Die DDR war einfach nicht in der Lage eine Produktionsstraße für die eigenen Motorenfertigung aufzubauen. Es fehlten die finanziellen Mittel, aber nicht an Fähigkeiten der Ingenieure der DDR-Fahrzeugindustrie.
Bei VW gab es 1982 einen Führungswechsel. Dr. Carl H. Hahn trat 1982 seinen Posten als Vorstandsvorsitzender an. Er hatte auch mit Probleme, wie Absatz und Kosten, zu kämpfen. VW wollte daher in Osteuropa, insbesondere der DDR und der CSSR, langfristig Fuß fassen. Hinzu kam ja eine gewisse persönliche Bindung nach Sachsen.
Ein Fertigungskostenproblem hatte man bei VW auch damals schon. So wurde die Motorenfertigung in Hannover eingestellt und am Standort Salzgitter konzentriert. In Hannover war dadurch die Fertigungsstraße für den EA801 überflüssig und man konnte sie günstig der DDR anbieten. Der EA801 kam 1974 im Scirocco I auf den Markt und wurde später auf in den Golf und Polo integriert. Daraus entstand die Weiterentwicklung EA111, der vom Rumpfmotor nahezu identisch mit dem EA801 war. Dieser Rumpfmotor wurde noch bis 2015 bei VW und den Konzernmarken weiterverbaut.
Für die DDR war es ein einmaliges Angebot mit der alten Fertigungsstrecke und dem neuen EA111-Motor. Man hat eine Fertigungsstraße für 450.000 Motoren p.a. bekommen. Die DDR musste nicht in Vorleistung gegen, bezahlt werden sollte mit Rumpfmotoren. Von 1988 bis 1993 sollte VW jeweils 100.000 Rumpfmotoren pro Jahr aus der DDR bekommen, die dann in Salzgitter fertiggebaut werden sollten. Die Qualität war sogar so gut, dass VW komplette Motoren aus der DDR bezog. 1989 und 1990 sind etwas weniger als 141.000 Motoren an VW geliefert worden.
Leistungen mussten von der DDR für neue Fertigungsorte erbracht werden. Bei Barkas wurden neue Produktionsstätten für die Motoren und in Eisenach für die Zylinderköpfe errichtet. Dazu kamen noch die zahlreichen Zulieferer.
Richtig Kosten verursachte das "Anpassen" von Wartburg und Trabant auf den EA111-Motor (u.a. Fahrwerk/Getriebe). So brauchte es z.B. Bsp. für den 1.3er Wartburg neue Presswerkzeuge für die Karosserie. Der VEB Formenbau Schwarzenberg (heute Teil von Porsche) war dazu nicht in der Lage, da man mit Exportaufträgen für VW ausgelastet war. So kaufte man die Presswerkzeuge in Spanien gegen harte Devisen ein. Auch für neuen Stoßfänger brauchte es Maschinen aus dem NSW. Produziert wurden die Stoßfänger als Konsumgüterprodukt bei EKO in Eisenhüttenstadt.
Nur sind die Kosten für DDR völlig aus dem Ruder gelaufen. Das führte schlussendlich beim Wartburg zu einer Erhöhung von 44% des Verkaufspreises beim Modellwechsel (353 Limousine Grundpreis 20.920.- Mark / 1.3 Limousine Grundpreis 30.200,- Mark). Für den Trabant 1.1 war ein Verkaufspreis von knapp 26.000,- Mark kalkuliert und sollte daher staatlich subventioniert werden, so dass der Verkaufspreis leicht unter 20.000,- Mark gelegen hätte. Der 601 wurde damals auch subventioniert. Pro 2-Takt-Trabi wendete der Staat 2.860,- Mark dafür auf.
Ein führender Kopf in der DDR-Fahrzeugentwicklung hat es mal so formuliert: Die Fahrzeugbauer der Welt werden uns auslachen. Die Käufer in der DDR werden uns verdammen und halten die Fahrzeugbauer der DDR für völlig unfähig. Formuliert was das in einem Brief an Hans Modrow.
Der eigener Motor hätte spätestens in den 1970er Jahren kommen müssen. Dazu wären noch neue Modelle und effektive neue Fertigungsstätten erforderlich gewesen. An den Ingenieuren und Entwicklern lag es nicht. Die Fehler wurden anderswo gemacht und somit das Sterben der DDR-Fahrzeugindustrie schrittweise eingeleitet.
Ständig wurden Projekte abgebrochen. So z.B. das Gemeinschaftsauto mit Skoda (P610). Skoda hat es alleine umgesetzt und für Frust bei den DDR-Fahrzeugentwicklern gesorgt. Das Ergebnis war der 1987 erschienene Skoda Favorit. Alle mit den DDR-Entwicklern festgesetzten Parameter wurden in Mladá Boleslav umgesetzt. Für das endgültige Design hat man sich Hilfe von Bertone aus Italien geholt. Beim Fahrwerk holte man sich Unterstützung bei Porsche (Porsche hatte auch den 1984 auf den Markt gekommenen Lada Samara mitentwickelt). Dazu hatte man ein verhältnismäßig junges Werk in Mladá Boleslav, dass man für den 1000MB neu errichtet hatte. Das Werk war nicht vergleichbar mit den zahlreichen "IFA-Hüttenkombinaten". So hatte man ein verhältnismäßig modernes Fahrzeug, was speziell auf preissensiblen westlichen Märkten (z.B. Dänemark) punkten konnte. Ein "aufgemotzter" Wartburg oder gar der Trabant hätte da keinen Blumentopf mehr gewinnen können.
Dr. Carl H. Hahn hatte noch ein Angebot der DDR unterbreitet. Ende 1988 bot er die Studie X03 von Giugiaro (hat den Golf I aber auch Panda und Uno von Fiat oder den Delta von Lancia gezeichnet) an. Im Februar 1989 befand sich das Designmuster mit Sachsenring-Logo zu einer geheimen Präsentation in Ost-Berlin. Die Entwicklungskosten hatte man 600 Mio. DM angesetzt. Der 9. November 1989 hat die Pläne begraben. Das Design ähnelte dem 1993 erschienen Seat Ibiza II.