Lustreise Magdeburg-Dresden
Im letzten Jahr habe ich euch schon mit meinen Reiseberichten genervt. Das soll 2019 auch so sein.
Wie die Überschrift verlauten lässt bin ich nach Dresden gefahren. Selbige Tour mache ich seit einigen Jahren und es ist schön etwas Betriebsalltag mitzubekommen. Gekostet hat mich das dieses Mal 47,80€. Billiger ging nicht da nur noch diese Woche letztmalig der alte
Bahnhof in Köthen angefahren wird (habe wohl etwas zu lange gezögert beim Kauf), ab nächster Woche werden die Züge Richtung Leipzig über Dessau umgeleitet. Die vielen Pendler zwischen Magdeburg und Halle haben mein aufrichtiges Mitgefühl.
Ich begann meine Reise am wieder (fast) vollständig nutzbaren Hbf (nur Gleis 1 ist noch nicht in Betrieb) mit dem Dosto-IC um 9:06 Uhr und damit eine Minute verspätet. Er war nicht zu voll und ich fand schnell meinen Wunschplatz im Untergeschoss. Der Zug fuhr schwungvoll von Gleis 7 los und ich bekam erst mal einen gehörigen Schreck
, es waren geschätzt vielleicht 70-80 km/h (darf der da überhaupt so schnell fahren?). Er bremste dann stark vor den noch nicht erneuerten Weichen Höhe Hasselbachplatz auf 40 km/h ab. Nach dem Einfädeln auf die Stammstrecke hat der Zug gleich ordentlich Tempo gemacht (160 km/h) nur leicht gedämpft im Bahnhof Schönebeck (wahrscheinlich kurzes Stutzen vor einem Signal sonst darf man dort 120 km/h). Eine junge Dame vom Serviceteam versorgte mich mit Kaffee für zweifuffzich und meine Kehle wurde befeuchtet. Mit Vmax ging es weiter bis kurz vor Köthen. Dort schlichen wir wie im letzten Jahr dann mit 30 km/h in den Bahnhof. Grund sind ein paar marode Weichen und das ebenfalls sanierungsbedürftige Überwerfungsbauwerk über die überquerte Strecke Köthen-Dessau. 2 min vor Plan waren wir da und fuhren pünktlich wieder ab. Köthen vermittelt noch den Charme der DR mit den alten Bahnsteigen, vielen Gleisen und den Formsignalen
. Allerdings sieht man bereits an vielen Stellen Bauarbeiten stattfinden, es liegen Unmengen an Schwellen und Gleisjochen herum. Die Oberleitungsanlage ist auch schon nicht mehr in dem Umfang vorhanden wie ich es in Erinnerung behalten habe. Richtung Halle stört jetzt nur noch die 120 km/h-Bahnhofsdurchfahrt in Stumsdorf. Hier sollen jetzt wohl auch Arbeiten stattfinden (die Nebengleise sind schon länger abgeklemmt) ansonsten gehts durchweg mit 160km/h voran. Auch durch Niemberg wird jetzt ohne Geschwindigkeitsverringerung durchfahren. Eine Minute vor Plan erreichten wir den immer noch im Umbau befindlichen Bahnhof in Halle. Auch hier ging es pünktlich weiter mit konstant 160km/h Richtung Leipzig bis zur Messe Leipzig. Dann wurden wir langsamer und eine Baustelle zwang uns auf das linke Streckengleis. Nichtsdestotrotz erreichen wir Leipzig Hbf drei Minuten vor Plan…Respekt
. Den Zug hab ich dann noch geknipst (Bild 1).
