Als der Umbau des Mamos-Modells „Dorfgasthaus“ zum Gasthof „Zur Faulen Liese“ langsam Gestalt annahm, wurde die Frage akut, in welche dörfliche Situation er später wie einzufügen wäre. Um die Sache plastisch zu machen, suchte ich mir aus den Tiefen meiner Kramkisten ein paar alte Modelle und schob sie auf dem Basteltisch her und hin. Unter den Platzhaltern für die Umgebungsbebauung der „Faulen Liese“ war der Vero-
Bahnhof „Moorbach“. Inspiriert durch die Bahnhöfe Manebach und Stützerbach, hatte man in Olbernhau seinerzeit ein Raumzellensystem ausbaldowert, das für H0- wie TT-Modelle gleichermaßen nutzbar war. Wirklich gelungen fand ich das Ergebnis nie; selbst für H0 war mir das alles zu grobschlächtig und für meine neue Anlage somit untauglich.
Warum erzähle ich das? – Als ich die Häuser so umherschob, lag zufällig die Schaumstoffeinlage einer Tillig-Verpackung in Griffweite. Auf diese gesetzt, bekam der Moorbach-Wartesaal sofort eine andere Anmutung. Als mir noch Reste von Ziegelstein-Platte in die Finger gerieten, war‘s passiert: Binnen der nächsten Stunde waren die ersten Fachen des unschön erhabenen Modellfachwerks verfüllt – und ich sah mich an die Kinderzeit erinnert. Mein Kindergarten war die frühere Direktorenvilla der Brauerei Bodenstein. Ein typisches, auf die napoleonische Besatzung zurückgehendes sogenanntes Rayonhaus, wie man es zu Dutzenden in Magdeburg findet.
Kurzum: En passant werde ich hier Eindrücke von der Genese jenes Rayonhauses zeigen, in dem der Großbommelner Landarzt Dr. Schnelltod Wohnung und Praxis hat. Freilich heißt der geachtete Arzt nicht wirklich Schnelltod, aber seit ihn der Ortstrottel bei einem Gelage in der „Faulen Liese“ mal so beschimpfte, hat er seinen Spitznamen weg.
Das erste Bild illustriert, was oben beschrieben wurde. Die „Ausmauerung“ am Giebel und der ersten seitlichen Felder dauerte sechs Stunden. An sich war es bloß ein verrückter Versuch, aber mit dem Intarsien-Puzzle aufzuhören, kam danach nicht mehr in Frage … Da ich zu dem Zeitpunkt gar keinen Bastelbericht plante, entstanden leider nur Schnappschüsse minderer Qualität. Zumindest sieht man hier aber das Prinzip ... Und, daß es einiges an Arbeit benötigt, um aus dem Anfängerbausatz ein anlagentaugliches Unikat zu machen.