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Du kannst davon ausgehen, dass viele "Altbaureihen" bei privaten EVU im täglichen Einsatz stehen und durchaus die gleichen Laufleistungen wie eine geleaste (oder gekaufte) neue Lok haben.
Das wäre zu belegen...

Die großen Relationen im Gütertaktverkehr sind fest in der Hand von Traxx und Vectron mit wirklichen Lok-Laufleistungen von >150.000km/a. Das ist ja auch kein Beinbruch. Für die letzte Meile oder lasttonnenkilometerniedere Verkehre macht es durchaus Sinn, auf andere Fahrzeuge zurück zu greifen.

In Bezug auf die S-Bahn-Berlin-Fahrzeuge bleibt meinerseits anzumerken, dass die Bauart Stadtbahn im Großen und Ganzen (nur) ok war, aber man bereits von Anfang an bei Laufruhe und Fahrwerk Defizite fest stellte. In Bezug auf Weiterentwicklung der Technik und auch des Wagenkastens wie Schweißtechnik, Korrosionsschutz oder elektrische Kupplung haben/hätten aktuellere Fahrzeuge durchaus Vorteile in Betrieb, Stromverbrauch, Verschleiß und Wartung gehabt. Hinzu kommen zusätzlich noch Technologiesprünge wie Aluwagenkasten, E-Bremse, Rückspeisung oder Drehstromantriebstechnik. Unter heutigen Gesichtspunkten ruft alleine volkswirtschaftliche Frage, ob man 10 Tonnen pro Viertelzug über 50 Jahre mehr durch die Gegend fährt, Stirnrunzeln hervor...
 
Die Farben der Berliner S-Bahn
- Ein Streifzug durch 100 Jahre -

Das klassische "Gelb-Rot" der Berliner S-Bahn als Werbemarke ist der Wunschtraum eines jeden Werbe-Gestalters: Wenn die Berliner diese Farbkombination sehen, dann assoziieren sie damit sofort ihre S-Bahn. Auch über die Stadtgrenzen hinweg sind diese Farben ein sicheres Erkennungsmerkmal; wer mit dem Zuge nach Berlin reist und eines solchen Triebwagens gewahr wird, der weiß, dass er nun in Berlin ist und es langsam Zeit wird, schon mal die Koffer aus der Ablage herunterzuholen und sich ausstiegsbereit zu machen. Ganz ohne Streckenkenntnis.

Doch wie kam es zu diesen Farben? Wie hat alles begonnen? Wie sahen die Versuche aus, unseren S-Bahn-Fahrzeugen immer wieder ein neues Kleid zu verpassen und warum scheiterte dies ein jedes Mal?

Bekanntlich begann alles vor 100 Jahren. Am 08. August 1924 setzte sich vom Berlin Stettiner Vorortbahnhof ein mit 750 Volt DC betriebenes Fahrzeug nach Bernau in Bewegung. Ein willkürlich gewähltes Datum. Natürlich nannte das damals noch niemand "S-Bahn". Es war nur ein elektrisch betriebener Vorortzug - statt Dampflok nun Strom. Die später als Bauart "Bernau" bezeichneten Fahrzeuge trugen demzufolge noch das klassische Dunkelgrün eines Reisezugwagens.

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Bauart "Bernau" / Photo: 30.04.1925

Einheitsfarben für den Berliner Nahverkehr

Doch schon mit der Bauart "Oranienburg" entstand 1926 der Versuch, den elektrischen Vorortverkehr auch farblich eher als Teil des innerstädtischen Nahverkehrs erkennbar zu machen. Interessanterweise orientierte man sich dabei bewusst an den Farben der Berliner Hochbahngesellschaft (U-Bahn), deren Triebzüge Gelb für die 3. Klasse und Rot für die 2. Klasse trugen. Das war eher pragmatisch gedacht und keinesfalls eine Produktfarbe. Die Absicht dahinter war eine einheitliche Kennung der Wagenklassen für ganz Berlin. Knapp 60 Jahre danach sollte man sich an diese "Einheitlichkeit" wieder erinnern und einen neuen Versuch starten. Doch dazu später mehr.