Ich hatte nun etwas Zeit (ca. 30min) bis mein ICE nach Dresden fuhr. Ich wanderte ein wenig herum und machte noch ein paar Bilder von den Oldtimern der Schiene. Interessant finde ich immer welchen Duft die alten Loks verströmen. Ich mag das irgendwie. Ein paar Bilder habe ich auch gemacht (Bilder 2-6). Die meisten werden sagen: „Och nöö, die wurden doch hier schon tausendfach gezeigt“. Na und? Ansonsten noch ein kleiner Ausblick ins Bahnhofsvorfeld mit einem Taurus (Bild 7). Eins ist mir dann auch noch klar geworden weshalb es keine Kürsbücher in Papierform mehr gibt. Der Blick auf die Fahrplanänderungen oder besser gesagt auf die Anzahl der Unregelmäßigkeiten ist schon frappierend. Ein starrer Fahrplan war früher, heute ist alles viel schnelllebiger und es gibt gefühlt einen dynamischen Fahrplan der auf einem Rahmenfahrplan basiert. Mein Zug jedenfalls mit dem ich nach Dresden weiter wollte, fuhr daher erst 10:50 Uhr (statt 10:31 Uhr). Ankunft in Dresden 11:52 Uhr und damit 6min schneller als im normalen Fahrplan. Nunja, also muss er sich ganz schön sputen.
Der ICE fuhr ein und die Platzsuche war auch schnell zu meiner vollsten Zufriedenheit erledigt. Die Abfahrt war pünktlich. In Engelsdorf beeindruckte mich die Menge der dort abgestellten Fahrzeuge (Silberlinge, Dostos, BR 111, BR 110). Sind die dem Tode geweiht und werden dort „aufgebahrt“? Oder gibt es Zweitverwertungsideen seitens der DBAG? Mit 160 km/h ging es bis hinter Wurzen und dann machte der ICE ordentlich Speed (200 km/h), Hinter Bornitz endete bekanntlich die LZB und Riesa kam näher. Dort geht's nur mit gedämpften 80 km/h in den Bahnhof. Es sieht dort immer noch schön reichsbahnlastig aus. Ankunft pünktlich auf die Minute nach 26 min Fahrzeit. Die Abfahrt erfolgte ebenfalls planmäßig. Nun mussten als Vmax 120 km/h genügen. Am Abzweig Leckwitz bogen wir auf die alte Stammbahn nach Dresden über Coswig ab. Das Überwerfungsbauwerk der Berliner Stecke wird bekanntlich erneuert und daher müssen die Züge über Coswig fahren. Die letzten Kilometer nochmal 160 km/h bis Dresden-Neustadt und wir waren eine Minute vor Plan, gleiches passierte dann in Dresden Hbf. Der schönste Moment der Reise ist dieser einmalige Blick von der Marienbrücke auf die historische Altstadt von Dresden der mir diesmal ein Bild wert war (Bild 8). Auf den Tiefgleisen des Bahnhofs stand der Desiro nach Wegliniec über Görlitz und ich wurde an meinen letzten Sommerurlaub in Zittau erinnert (Bild 9).
Ich hatte nun etwas Zeit durch Dresden zu wandern. Ich ging die Prager Straße runter bis zur Elbe. Das Wetter war schön und ich schaute mir das an was ich bei der Einfahrt schon vom Zug aus gesehen habe. Noch eine Runde um die Frauenkirche (Bild 10) und eine Currywurst mit Pommes und scharfer Soße. Als Abrundung noch ein Softeis und ich ging Richtung Bahnhof zurück. Eine kurze Stippvisite führte mich natürlich noch in den SM-Shop, allerdings verzichtete ich auf Einkäufe. Am Bahnhof angekommen zogen dunkle Wolken auf und ich war daher auch nicht böse bereits um 14:10 Uhr den Zug gebucht zu haben. Der kam aus Wiesbaden und fuhr nach ca. 20min Aufenthalt zurück. Ich also schnell rein in den Zug nachdem die Fahrgäste ausgestiegen waren. Ich setze mich so schön bequem hin, da quakt mich eine rauchige weibliche Stimme an den Zug wieder zu verlassen, der Zug wird erst gereinigt. Da es nicht nur mir so ging standen die Reisewilligen letztlich vor verschlossenen Türen und durften warten bis die Wischmopsbrigade fertig war. Dazu gab es eine Anzeige am Zug die darauf aufmerksam machte (Bild 11)...hatte ich früher auch noch nie gesehen
. Ungefähr 5min vor der Abfahrt gingen die Türen wieder auf und alles stürmte in den Zug. Ich nahm dann den Platz ein auf dem ich schon vorher gesessen hatte. Der Zug war hübsch voll und an meinem Tischchen saßen 2 Reisende nach Riesa.
