Schlußakkord 1
Auf den Tag ist es ein Jahr her, daß an Jagos Epoche-4-Modell der Meininger 94 mit kleinen optischen Korrekturen begonnen wurde. Kleine Retuschen in 3D sollten es werden – geworden ist daraus, mit längeren zeitlichen Unterbrechungen, ein Großprojekt, das letztlich in einen kompletten Umbau zum Epoche-2-Modell der Magdeburger 94 697 mündete. Jetzt, da er endlich abgeschlossen ist, bin ich müde, aber zufrieden. Es war meine erste Frisur eines Lokmodells. Was kann ich also resümieren?
Zum einen: Ich habe viel gelernt. Man muß sich ständig mit neuen Dingen beschäftigen, die man zuvor nie und nimmer in Betracht gezogen hätte, muß immer wieder zum Vorbild recherchieren, Ideen entwickeln, wie man welche Teile anfertigt und aus welchem Material. Und das ist … unendlich spannend!
Zum anderen: Der Aufwand, aus dem recht teuren und bei allen Unzulänglichkeiten liebenswerten Urmodell ein vorbildnahes, aber anlagentaugliches Fahrzeug zu machen, ist hoch. Rein ökonomisch betrachtet ist er sogar unvertretbar hoch. Selbst bei günstigstem Materialeinsatz – hier größtenteils Federstahldraht und Polystyrol – müssen doch gewisse Einzelteile teuer zugekauft werden wie
Puffer, Laternen, Zughaken, Handräder, Bremsen-Imitationen und Beschriftungssätze.
Wie groß der Aufwand tatsächlich war, läßt sich im nachhinein alleine schon aus einer ungeordneten und unvollständigen Aufzählung dessen ermessen, was da neu angefertigt beziehungsweise ergänzt werden mußte:
• Umlauf mit Steuerungsträger
• komplette Verrohrung unter dem Umlauf
• Rahmenverlängerung vorn und hinten
• neue vordere Pufferbohlengestaltung
• zwei Haupt-Druckluftbehälter
• Bremszylinder
• Bremsbacken
• Führerstandsrückwand mit Fenstern
• neues Dach
• neue Beleuchtung
• vier austauschbare Tenderaufsätze
• Verglasung
• freistehende Griffstangen und -bügel
• Hebelmechanik für Wasserkästen
• Wasserstandsanzeiger
• Kolbenstangen-Schutzrohre
• Zylinderaufsätze
• neue Lackierung und Beschriftung
• freistehende Elektoleitungen
• Umsetzen des Motors
• geschlossene Bodenplatte
• Lokpersonal.
Von der Ökonomie der Zeit zu reden verbietet sich im Zusammenhang mit Hobbies von selbst – man kann es aber auch so betrachten: Die vielen Stunden beim Basteln waren ein toller Zeitvertreib, und jedes gelungene kleine Bauteil, jede erfolgreich zusammengefügte Baugruppe versetzt einen in beste Stimmung. Ganz zu schweigen von manchen originellen Ideen, woraus sich dies oder jenes anfertigen oder wie sich ein technisches Problem lösen ließe, ohne die Optik zu beeinträchtigen. Ein Beispiel hierfür sind die beiden in die Kurzkupplungskulisse integrierten Druckluftbehälter unterm Tender samt Eigenbau-Normschacht.
Kurzum: Für mich hat sich das Ganze gelohnt. Ich verfüge über ein robustes, betriebstaugliches und Epoche-2-typisches Modell einer einst weitverbreiteten preußischen Dampflok, wie sie nachweislich durch die weitere Gegend meines Anlagenhauptmotivs schnaufte.
Noch dazu konnte ich mit dem Umbau einem konkreten Vorbild, der 94 697, ein kleines Denkmal im Maßstab 1:120 setzen, das 1915, also vor 100 Jahren, von der BMAG vorm. L. Schwartzkopff ausgeliefert wurde. Als solches wird es während der Betriebspausen selbstverständlich einen Ehrenplatz in der Vitrine erhalten.
Meinen Anteil an diesem Thread sollen ein paar Bilder beenden, die vornehmlich den aktuellen Zustand der 94 697 mit ihren vier Tendervarianten zeigen – im Vergleich zum Ausgangsmodell der Firma Jago.