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Bauart "Oranienburg" in zweifarbiger Lackierung Gelb (3. Klasse) und Rot (2. Klasse) / Photo: 1926

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... der "100-Jahre-Zug" der Berliner S-Bahn in den Farben der Bauart "Oranienburg" von 1926 / Photo: 20.08.2024

Doch die Hochbahngesellschaft machte der Reichsbahn einen dicken Strich durch die Rechnung, in dem sie 1927 ihre Wagenklassen abschaffte und fortan die Farbe Rot an ihren Triebzügen für das Raucherabteil stand. So war die Reichsbahngesellschaft gezwungen, ein neues Farbkonzept für ihren elektrischen Vorortverkehr zu entwickeln.


Die Geburt eines Klassikers

Nun spielte die Werbewirksamkeit eine Rolle. Gefordert war eine "verkehrswerbende" Wirkung. Das bisherige Gelb erwies sich in den unteren Bereichen des Wagens als sehr verschmutzungsanfällig. Also wählte man für den unteren Wagenbereich ein dunkles Rot, um die Verschmutzung durch den Flugrost der Klotzbremsen ein wenig zu kaschieren. Für die 3. Klasse wählte man im oberen Wagenbereich ein Ockergelb ("Stadtbahngelb") und für die 2. Klasse ein dunkeltürkisfarbenes Blau ("Stadtbahnblaugrün"). Beide Farbbereiche wurden durch einen schwarzen Absetzstreifen, dem Mittelgurt, voneinander getrennt, um sie nicht "aufeinanderprallen" zu lassen. Das später über den Fenstern übliche rote Band, abgesetzt durch zwei schwarze Trennstreifen, fehlte noch, so dass die Fahrzeuge ein wenig glatzköpfig wirkten.

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Museumsfahrzeug des Vereins "Historische S-Bahn e.V." der Bauart "Stadtbahn" im Zustand des Jahres 1928 / Photo: 11.05.2024
Mit der Bauart "Wannseebahn" sollte dann 1932 eine leicht modifizierte Farbgestaltung Einzug halten, die sich letztendlich über 90 Jahre in ihrem Grundkonzept halten sollte und schon fast als ikonenhaft zu bezeichnen ist. Wem ist das schon gelungen - abgesehen von Coca-Cola?

Dem Farbkonzept wurde lediglich das rote Band über den Fenstern, abgesetzt von zwei schwarzen Trennstreifen, hinzugefügt, um der Glatzköpfigkeit entgegenzuwirken. Zudem bekamen die Fahrzeuge auf dem breiten schwarzen Mittelgurt einen ockergelbfarbenen Streifen spendiert, wie man ihn am Museumszug des Vereins "Historische S-Bahn" heute sehr gut bewundern kann:

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Museumszug des Vereins "Historische S-Bahn" der Bauart "1937" im Auslieferungszustand / Photo: 07.09.2024

1936 wurden die ersten Serienfahrzeuge der Bauart "1935a" in Dienst gestellt, deren "vornehmste" Eigenschaft es war, die bis heute unerreichte Geschwindigkeit von 120 km/h im Planverkehr ausfahren zu können. Diese insgesamt 10 Viertelzüge umfassende Serie wurde auf der Strecke vom Berlin Potsdamer Wannseebahnhof nach Zehlendorf eingesetzt und befuhr dabei die "elektrisierten" Fernbahngleise. Um den Schnellzugverkehr dort nicht auszubremsen, mussten die als "Bankierzüge" bezeichneten Fahrzeuge eine deutlich höhere Geschwindigkeit erreichen als die herkömmlichen Triebwagen.

