Zugfahrt – die II.
Gestern bin ich wieder mit der DBAG unterwegs gewesen. Ziel war diesmal Warnemünde. Für mich als Magdeburger gibt es da eine feine Tagesverbindung mit 1,5 h Aufenthalt an der Ostsee. Weiterhin ist dieser Zug noch mit klassischem IC-Material und einer 101er bespannt, leider ohne Bewirtschaftung.
Nun zur Fahrt:
Der Zug kam aus Leipzig und wartete bereits überpünktlich im Bahnhofsvorfeld von Magdeburg währenddessen ein anderer Zug am
Bahnsteig 8 erstmal ausfahren musste um Platz zu schaffen. Er scheint somit recht scharf unterwegs gewesen zu sein und war trotz des Stopps pünktlich. Ich musste jedoch feststellen, dass die Wagenreihung des 6-Wagenzuges umgekehrt war und der Steuerwagen hinten hing. Eigentlich wollte ich diesen modernisierten ehemaligen IR-Steuerwagen nutzen doch alle schönen Plätze waren schon vergeben. Also rein in den nächsten, ein ehemaliger Apmz der deklassiert jetzt als Bpwmz den zweitklassigen Kunden zur Verfügung steht. Mal abgesehen davon dass mir die kleinen Fenster nicht gefallen, war zudem auch noch die Klima kaputt. An heißen Tagen ist das natürlich nicht so schön und ich stand wieder auf um noch mal 2
Wagen weiterzugehen. Im 6er Abteil des Bvmsz saß nur eine weitere Person und ein schöner Fensterplatz war frei. Hier empfing mich nun auch ein leichter kühlender Luftzug zu meiner Freude.
Pünktlich verließen wir den Hbf und rollten planmäßig in Richtung Norden. In Zielitz ging es dann zwischen den beiden Abraumhalden hindurch.
Bereits in Stendal stieg mein Mitinsasse aus und ich hatte das Abteil ganz für mich. Im 120km/h-Plan erreichten wir die Altmarkmetropole pünktlich. Der nun folgende Abschnitt bis Wittenberge hatte es nun ich sich. Gerade einmal bis Borstel verlief alles normal, dann mussten wir auf die Seite. Es kam aus dem sich nun anschließenden eingleisigen Abschnitt eine RB die uns gefühlt 10 min Verspätung einbrockte. Grund für die Bauarbeiten ist die Erneuerung einer Brücke nahe Eichstädt. Im weiteren Verlauf bis Wittenberge gab es nochmals eingleisigen Betrieb auf der Elbbrücke und etlichen 70km/h-Langsamfahrstellen und man konnte Spuren gerade beendeter Baumaßnahmen im Bereich Seehausen entdecken.
Die 10 min Verspätung konnten wir halten. Der Zugchef machte aber in seiner Durchsage klar, dass die DBAG bemüht ist die Verspätung rauszufahren. Gesagt, getan. Kaum aus Wittenberge raus schon legte sich der Zug mächtig ins Zeug um bei vmax=200km/h alles rauszuholen was geht. Das bedeutet: Ludwigslust erreicht man nach 44km bereits in 16 min, Wahnsinn. Die erste Minute war rausgeholt.
Hier wurde mein Abteil voll. 5 Teenies mit Sack und Pack begleiteten mich auf der weiteren Reise bis Warnemünde. Sie waren sehr quirlig und diskutierten ihren Speiseplan der nächsten Tage. Hat mich nicht wirklich interessiert aber anhören musste ich es mir trotzdem. Jetzt durfte der Zug wieder nur mit 120km/h bis Holthusen fahren, ab dort waren es 160km/h bis Schwerin. Trotz Stutzens kurz vorm Hbf konnten wir die nächste Minute abknabbern.
Hinter Schwerin wurde es sehr interessant, war doch die Strecke nach Bad Kleinen erst wieder ab dem Wochenende nach Bauarbeiten überhaupt wieder befahrbar. Hier hat man beide Gleise im Bereich eines Moores, welches durchfahren wird, erneuert. Man fährt dort nun auf einer Art Brücke mit seitlichen Spundwänden darüber. Bis Bad Kleinen wurden die Gleise nebst Oberleitung offensichtlich gleich mit erneuert. Dieser Abschnitt war auch nur eingleisig befahrbar.
In Bad Kleinen entfiel der sonst übliche Halt, es gibt dort eh nur einen Bahnsteig. Eine Hälfte des Bahnhofs ist dort noch eine riesige Baustelle. Somit war der nächste Halt Bützow und wir fuhren dort mit strammen 160 km/h tatsächlich eine Minute vor Plan ein. Bis Rostock blieben wir im Plan. An der Bahnhofseinfahrt begrüßten mich jede Menge Halberstädter Mitteleinstiegwagen (was machen die da???
