Dann müssen Modellbahner, die die aktuelle Epoche nachbilden, auf Spur 0 wechseln...
In 1/43 gibt es definitiv die meisten aktuellen PKW-Modelle. Doof nur, dass es in Spur 0 fast nur alte Schienenfahrzeuge gibt...
In 1/87 sieht es dieses Jahr auch ganz mager aus. Als normales PKW-Modell gibt es nur den G20/G21 von BMW als Neuentwicklung bei Herpa. Das ist erschrecken wenig. Und die Autohersteller vergeben keine Aufträge mehr als die Modellhersteller in diesem kleinen Maßstab. Die rosigen Zeiten sind leider auch hier vorbei. Einziger positiver "Ausrutscher" ist die Firma Minichamps, die vermutlich die Lizenzen in 1/87 gleich bei den Modellen in großen Maßstäben mit gekauft hat. Allerdings sind das meistens nur Vorbilder aus dem Luxussegment. Und wenn der Original-Hersteller nicht mitspielt, dann wird auch schon ein Modell wieder abgekündigt. Dieses Jahr hat es die angekündigten Tesla-Modelle getroffen.
Wenn man sich die Modellflut bei den PKW-Modellen 2020 im Maßstab 1/87 anschaut, dann erscheinen die meisten Modelle als Oldtimer. Sei es bei Brekina, BoS, PCX87, Busch oder Wiking. Der Trend geht hier zu den Vorbildern aus den 1980er Jahren.
Erschreckend ist, dass es z.B. kein aktuelles Modell des VW Golf 8 im Fachhandel gibt. So was gab es noch nie! Zur Präsentation des Originales hatte VW ein Modell anfertigen lassen. Dieses kam zum ersten Mal als Resin-Modell vom Kleinserienhersteller Spark. Es wird aber nicht in den Handel kommen. Die Dinger werden inzwischen zu Preisen gehandelt, wo ich Schnappatmung bekomme. Preise von 200,- € plus X sind keine Seltenheit...
Besser sieht es in 1/87 bei den leichten und schweren Nutzfahrzeugen nach aktuellen Vorbild aus. Hier liegt es aber auch daran, dass den Originalherstellern für die eigene Präsentation Nutzfahrzeuge in 1/43 einfach zu groß sind.
Leider sehen die Vorbildhersteller Modelle nicht mehr als kostenlose Werbung für ihr Unternehmen, sondern als Gelddruckmaschine. Die Hersteller haben sogar gut bezahlte Angestellte, die sich den ganzen Tag mit Modellautos beschäftigen... Und die vergeben nicht nur Aufträge, sondern wachen auch über die Modellszene. Dieser Gefahr sollten sich auch alle 3D-Designer bewusst sein. Nichts ist ärgerlicher als ein anwaltlicher Brief dessen Auftraggeber ein Automobilhersteller ist. Damit man sich wehren kann, muss man erstmal sehr viel Geld in die Hand nehmen. Die Anwaltskanzleien der Automobilhersteller setzten bewusst den Streitwert recht hoch an. Bei 100.000,- € Streitwert muss der Modellhersteller/3D-Designer bei der Mittelwertgebühr von 1,3 schon knapp 2.000,- € (gemäß RVG) für seinen eigenen Anwalt berappen, bevor dieser überhaupt einen Handschlag tut. Das Prozesskostenrisiko liegt bei ca. 11.000,- € für die 1. Instanz plus möglichen "Schadensersatz". Auf vorgehende Urteile kann man sich nicht stützen. Recht haben und Recht bekommen sind leider zwei unterschiedliche Dinge. Daher wird in der Regel eine Unterlassungsvereinbarung unterzeichnet und das Modell ist weg vom Markt. Und ganz ehrlich, was einige 3D-Designer gerade machen, ist ein Tanz auf dem Feuer. Aber jeder ist ja seines eigenen Glückes Schmied. Und vorher nett fragen bei Originalhersteller kostet nix. Oder man verschenkt die Modelle an Freunde, dann ist man auch fein raus.
Solange die Fahrzeughersteller nicht umdenken, wird es in TT aber auch in 1/87 keine PKW-Neuheiten aus Großserienformen geben.