Parallel dazu wurden auch die Fahrzeuge der Bauart "Olympia" neu in Dienst gestellt. Diese unterschieden sich äußerlich nicht von den Bankierzügen. Doch der Fahrgast sollte auf den ersten Blick erkennen, ob er nun eine "gewöhnliche" S-Bahn besteigt oder eine "Express-S-Bahn", wie wir es heute nennen würden. Nun also spendierte man den 120 km/h schnellen Zügen auf dem breiten schwarzen Mittelgurt einen zweiten ockergelbfarbenen Streifen, wie man es auf dem "100-Jahre-Zug" der Berliner S-Bahn sehr schön erkennen kann, wobei diese ein wenig zu dick geraten sind:

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100-Jahre-Zug der Berliner S-Bahn / Photo: 20.08.2024

Blau statt Rot

Nach dem Zweiten Weltkrieg blieb alles beim Alten - bis die damals neue Baureihe ET 170 der Berliner S-Bahn, welche über den Prototyp-Status nie hinauskam, die Bühne betrat. Das Fahrzeug erhielt, welches im März 1959 erstmals auf der Leipziger Frühjahrsmesse bewundert werden konnte, einen sehr ungewöhnlichen Anstrich, der mit den bisherigen Traditionen brechen sollte: Der untere Fahrzeugbereich war in einem hellen Blau gehalten, der obere Bereich Elfenbein-Weiß. Der Mittelgurt erstrahlte goldfarben. Man nannte das Fahrzeug deshalb auch das "Blaue Wunder". Doch hinter der Absicht, neue Farben für die S-Bahn einzuführen, stand ein handfestes ökonomisches Kalkül: Man wollte sich schlicht unabhängig machen vom teuren Import der roten Farbpigmente aus der Schweiz.

Doch das allgemein hellere Erscheinungsbild war naturgemäß sehr schmutzanfällig. Nachdem der erste Halbzug (ET 170 001+002) bereits nach nur vier Jahren und mageren 5242 km Laufleistung wegen zahlreicher technischer Mängel abgestellt wurde und als Ersatzteilspender diente, erhielt der zweite Halbzug (ET 170 003+004) 1967 dann doch wieder die traditionellen Farben Gelb-Rot.

Neue Farben braucht die Stadt - oder doch nicht?

Am 08. Januar 1984 wurden die Betriebsrechte der S-Bahn von der Reichsbahn an den Berliner Senat übertragen, der seinerseits die BVG mit dem Betrieb der S-Bahn beauftragte. Das sollte, zumindest im Ostteil der Stadt, hinsichtlich des bisherigen einheitlichen Erscheinungsbildes der Gesamt-Berliner S-Bahn weitreichende Konsequenzen nach sich ziehen.

Natürlich sollte sich die S-Bahn der "Hauptstadt der DDR" nun von ihrer Westberliner Schwester optisch abgrenzen. Der Weg dahin war jedoch von Irrungen und Wirrungen begleitet. Im Rahmen der anstehenden Feierlichkeiten zum 750-jährigen Jubiläum der geteilten Stadt wollte man dem öffentlichen Nahverkehr im Ostteil Berlins ein neues Erscheinungsbild verleihen, welches für alle Bestandteile des städtischen Nahverkehrs, also der U-Bahn, der Straßenbahn, dem Busse und der S-Bahn, einem einheitlichen Schema folgen sollte: Elfenbeinbeige als Grundfarbe für alle Fahrzeuge, wobei die Front- und Türbereiche

- Rot für die S-Bahn
- Gelb für die U-Bahn
- Orangefarben für Bus und Straßenbahn

die einzelnen Systeme voneinander unterscheiden sollte. Wir erinnern uns an das Jahr 1926, als ein ähnlicher Versuch eines einheitlichen Farbschemas für den elektrischen Bahnverkehr der Stadt unternommen wurde - und letztendlich scheiterte. Und auch dieser Versuch scheiterte, weil die S-Bahn so gar nicht in dieses Konzept passen sollte. Natürlich unternahm man einige Versuche, um herauszufinden, wie sich das neue Farbkonzept wohl präsentieren würde. Dazu erhielten einige Triebfahrzeuge der Baureihe 477 einen Versuchsanstrich:

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Photo: Sammlung Gransee

Doch das Ergebnis war ernüchternd. Während der Vorbeifahrt eines solchen Zuges erzeugten die vollständig roten Türen einen sogenannten "Lattenzauneffekt", der für den Betrachter äußerst unangenehm in der Wahrnehmung war. Nun ja, und schön sah es auch nicht aus. Das dachte man sich dann auch bei der Straßenbahn - so dass am Ende nur die U-Bahn und die Berliner Busse das ursprüngliche Farbschema erhielten.

