Liebe TT-Freunde,
ich bin schon wieder da, das leidigste Thema hatte ich vergessen anzusprechen, man wird halt älter.
Zwei Anrufe gestern mit Vorbestellungen für die Messe führten es mir wieder so richtig vor Augen. Die Frage war: "Kann ich da auch die 12 % Rabatt haben wie in Ihrem Laden?"
Grundsätzlich ist zu sagen, dass wir die Lok für 270,- € eigentlich gar nicht mehr verkaufen könnten, kaufmännisch ein Unding.
Die Zulieferpreise haben nichts menschliches mehr, hier nur ein paar Beispiele: Der Motor hat im EK bei Bühler früher 6,- DM gekostet, war gute Qualität. Heute zahle ich 12,- €, der Motor wird in Tschechien gefertigt mit 30 % Ausschuss, da diese in eine Richtung zu laut laufen und es gibt oftmals Wartezeiten, da der Motor gerade nicht verfügbar ist. Das Weissmetall ist ebenfalls um satte 300 % gestiegen und es gibt keine Alternative, nur noch ein Lieferant am Markt. Lohnarbeiten wie die gesamten Drehteile und Plastspritzarbeiten, für beides haben wir Zulieferer im Thüringer Wald, sind mindestens verdoppelt worden durch die gestiegenen Betriebskosten, vor allem Energie. Ich selber zahle schon für Laden, KEHI und Privatwohnung zusammen jeden Monat 870,- € Stromkosten. Das ich heute 12 % Rabatt gebe im Laden, hängt einzig und alleine damit zusammen, um den Laden im Umsatz zu stützen, da er wirtschaftlich getrennt ist und von meiner Frau geführt wird. Diese Möglichkeit und die Schüler mit ihrem Pausenbedarf sind das Hauptstandbein für den Laden.
Es ist kein Jammern, was ich hier tue, ich versuche aufzuklären, was es heute für Kleinfirmen ein Seiltanz ist, sich am Leben zu erhalten - in allen Branchen! Kredite und Fördermittel sind Träume in meinen 18 Jahren Selbständigkeit, man hat nur über mein "Spielzeug" gelacht.
Da trifft es einem schon, wenn Kunden über Preise meckern, ohne die Zusammenhänge in Betracht zu ziehen. Immerhin muss das Modell erst mal entwickelt werden, bis zur Serienfertigung eine Kostenexplosion. Das muss jedes Jahr sein, neue Modelle zu schaffen und jedes Mal detaillierter, da bleibt in unserer Branche nichts hängen, die Insolvenzen sollten vielen die Augen öffnen.
Dagegen braucht jeder Handwerker nur sein Werkzeug und verrichtet seine Dienstleistung, mit dem produzierenden Gewerbe nicht zu vergleichen.
Wenn ich mich in diesem Forum umschaue, gibt es viele Meinungen, dass sich die Hersteller, egal ob groß oder klein, eine goldene Nase verdienen. Da kann man wirklich nur mit dem Kopf schütteln.
Für solche Modellbahnfreunde wäre es echt gut, mal mein Buch zu lesen. Überhaupt wundere ich mich, das gerade aus unserer Branche wenig Interesse kommt an einem Buch, das den Weg vom Modellbahnhobby in der DDR zum Kleinserienhersteller beschreibt mit all seinen Haken und Ösen. "Drausen" dagegen, bei Lesern die keine Ahnung haben von Modelleisenbahnen, läuft es ganz gut. Bei amazon.de hat es mehrmals sogar das Buch vom Schauspieler Heiner Lauterbach im Verkaufsrang überholt. Nun gut.
Die Preise jedenfalls können wir auf der Messe nicht reduzieren. Einzig Sonntag Nachmittag geben wir für "Ladenhüter" schon mal etwas Rabatt, um sie nicht wieder mit nach Hause nehmen zu müssen. Die 44er allerdings ist meist schon gleich verkauft, wir haben immer nur etwa 25 Stück mit, mehr geht nicht auf Grund der vielen Bestellungen zu Hause. Der Messeverkauf ist auch nur, um die Kosten der Messe zu begleichen.
Nun sollte wirklich alles angesprochen sein.
Mit den besten Wünschen
Roland Kehr