Der ICE setzte sich pünktlich in Bewegung. Der Halt in Dresden-Neustadt verlief planmäßig. Hinter Coswig fing der Zug an zu bummeln, wahrscheinlich mussten wir hinter einem langsameren Zug herfahren denn an fast jedem Signal verlangsamten wir. Ich genehmigte mir in der Zwischenzeit einen Kaffee für 3€ (im IC wars billiger). In Niederau stand eine wunderschöne Lok vor einem Lokschuppen, es war die mustergültig in DR-bordauxrot lackierte 243 243. Weiß jemand wem die gehört und was die dort macht? Das permanente Abbremsen und Beschleunigen führte dazu, dass der Zug in Riesa 3min Verspätung hatte. Durch einen flotten Fahrgastwechsel reduzierte er die Verspätung auf 2min. Nun begann wieder der schnelle Teil der Reise. Fahrplanmäßig sollte der Zug nach 36min Leipzig erreichen. Zu DR-Zeiten fuhren die schnellsten Züge dieser Relation diese Zeit mit Vmax=120km/h. Der ICE kann bekanntlich schneller und er ließ sich auch nicht lumpen und reizte die Streckenhöchstgeschwindigkeit voll aus. Hinter Wurzen haben dann wohl die Signale dazu geführt unsere „Verfrühung“ zu verringern. Letztlich kam er im Leipziger Hbf 5min zu früh an. Ein Ankuppelversuch auf den dort wartenden 2.Zugteil verlief nach meiner ersten Einschätzung ultraweich und ohne Ruck. Etwas überrascht stieg ich aus und sah warum das so war. Unser Zug blieb einige Meter vorm anderen Zugteil stehen. Naja egal dachte ich mir. Den Reisenden in Richtung Wiesbaden fanden das bestimmt nicht so toll denn bei der Ausfahrt des Zuges blieb ein Zugteil in der Halle stehen.
Ich bin durch den Tunnel rüber zum Nachbarbahnsteig um meinen IC nach Norddeich zu besteigen. Hier war die Platzsuche recht schnell erledigt obwohl ich auf einem Platz des Bahncomfort-Bereichs saß. Aber was solls, etwas Nervenkitzel muss sein. Auf den benachbarten Sitzen hatten einige Leute nicht so viel Glück und mussten ihren Platz wieder räumen, der Zug wurde recht voll speziell ab Halle/Saale.
Der Start erfolgte pünktlich und es verlief auch alles gut bis zur Einfahrt in Halle. Hier blieben wir einige Minuten vorm Einfahrsignal stehen und erreichten den Bahnhof mit 9min Verspätung. Durch einen schnellen Fahrgastwechsel konnten wir die Verspätung auf 8min reduzieren. Die Einsteigenden in Halle taten mir irgendwie leid, mussten sie doch auf einem unbedachten
Bahnsteig auf den sich verspätenden Zug warten und waren wahrhaftig bedröppelt. Kurz vor Halle begann es nämlich stark zu regnen. Der nächsten Bahnhof Köthen erreichten wir mit 6min Verspätung. Ein letztes Mal hatte ich die Möglichkeit das dort verbliebene Reichsbahnflair zu erleben. Bei der Abfahrt waren es dann noch 5min Verspätung. Der Zug hat anfänglich auch ordentlich Tempo gemacht (160 km/h), doch hinter Sachsendorf verlangsamten wir auf 140 km/h und das war dann die Höchstgeschwindigkeit bis Magdeburg. Somit blieb es bei den 5min Verspätung bei der Ankunft. Warum der Zug nur noch 140 km/h fuhr bleibt mir ein Rätsel (wollte beim Aussteigen noch den Lokführer fragen…hab ich aber nicht gemacht). So endete meine Lustreise im Sinne der DBAG zwar pünktlich aber das Ende der Reise fand ich dann doch etwas merkwürdig. Dummerweise regnete es dann auch noch und es war sehr kühl geworden.
Damit endet dieser Reisebericht.
Ich werde im Sommer noch eine weitere Reise unternehmen. Wer mich kennt weiß auch wohin.