Für die S-Bahn musste man sich etwas anderes ausdenken. Was dann kam, war jedoch keinesfalls neu gewesen: 1980 wurde vom LEW Hennigsdorf der langersehnte Prototyp eines neuen S-Bahnfahrzeuges vorgestellt, die Baureihe 270. Sie trug nie das klassische Gelb-Rot, sondern bereits ab Werk für den unteren Bereich des Wagenkastens ein sehr dunkles Weinrot, für den oberen Bereich ein helles Elfenbeinweiß.

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Photo: Sammlung Schmiedecke
Natürlich unternahm man auch hier im Vorfeld noch einige Farb-Versuche, die sich jedoch nur in Nuancen unterschieden, doch im Großen und Ganzen stand das Konzept fest. Dummerweise erhielten die Fahrzeuge der Berliner S-Bahn nun im unteren Wagenbereich einen hellen weißen Streifen, der naturgemäß schnell verschmutzte. So war er denn nun geboren, der "Hauptstadtlack", wie man ihn nannte. Ob es gefiel? Negative Stimmen aus jener Zeit wird man vergeblich suchen. Die "Partei" hatte immer Recht. Und der gefielen die neuen Farben. Doch mit der "Partei" ging 1990 auch der "Hauptstadtlack" flöten. Noch bevor sich die DDR von der Weltbühne verabschiedete, verließen 1990 bereits die ersten Fahrzeuge das RAW Schöneweide wieder im klassischen Gelb-Rot.

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BR 475 im "Hauptstadtlack"; Hp Biesdorf / Photo: 15.10.1995

Blau statt Rot - zweiter Versuch!

Nachdem die BVG 1984 auch das Fahrzeugerbe der Reichsbahn angetreten hatte, war schnell klar gewesen, dass diese nun schon fast knapp 60 Jahre alten Fahrzeuge der Bauart "Stadtbahn" keineswegs zukunftsträchtig waren. Eine neue Baureihe musste her. Und die Industrie lieferte schnell. Der neue Star hieß Baureihe 480 - vorweggreifend schon dem Baureihenschema der Deutschen Bundesbahn entsprechend. Bereits 1986 wurde der erste Prototyp vorgestellt - jedoch ...

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Photo: Sammlung Schmiedecke

... in diesen Farben? "Kristallblau" nannte es der Fahrzeugdesigner. Die neuen Farben folgten einerseits den Linien des Fahrzeuges, andererseits sollten sie Modernität und Zukunft zum Ausdruck bringen. Aber das war nicht des Berliners Geschmack. Eine bekannte Berliner Boulevard-Zeitung initiierte sogleich eine Umfrage: klassisch Gelb-Rot oder Kristallblau? Das Ergebnis sprach für sich. Eine überwältigende Mehrheit der Teilnehmer stimmte für das klassische Gelb-Rot. So blieb in West-Berlin alles beim Alten - wobei die Farbtöne am Ende dann doch ein wenig aufgehellt wurden.

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BR 480 - Einfahrt in den Bahnhof Neukölln / Photo: 12.05.2019

Revolution im Osten?

Dem Prototypen der Baureihe 270 folgten innerhalb eines sensationell kurzen Zeitraumes von sieben(!) Jahren schon die ersten acht Viertelzüge der sogenannten Null-Serie, die sich jedoch nicht nur äußerlich vom Prototypen ein wenig unterschied. Der Hersteller, LEW-Hennigsdorf, schon oft bekannt geworden durch seine eigenwilligen Werks-Lackierungen, getraute sich, auch dieses neue Fahrzeug in neuen Farben zu präsentieren: Rot-Anthrazit!

