Kaufen kann jeder
Eigentlich kann man dazu auch einfach nur "Neubau" sagen. (...)
So weit würde ich nun nicht gehen. Ohne die solide Grundlage, die Jagos Modell bei allen Unzulänglichkeiten dennoch bietet, hätte ich mich niemals zu der Frisur durchgerungen.
Ich muß das leider bestätigen-habe auch ne Jagoallergie (...).
Mitnichten habe ich eine Jago-Allergie. Ich hege sogar eine gewisse innige Zuneigung zu diesen Metallklumpen. Wer über die nicht verfügt, sollte tunlichst die Finger von allen Umbauversuchen lassen.
(...) und warte auf einen echten Hersteller.
Dieser tiefe Seufzer einer geschundenen Seele beschreibt doch sehr trefflich das überaus traurige Los des erfahrenen Modellbahnkäufers im Unterschied zum heiter-optimistischen Modellbahnbastler:
Der Käufer ist dazu verdammt, Jahre, Jahrzehnte oder gar vergeblich aufs Erbarmen eines "echten Herstellers" zu warten, er ist immer nur ein potentieller. Letzterer hingegen ist ein faktischer, er riskiert eine Frisur, lernt vieles dabei, weitet den Horizont, eignet sich neue Kenntnisse und Fertigkeiten an und bezieht aus dem ganzen Prozeß eine unglaubliche Freude, die jeden einzelnen Feilenhub rechtfertigt.
Diese gegenwärtige Freude birgt zudem ein Glücksversprechen auf die Zukunft: Wird doch für den Bastler kein noch so professionelles Großserienmodell, kein Erzeugnis eines Beckmann oder Hädl je den Wert repräsentieren und die Liebe erlangen können wie sein eigenhändig aufgewertetes. Es werden immer leblose Gegenstände bleiben, die zwar auch hübsch aussehen mögen, wenn sie aus dem Tunnelportal ans Licht kommen. Aber sie sind immer nur teure Intermezzi, die käuflichen Füllnummern auf der heimischen Paradestrecke. Denn aus tiefstem Herzen freudig erwartet wird dort, ob man's sich eingestehen mag oder nicht, immer nur das Auftauchen dessen, woran man einst selbst Hand angelegt hat.
Und all diesem Glück des Modellbahnbastlers kann der arme Modellbahnkäufer nur hilflos und im besten Falle ohne Neid zusehen.
Apropos zusehen: Im Bild kaum zu sehen und darum hier nicht dokumentiert ist die heutige Arbeit am Modell. Das gemessen am Vorbild knapp 5 mm zu kurze Gehäuse der BR 94 wurde "gestreckt", indem ich die Unterkante um 0,8 mm heruntergefeilt habe. Damit paßt sich der neu angefertigte Umlauf besser ans Gehäuse an und die Wasserkästen wirken insgesamt schlanker. Ich staune immer wieder über die großen Wirkungen so kleiner Korrekturen.