). Unmittelbar vorm Bahnsteig stand eine neu lackierte bordeauxrote 243 559 mit DR-Logo und sonnte sich dort. Bis Warnemünde ging es dann ganz gemütlich hinter einer S-Bahn hinterher und wir waren auf die Minute pünktlich dort.
Hier nutzte ich die Zeit um etwas zu essen und zu trinken und einen Bummel zum Strand zu machen. Der Strand war total überfüllt (siehe Bild). In der Innenstadt waren auch Unmengen Touristen zugegen obwohl grad kein Urlaubsschiff angelandet war.
Die Rückfahrt begann dann mit 1minütiger Verspätung in einem Bpmz der nur leicht gekühlte Luft produzierte. Das störte mich erst mal nicht und der Platz war auch okay. Bis Rostock schlichen wir förmlich dahin, immerhin schaffte der Lokführer es ohne nennenswertes Bremsen bei 40-50 km/h voranzukommen. Ab Rostock ging es dann wieder zügiger voran wenngleich ich das Gefühl hatte, der Lokführer lässt es auch wegen der Hitze ruhiger angehen. Wir fuhren dem Plan immer 1-2min hinterher. In Bad Kleinen standen wir kurz mal auf den Gütergleisen um einen Gegenzug (IC) in den
Bahnhof zu lassen und befuhren dann den eingleisigen Abschnitt bis zum Block Carlshöhe. Mit der schon erwähnten obligatorischen Verspätungsminute erreichten wir auch Schwerin und Ludwigslust.
Dort blieben wir auf dem linken Gleis während bei der Ausfahrt ein ICE Richtung Berlin vorbeiballerte. Nun ging es linksseits bis Grabow mit 160km/h, dort wechselten wir mit 100km/h nach rechts und konnten dann mit 180km/h (200km/h wollte der Lokführer wohl nicht) bis Wittenberge fahren. Ergebnis: 5min Verspätung.
Alles nicht so wild denn nun kamen die vielen Baustellen bis Stendal und ein mehrminütiger Halt (warten auf die entgegenkommende RB) in Osterburg. Vorher konnte ich noch einen Ackerbrand bei Seehausen beobachten. Es ist ja alles pupstrocken draußen und das was noch geerntet werden soll sieht sehr mickrig aus (Rüben, Mais). Der Fahrplan war auch sehr gestreckt (55min für 54km – fast wie zu besten Alkalizeiten der DR). Stendal erreichten und verließen wir dann pünktlich.
Bis Tangerhütte war alles okay dann mussten wir verlangsamen, konnten aber ohne anzuhalten wieder beschleunigen. Zwischenzeitlich hatte sich die Klima mehrfach aus- und wieder eingeschaltet und irgendwie war der kühle Luftstrom nur noch ein lauwarmes Lüftchen. Vor Angern-Rogätz dann das gleiche Spiel. Der örtliche Stellwerker leitete uns auf ein Nebengleis. Im Hauptgleis stand ein liegen gebliebener Güterzug mit einer 140er. Nunja dachte ich, dann werden wir den Zug überholen. Aber erst mal blieben wir 5min stehen. Dann fuhren wir endlich doch am Güterzug vorbei, allerdings ganz langsam. Unser Zugchef machte dann eine Durchsage und klärte die Reisenden auf, dass eine Signalstörung vorliegt und wir nur auf Sicht mit max 40km/h fahren dürften und deswegen mit ca. 25min Verspätung in Magdeburg ankommen. Das ging dann so bis Zielitz und ich hatte viel Zeit mir nochmals den Kalimandscharo anzugucken bei defekter Klimaanlage.
Ab Zielitz konnten wir wieder mit normaler Geschwindigkeit fahren, hier waren die Signale wieder okay. Letzlich endete meine Reise 19min verspätet, vorher bot mir der Zugchef an in die klimatisierte 1.Kl. zu wechseln. Er öffnete auch die Mini-Klappfenster im Bpmz. Das geschah aber erst in MD-Neustadt ca. 3min vor Ankunft des Zielbahnhofs. Ich habe dann verständlicherweise darauf verzichtet und musste beim Aussteigen feststellen, dass es draußen (37 °C) gar nicht wärmer war als drinnen im Zug. Der Zug fuhr dann mit den 2 entklimatisierten Wagen weiter nach Leipzig.
Ich hoffe mein kurzer (oder langer) Bericht hat euch etwas gefallen.