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Baureihe 270 "schachtelfrisch" im Bf Alexanderplatz / Photo: August 1991

Doch die gesellschaftliche Revolution musste erst das System hinwegfegen, bevor Hennigsdorf grünes Licht für seine neuen Farben bekam. Bis dahin war der Hauptstadtlack das Maß aller Dinge:

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BR 485 in beiden Farbvarianten; Bf Alexanderplatz / Photo: 1992

Doch das neue Rot der nun als Baureihe 485 bezeichneten Fahrzeuge bescherte denselben auch ihren Spitznamen: Cola-Dose! Und das selbst, als auch diese "Farb-Revolution" wieder befriedet wurde und Gelb-Rot sich der "..85er" bemächtigte. Und abermals blieb alles beim Alten.

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Baureihe 485; Einfahrt Bf Schöneberg (Ring) / Photo: 23.06.2022
Gelb-Rot

1996 betrat eine neue Baureihe die Bühne, die nun also endgültig die letzten Altbaufahrzeuge nach fast siebzig Jahren ablösen sollte: der 481er! Nur wenige entsinnen sich, dass die ersten Fahrzeuge zwar klassisch Gelb-Rot lackiert waren, die roten Partien sich jedoch auf die Fenstereinfassung der Frontscheibe und als Streifen auf den oberen und unteren Wagenkasten beschränken sollten. Der Farbton nannte sich "Senfgelb". Das Ganze sah aus wie eine U-Bahn. Und wieder machte die Hauptstadt-Presse Rabatz. Kurzerhand entwarf ein damals noch junger Praktikant der "BZ" eine grafische Darstellung dieses neuen Zuges im klassischen Design, veröffentlichte dies und eroberte die Herzen der Berliner im Sturm. Die S-Bahn konnte gar nicht anders, als das hier ...

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Photo: Sammlung Gransee​

... möglichst schnell wieder zu den Akten zu legen. Man beeilte sich gar, bis zur Eröffnung des wieder in Betrieb genommenen Abschnittes Westkreuz-Pichelsberg im Januar 1998 einen senfgelben Vollzug in den klassischen Farben zu folieren, um Volkes Willen zu entsprechen, auf dem folgenden Photo im Bft Stresow während der Eröffnungsfahrt Pichelsberg-Spandau elf Monate später:

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Photo: Sammlung Gransee

Nun war wieder "Ruhe im Karton". Die Berliner S-Bahn fuhr in ihren altbewährten und allseits bekannten Farben Gelb-Rot, abgesetzt durch einen schwarzen Mittelgurt und roter Dachkannte durch die Stadt, als wäre es nie anders gewesen. In Berlin nichts neues. Alles blieb so, wie es schon immer gewesen war.

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BR 481 im Bf Alexanderplatz / Photo: 12.12.2016

Kriegsmalerei

Die Zukunft hat bei der Berliner S-Bahn mit der neuen Baureihe 483/484 begonnen. Und wieder neue Farben? Ein klares Jein! Es blieb beim klassischen Gelb-Rot. Auch die Anordnung blieb: oben Gelb, unten Rot. Nur dazwischen ist nichts mehr Schwarz - es fehlt der Mittelgurt, und die Glatzköpfigkeit der 1920er Jahre kehrte zurück.

Eine neue Idee? Könnte man meinen. Doch in Wirklichkeit ist das alter Wein in neuen Schläuchen. Die Idee, das Erscheinungsbild der S-Bahn zu "entfeinern", ist nicht neu und stammt aus düsteren Zeiten. Kostprobe zum Vergleich gefällig?​

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Grafik: M. Hiller
So in etwa hätte die sowohl technisch als auch farblich entfeinerte "Kriegsbaureihe" ET 165.9 aussehen können. Zum Vergleich die neue Baureihe 483/484 im aktuellen Farbkleid:
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Bf Baumschulenweg / Photo: 22.06.2022

