Digital für Dummies:
Ok, man soll also seine analoge Anlage entsprechend umbauen. Also nehmen wir mal den vorn beschriebenen Fall 2 mit Signalen. Dann heißt es in den Antworten: "Überbrücken". Gut. Es gibt dann keine Unterbrecherabschnitte mehr. Dann fahren doch alle
Lokomotiven jetzt am Halt-zeigenden Signal vorbei. Und jetzt?
Zunächst mal 'soll' niemand seine Anlage umbauen, er kann wenn er denn will.
Und klar, man könnte es so machen, dass man einfach alles überbrückt, dann fahren wirklich alle Lokomotiven an halt-zeigenden Signalen vorbei und man muss manuell Lokführer spielen. Oder man überbrückt es nicht. Dann bleiben die Lokomotiven wie gehabt an den Signalen stehen - eben schlagartig, und im Normalfall geht auch das Licht aus. (Bei geschobenen Zügen wird es komplexer, aber da funktionieren so einfache kurze stromlose Abschnitte ja auch im Analogbetrieb nicht ohne weiteres). Und sobald das Signal wieder grün zeigt, die Trennstrecke wieder Strom bekommt, geht wieder das Licht an und auch die Digital-Lok fährt los. Wenn Du also einfach nichts umbaust, wirst Du dort, wo Strom ist, mit der positiven Veränderung der Fahrkultur fahren können - und ansonsten läuft es so weiter wie Analog. (So arbeiten meine Schattenbahnhöfe bis heute: Strom aus/an - und gut ist !
Oder Du willst Zugbeeinflussung mit digital möglichem langsamen Anhalten. Das geht mit den allermeisten und wohl allen aktuellen Decodern mit ABC-Bremsen, was sich ohne allzu große Umbauten auch an den alten 'Abschaltabschnitten' Signal/Relaisgesteuert machen lässt. Allerdings: Mit dem digital so schön möglichen realistischen Bremsweg für langsames Anhalten .... dafür sind die analog geplanten Trennstellen meistens wohl zu kurz. Und dann müsste man ggf. einzelne Trennabschnitte neu per MiniFlex in die Schienen schneiden und manch vorher vorhandene mit Löten verbinden. Aber auch da würde sich meiner Erfahrung nach der Aufwand in Grenzen halten.
Oder im nächsten Schritt: Züge sollen auch geschoben erkannt werden (etwa mit Widerstandsachsen), dann kommen Gleisbesetzmelder ins Spiel, die per Relais auch eine Zuglänge hinter dem geschobenen
Wagen dann das 'Bremssignal' aufschalten. Da braucht man dann zusätzliche Trennstellen und eine gewisse Neuverkabelung. Aber ja ursächlich nicht wegen des Digitalbetriebes, sondern weil man möglichst viele analog kaum mögliche Sachen dann doch machen will. (Wenn man geschobene Züge vor Signalen halbwegs punktgenau halten lassen wollte, musste man ja auch analog schon mit GBM und zusätzlichen Trennstrecken arbeiten. Was gab es da nicht für wilde Schaltungen mit Reed-Kontakten und was sonst nicht so allem .... auch das könnte man aber mit relativ wenig Aufwand für digitales Fahren umbauen!)
Alternativ zum ABC-Bremsen gibt es noch das ältere (auch von mir genutzte) System mit 'Bremsstrom' aus einem zweiten Booster. Das geht mit wirklich allen - auch alten - Decodern ist aber auch etwas weniger flexibel und erfordert wirklich in jedem Fall, geschoben wie gezogen, lange seperat schaltbare Abschnitte vor der jeweiligen eigentlichen Trennstelle. Dies System nutze ich, weil es (als ich damit Anfing) ABC noch gar nicht gab....
An diesem Punkt muss man sich schaltungstechnisch noch nicht allzu sehr von dem entfernen, was man Analog gewohnt war. Die Weichenmotoren/Signale können wie gewohnt analog geschaltet werden, die Kosten halten sich in Grenzen, man kann mit überschaubarem Aufwand durchaus vieles automatisieren und
fährt durchgehend mit den Vorzügen der digitalen Steuerung.
Inzwischen gibt es natürlich auch weitere Speziallösungen wie von TT-Bauer verlinkt, aber da würde mich der Preis pro einzelner Trennstrecke eher abschrecken und so wirklich viel steuerungstechnischen Mehrwehrt konnte ich
für mich da auf die Schnelle nicht entdecken.
Oder man will das volle Programm bis hin zur weitgehenden Automatisierung komplexer Fahrstraßen: 'Die Anlage' erkennt am Ende selbsttätig welche Lok an welcher Stelle gerade steht oder fährt und kann entsprechend für diese Lok, diesen Zug spezielle Fahrstraßen selbsttätig stellen und den Zug entsprechend steuern. Dann werden auch alle Weichen und Signalantriebe digital von der Zentrale geschaltet und wenn am Ende in jedem einzelnen Block jeder Fahrstraße der Anlage auch ein Gleisbesetzmelder an die Zentrale bzw. den PC melden kann, welche Lok gerade genau hier steht oder fährt, dann kann bei einem Umbau wirklich kein Kabel an seiner Stelle bleiben.
lg
Michael
P.S: Ich hatte tatsächlich Analog angefangen, ungefähr 20 Prozent meiner heutigen Anlage (der
Bahnhof Houbingen samt Einfahrt) stand schon. Der wurde Ende der 90er Jahre des letzten Jahrhunderts auf digitales Fahren umgerüstet. Allerdings hatte ich in Houbingen wirklich nur 'abschaltbare' Abschnitte ohne Signalbeeinflussung. Da habe ich wirklich 'überbrückt' und gut war. Mit Signalbeeinflussung etc. habe ich dann erst auf danach neu gebauten Abschnitten angefangen. Weil es damals noch kein ABC-Bremsen gab mit dem 'Bremsstromgenerator' über zweiten Booster. So fahre ich noch heute auch in aktuell neu in Bau befindlichen Abschnitten.... und kann damit auch vieles automatisieren.
Und noch ein Nachtrag: Eine Detail ist mir bei meinem Umstieg von Analog auf Digital übrigens doch negativ aufgefallen: Bei aller Verbesserung von Langsamfahreigenschaften, Vorzügen der einstellbaren Brems- und Beschleunigungskurven, Dauerlicht auch bei stehendem Zug ..... gab es einen Nachteil: Digitales Fahren benötigt deutlich bessere Stromabnahme zwischen Gleisen und Loks. Da kann eine ungünstige Kombination von
Gleisbau und Lokomotive den Fahrspaß durchaus trüben. Aber auch das habe ich im Lauf der Zeit in den Griff bekommen