Ach, wo wir schon bei putzigen (liebenswert verschrobenen?) Stationen auf den Inseln sind, noch zwei Beispiele aus merry old England ...
Bourne End (Buckinghamshire): War mal Abzweigstation der Strecke nach Marlow von der Strecke Maidenhead - High Wycombe, ist seit Einstellung des Abschnitts Bourne End - High Wycombe nur noch Zwischenstation in Kopfform mit zwei Seitenbahnsteigen. Quer über die alte Strecke wurde ein Querbahnsteig gebaut. Man kann auch nur vom "down"- (nördlichen) Gleis an Bahnsteig 1 nach Marlow weiter, es gibt keine Kreuzung und Weiche, die das vom "up"-Gleis (Bahnsteig 2) erlaubt. Die Strecke zwischen Maidenhead und Bourne End ist auch nur noch eingleisig.
(...)
Martin
Aktuell kommt mir nicht so viel berichtenswertes Neues unter die Finger. Also beschäftige ich mich gelegentlich mit zurückliegenden Posts - diesmal noch einmal mit jenem von Martin. Darin wird
Bourne End vor allem als Spitzkehre beschrieben, was es aus betrieblicher Sicht die meiste Zeit auch ist. Beim Lesen des Wikipedia-Artikels fiel mir aber der spezielle twist der Geschichte nochmal besonders ins Auge:
"During peak hours service frequency is increased by having two trains work the line, each using Bourne End as the terminus: one runs Marlow – Bourne End and one Maidenhead – Bourne End, with passengers changing trains at Bourne End. This service pattern is needed to meet peak-time demand, as the platforms at Bourne End are not long enough to accommodate longer trains."
Also: in den Hauptverkehrszeiten werden zwei Züge auf die Strecke geschickt, und Bourne End wird dabei von der Spitzkehre zu einem 'unechten' Kreuzungsbahnhof. Unecht deshalb, weil zwar eine Zugbegegnung stattfindet, die gesamte Verbindung aber dabei betrieblich in zwei Teile (Maidenhead-Bourne End und Bourne End-Marlow) zerlegt wird - einschließlich Umsteigezwang für die Gesamtstrecke. Also so, wie es in ->
Traiskirchen an der inneren Aspangbahn den ganzen Tag über gemacht wird, nur eben nicht mit gleichsinnigen Ein- und Ausfahrten.
Begründet wird dies auch mit den Bahnsteiglängen in Bourne End: Während der Spitzkehren-Hausbahnsteig praktisch nur eine Zweiwageneinheit der class 165 aufnimmt, ist der südliche, nur von Zügen auf der Teilverbindung Maidenhead-Bourne End benutzbare Außenbahnsteig fast doppelt so lang (vgl. ->
Gleisplanskizze im Wikipedia-Artikel und ->
Satellitenbild). Dadurch kann in der HVZ die Kapazität im metropolenseitigen Streckenteil noch zusätzlich erhöht werden.
Jetzt stellten sich natürlich gleich neue Fragen: Wird Maidenhead-Bourne End in der HVZ auch tatsächlich von längeren Zügen befahren? Und kommt es dabei in Bourne End zu Parallelein- und -ausfahrten? Gleisplanseitig wäre Letzeres ja möglich, ohne dass die Gefahr von Flankenfahrten bestünde.
Beides haben zwei englische Jungs für mich geklärt

...schon bevor mir der Gedanke überhaupt kam: im ->
hier verlinkten Video haben sie sich am Maidenhead-Ende des langen Bahnsteigs postiert und dokumentieren
1) die fast zeitgleiche Einfahrt (bis Minute 1:10) der Züge aus Maidenhead (erster) und Marlow (zweiter),
2) die unterschiedliche Länge der Züge - Maidenhead-Bourne End: Dreiteiler, Marlow-Bourne End: Zweiteiler - sowie
3) die fast zeitgleiche Ausfahrt (ca. ab Minute 4:10) der Züge zurück nach Maidenhead (erster) und Marlow (zweiter).
Und das ist offenbar nicht erst seit gestern so: ->
Dieses Foto aus dem Juni 1979 zeigt, dass schon damals längere Einheiten vom und zum Anschlussbahnhof Maidenhead unterwegs waren, und es zeigt dabei eine echte Parallelausfahrt nach Maidenhead (links) und Marlow (rechts).
Jetzt kann der Action gewohnte Hobbyfreund natürlich einwenden: "ganz nett, aber auch nicht wirklich spannend!" Dem ist sicher wenig entgegen zu halten - mehr gibt der Gleisplan eben nicht her. Aber man kann ja auch dokumentierte
Sonderfahrten,
Arbeitszüge und
dergleichen einlegen...
Soweit erstmal, Euch eine gute Woche!