Nun ja, die Ähnlichkeit ist nicht zu leugnen. Aber wir wollen an dieser Stelle keine böse Absicht unterstellen. Auch die S-Bahn muss mit ihrem Geld sparsam umgehen. Ein Farbschema ohne Zierrat ist günstiger und mit weniger Aufwand verbunden, zumal das neue Schema den Linien des Fahrzeuges folgt. Unterm Strich bleibt die bemerkenswerte Tatsache, dass heute wie vor nun mittlerweile 96 Jahren die Berliner S-Bahn ihr Kleid nie abgelegt hat. Ihre Farben waren und sind: Gelb-Rot. Und so wird es auch in Zukunft bleiben.



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Der "100-Jahre-Zug" der Berliner S-Bahn - Geschichte im Vorbeifahren! Täglich unterwegs auf den Linien S5 oder S9.
Photo: 20.08.2024

Für alle Photos aus den Sammlungen Schmiedecke und Gransee sowie für die Werksphotos von WUMAG habe ich die Berechtigung zur nichtkommerziellen Veröffentlichung.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ein 485er Serienmodell im DR "Hauptstadtlack" hat was. Wusste nicht, dass es das gab. Obwohl der Name m. E. nicht ganz passt... siehe Buckow (Märkische Schweiz) und für mich immernoch - auch wegen der randostberliner Sozialisierung - ein sehr schöne Farbkombination. Wobei die Prototypen/Vorserienmodelle für mich in der Lackierung das Maß aller Dinge auf Berliner S-Bahngleisen sind. Einfach schön.

Danke für diesen wirklich schönen Beitrag!
 
Ein 485er Serienmodell im DR "Hauptstadtlack" hat was. Wusste nicht, dass es das gab. Obwohl der Name m. E. nicht ganz passt... siehe Buckow (Märkische Schweiz) und für mich immernoch - auch wegen der randostberliner Sozialisierung - ein sehr schöne Farbkombination. Wobei die Prototypen/Vorserienmodelle für mich in der Lackierung das Maß aller Dinge auf Berliner S-Bahngleisen sind. Einfach schön.

Danke für diesen wirklich schönen Beitrag!

Die Fahrzeuge der Buckower Kleinbahn gehörten zum Bw Friedrichsfelde. Deshalb auch die stets identische Farbgebung der Fahrzeuge.

Ich persönlich bin/war nie ein Freund des "Hauptstadtlacks", doch interessanterweise sehen diese Farben am 481er recht gut aus:

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... und hier die "Cola-Dosen"-Version des "100-Jahre-Zuges":

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Da bin ich im DTMB wohl dran vorbei gelaufen. Scheinbar hatte der irgendwann von grün noch den SBahnlack bekommen.
Der ehemalige Gerätezug des Bw Friedrichsfelde am 03.10.1995 im Bahnhof Ostkreuz.

Es handelt sich dabei in der Tat um ein Fahrzeug der Bauart "Bernau", der jedoch - ich vermute in den 1960er Jahren - eine neue Stirnfront erhielt. Spenderfahrzeug war, wie zu sehen, ein Fahrzeug der Bauart "Stadtbahn".

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Die gelb-rote Lackierung erhielten diese Fahrzeuge bereits in den 1930er Jahren, wie dieses Photo beweist:

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Die "neuen" Farben der S-Bahn gefallen mir überhaupt nicht. Schwarze Türen und wieder wird von der Tradition abgewichen. Die Bergstrecke der Oberweisbacher Bergbahn (BR 479) hat auch ähnliche S-Bahn-Farben, nur eben komplett rote Türen bekommen. Das hätte die S-Bahn übernehmen können. Nun wird es mit der vereinfachten Lackierung des 3. Reichs + schwarze Türen kein Zurück mehr geben. Sparen musste man schon zu DDR-Zeiten, aber immerhin gab es kaum "Vereinfachungen" beim Hauptstadtlack.
 
