-4h)
Mit zunehmender Weichenzahl sinkt diese Zeit (auf ca. 2h/Stk), da dann eine Einmalanschaffung von Schablonen lohnenswert wird (ab ca. 5Stk.). Außerdem kann dann eine Baugruppenfertigung, vor allem für den Hz-Bereich erfolgen. Das Herzstück ist wirklich das A und O. Wenn dort etwas nicht stimmt, rumpelt es.
Natürlich ist in dieser Zeit nicht das mühsame Zurechtfeilen von Zungen und Hz-Spitzen enthalten. Feilen geht, bei einer oder zwei Weichen. Werden es mehr, sollte professioneller gearbeitet werden um eine Reproduzierbarkeit, und viel wichtiger Austauschbarkeit, zu gewährleisten.
Löten auf Pertinax ist derzeitig das beste Verfahren.
Fazit:
Selbstbau lohnt, noch dazu ist eine mehr oder weniger einmalige Sache.
Einen Markt gibt es, daß sieht man hier im Board.
Nur der Markt weiß noch nicht was er will.
Mit einer kompromisslos umgesetzten 190-1:9 wird geglaubt alle Sorgen seien behoben.
Ein Bahnhof nur aus diesen Weichen kann recht eintönig aussehen, und diesen Bhf gibt es auch nicht, zumindest nur auf abgelegenen Nebenbahnhöfen könnte man solche Situation finden.
Z.B. sollen alle Weichen durch welche im abzweigenden Strang Fahrten mit P-Zügen stattfinden mindestens einen Radius von 300m haben, ausgenommen davon sind lediglich EKW/DKW.
Dreihunderter Weichen bringen aber keinen betrieblichen Vorteil, sie dürfen zwar mit 50km/h befahren werden, diese Geschwindigkeit ist jedoch nicht signalisierbar. Also bleiben 40 km/h. Besser sieht es da schon mit einer 500-ter aus. Diese kann mit 60 km/h befahren werden.
Diese wiederum bringt dem Betrieb Vorteile. So ist verständlich, daß es im Netz unzählige 190-ger gibt, sehr viele 500-ter und ganz wenig dreihunderter Weichen.
Wir benötigen also drei verschiedene Weichenformen.
Die größte benötigt in TT alleine ca. 40cm und für eine einfachen Gleiswechsel 80cm.
Damit wären wir beim Platzproblem auch bei noch so großen Anlagen.
Zur Problematik Weichenbezeichnung. Das Gesagte stimmt, es ist dem nichts hinzuzufügen.
Weichenwinkel:
Der Winkel einer Weiche wir zwischen den Tangenten gemessen.
Der Tangentenschnittpunkt wird durch einen Kreis markiert mit einem Millimeter Durchmesser.
Gerade Weichen werden immer im Tangentenbild dargestellt. Die Bögen werden nur bei Bogenweichen gezeichnet. Andere Darstellungen sind falsch.
Das Projektieren ist jedoch mit Neigungen wesentlicher einfacher. Noch günstiger arbeitet es sich beim Aufbau der Gleisanlage auf der Platte. Man kann ja mal versuchen mit Minuten und Sekundengenauigkeit eine Linie auf einer anderen zu errichten mit einem noch so raffinierten Winkelmesser.
Oder man steckt auf einer Geraden 1,0m ab und errichtet rechtwinklig dazu mittels des Neigungswertes den Schnittpunkt für die Weichentangente.
Prinzipell ist dem Verfahren mit Neigungen der Vorzug zu geben.
Und gerade Grischans Frage lässt wieder einen Gedanken aufkeimen.
Im letzten Jahr hatte ich mal daran gedacht den Workshops einen neuen hinzuzufügen.
Gleis- und Weichengeometrie.
Ich würde nämlich gerne zeigen, daß richtiges Trassieren kein Hexenwerk ist.
Das Dinge aus dem Oberbau zu verstehen einfacher ist als geglaubt.
Und eines kann ich versichern, ein Supermodell bei der Fahrt durch einen Übergangsbogen, dieser auch vorbildgerecht ermittelt und nicht erraten, wie z.B. in Wintrack angewendet, zu verfolgen ist eine Augenweide. Und all diese Dingen verbrauchen nicht mehr Platz, wie oft gedacht.
All die Feinheiten einer Gleislage des Vorbildes sind nicht schwieriger herzustellen als falsch verlegte Gleise.
Gleiches gilt für Bahnhofseinfahrten. Ein sich durch den Bahnhofskopf schlängelnder Zug ist etwas herrliches, wenn die Wagenenden nicht rechtwinklig zueinander stehen und Passagiere schon bei den dreiachsigen Rekowagen zwischen den Faltenbälgen herausgeschleudert werden.