Die schwarzen Türen dienen der Erhöhung der Barrierefreiheit - die Funktion zu verbessern hat m.E. Priorität gegenüber der Tradition.
Beste Grüße
Jörg
 
Mag sein, aber schwarze Türen im Rahmen der Barrierefreiheit? Als hätten die Fahrgäste 90 Jahre lang die Türen nicht gefunden. Außerdem wieß ich auf die BR 479 hin, sie hat eine komplett rote Tür und ist damit auch "barrierefrei".
 
500k€ pro Wagen Viertelzug, wieviel kostet ein neuer?
Ja, ich weiß, dass es ET und EB gibt und die unterschiedlich kosten.
(Nochmal nachgelesen, wird etwas billiger und einfacher zu rechnen.)
Könntest Du den Kontext näher erläutern?
Bezogen auf den Link von @Passivbahner.
 
Zuletzt bearbeitet:
(...) Als hätten die Fahrgäste 90 Jahre lang die Türen nicht gefunden.
Das ist aber kein Argument. 90 Jahre lang gab es auch keine Aufzüge zu den Bahnsteigen. Heute gibt es sie, damit auch Rollstuhlfahrer ohne fremde Hilfe unsere Züge benutzen können.
Außerdem wieß ich auf die BR 479 hin, sie hat eine komplett rote Tür und ist damit auch "barrierefrei".
Dieser Vergleich hinkt ein wenig. Die Oberweisbacher Bergbahn ist eine knapp 4 km lange Nebenbahn, auf der ein, maximal zwei Wagen verkehren. Die S-Bahn dagegen ist ein Massenverkehrsmittel im Zwei-Minuten-Takt. Schwarze Türen als starker Kontrast sind sehbehinderten Menschen eine große Hilfe, zielgerichtet den richtigen Ort zu finden, um einsteigen zu können.

Ich bin ebenfalls für die Bewahrung von Traditionen - wenn sie dem Fortschritt nicht im Wege stehen. Genau das ist die Grenze.

500k€ pro Wagen, wieviel kostet ein neuer?
Ja, ich weiß, dass es ET und EB gibt und die unterschiedlich kosten.
Könntest Du den Kontext näher erläutern?
 
500k€ pro Wagen Viertelzug, wieviel kostet ein neuer?
Ja, ich weiß, dass es ET und EB gibt und die unterschiedlich kosten.
(Nochmal nachgelesen, wird etwas billiger und einfacher zu rechnen.)

Bezogen auf den Link von @Passivbahner.
Grob überschlagen kostet ein Viertelzug der Baureihe 483 über vier Millionen Euro. Diesen Preis kann man in etwa auch auf die Nachfolgebaureihe übertragen.

Wäre die Ausschreibung terminlich nach Plan gelaufen, müssten wir als S-Bahn nicht alle Fahrzeuge der Baureihe 481 für je 500 000 Euro ertüchtigen. Ursprünglich war nur knapp ein Drittel der Flotte im Programm gewesen.

Aber das wird ja von den Ländern Berlin und Brandenburg finanziert - die haben es ja schließlich auch verbockt. Und das ganze von unser aller Steuergelder. Ist das nicht "nett"?

PS: Die Baureihe 480 soll laut Verkehrsvertrag spätestens 2030 aus dem Rennen gehen. Bis dahin werden jedoch die neuen Fahrzeuge noch nicht vollständig ausgeliefert sein - wir reden hier von über 600 Viertelzügen. Da kannste Dir ja denken, welche Fahrzeuge vermutlich die nächsten sind, die für teures Geld ein Langlebigkeitsprogramm durchlaufen werden.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich finde es gut, dass nicht schon wieder neue Züge gebaut werden müssen, sondern die vorhandenen S-Bahnwagen saniert werden. Endlich haben sie ein wirklich überzeugendes Farbkleid erhalten mit viel freundlicheren Farbtönen und nicht dieses Schmuddelimage von Rotbaun mit Senfbraun. Besonders schön: Die ollen grünen Sitze sind endlich ersetzt. Bei längeren Strecken hatte ich regelmäßig Rücken. Das ist jetzt vorbei.

Und ist doch schick das Glanzschwarz. Vor allem mit dem knallgelben Warnbalken auf dem Wagenfußboden direkt hinter den Türen. Und auch bemerkenswert: Wie lange die Farben edel aussehen. Zum Vergleich einfach mal lesen, welche haarsträubenden Vorkommnisse die Reichsbahngesellschaft zwischen 1928 und 1932 zu bewältigen hatte, als fabrikneu lackierte Züge immer schneller ausbleichten und die S-Bahn kein schönes Bild abgab. Man nahm damals nur noch mit Bleiweiß grundierte Wagen ab und lackierte diese in Schöneweide selbst.
 
Ich glaube es passt besser in das S-Bahn Thema als in aktuelle Sichtungen.
Wir sind heute mal mit dem Weihnachtszug des >> Vereins Historische S-Bahn << gefahren. Start und Ziel war Ostbahnhof. Es war ein vor allem akustisch tolles Erlebnis den alten Stadtbahner bei der „Arbeit“ zuzuhören. Der Verein gibt sich wirklich Mühe die Fahrt zu einem tollen Erlebnis zu machen. Uns hat es sehr gut gefallen und ich denke, wenn ich es nicht verpasse zu buchen, werden wir nächstes Jahr wieder die Fahrt machen.
Anbei zwei drei Bilder.
Grüße Bernd
 

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Ich hoffe, ich schaffe es auch mal zu einer der seltenen Fahrten des Vereins. Das Brummen, Jaulen und Ningeln, vor allem des ET165 hören und genießen. Allerfeinst. Ich freue mich, dass wenigstens diese Möglichkeit gegeben ist, zu fahren!
Helge
 
Lt. Aussage von einem Vereinsmitglied sind sie dabei, einen zweiten Halbzug fit für die neue Sicherheitstechnik zu machen, was dann die Anzahl der Sonderfahrten erhöhen wird.
Grüße Bernd
 
(...) Es war ein vor allem akustisch tolles Erlebnis den alten Stadtbahner bei der „Arbeit“ zuzuhören. Der Verein gibt sich wirklich Mühe die Fahrt zu einem tollen Erlebnis zu machen. (...)
Vielen Dank für das Lob. Da wir in diesem Jahr ein bisschen mehr Zeit für die Vorbereitung hatten, war dieses Mal auch "mehr Lametta."
Ich hoffe, ich schaffe es auch mal zu einer der seltenen Fahrten des Vereins. Das Brummen, Jaulen und Ningeln, vor allem des ET165 hören und genießen. Allerfeinst. Ich freue mich, dass wenigstens diese Möglichkeit gegeben ist, zu fahren!
Helge
Wir werden im kommenden Jahr definitiv mehr Sonderfahrten durchführen als in diesem Jahr. Der Auftakt 2025 wird der Osterzug sein (Karfreitag und Ostersamstag). Letzte Fahrt in diesem Jahr: Silvesterzug! Die Fahrkarten werden heute 18 Uhr über Reservix freigeschaltet.
Lt. Aussage von einem Vereinsmitglied sind sie dabei, einen zweiten Halbzug fit für die neue Sicherheitstechnik zu machen, was dann die Anzahl der Sonderfahrten erhöhen wird.
Grüße Bernd
Die Planungen sehen als nächstes Ziel vor, am zweiten Viertel des ET 167 eine Hauptuntersuchung durchzuführen und mit ZBS auszurüsten. Wenn alles nach Plan läuft, wird das 2026 der Fall sein. Dem soll ein weiteres Viertel der Bauart "Stadtbahn" folgen. Dann hätten wir wieder einen Vollzug, der auch dringend notwendig ist. Als wir Sonntag vor einer Woche bei Reservix die letzten Weihnachtszugfahrten für das dritte und vierte Adventwochenende um 18 Uhr freigeschaltet haben, waren binnen 15 min alle Fahrten ausgebucht. Wahnsinn!
 
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