Seit dem letzten Wochenende läuft im Landwirtschaftsmuseum Schleswig-Holstein läuft die Sonderausstellung "Eigenbau und Eigenartiges" (bis Ende August 2025). Da ich gestern beruflich in Dithmarschen war, habe ich meine Mittagspause im Museum verbracht:
Bereits an der B5 erwartete mich dieses Ungetüm:
Der "Unimog Miststreuer" war mal ein Ruthmann Niederflurhubwagen. Der Triebkopf wurde irgendwann mal mit einen Bergmann Miststreuer gekreuzt.
Bleiben wir beim Mist:
Allgaier A22 Verdampfer mit Allgäuer Dungautomat. Warum ist die Walze an der Seite? Die Antwort kam von Dr. Trecker (Holger Hink / u.a. beim NDR "Treckerfahrer dürften das") höchstpersönlich. Holger Hink arbeitet dort als Museumspädagoge und machte gerade zufällig eine Führung. Die Antwort: Das hat man früher immer so gemacht. Durchgesetzt hat sich diese Konstruktion aus dem Jahr 1953 der Streif Streumaschinen KG nicht. Kurze Zeit später kam auch dort der Heckauswurf.
Elektrischer Mistlader der Marke Eigenbau. Ein ähnliches Gerät hat zur DDR-Zeiten der VEB Maschinen- und Gerätebau Annaburg (heute: Annaburger Nutzfahrzeuge GmbH) im Programm (Typ: UNI I)
Zuvor musste der Mist aber irgendwie aus dem Stall:
Man könnte dieses Teil als Vorläufer der Hoflader bezeichnen. Dabei ist das Teil jünger als man denkt und Hersteller war ein Traktorhersteller. Eicher fertigte auch Gabelstapler und bot Anbaugeräte für die Landwirtschaft an. Allerdings war dies vermutlich zu teuer und technisch zu aufwendig. So kam man auf die Idee einer Mistkanone. Die Funktionsweise kann man in diesem kleinen Film von Gut Steinhof sehen:
Nach Misten kommt das Pflügen:
Für das Pflügen und Einarbeiten von Mist eignete dieser Kreiselpflug der Firma Raussendorf. Raussendorf hatte seinen Ursprung in der Nähe von Bautzen. Nach der Verstaatlichung gründete die Familie eine neue Fabrik in Niedersachsen. 1972 übernahm Claas die Fabrik und stellte aber kurze Zeit später die Fertigung der Kreiselpflüge ein. Nach der Wende wurde die Firma Raussendorf in Obergurig neu gegründet.
Nach dem Pflügen kam das Drillen:
Hier in Form in der Schmotzer Kombi-Record mit einer Präzisionsdrillmaschine. Schmotzer baute diese skurrilen Gerätträger zwischen 1959 und 1974. Dieses Geräte stammt aus der Serie ab 1967. Durch die drei Lenkräder konnte der Geräteträger besser in der Spur gehalten werden.
Irgendwann kommt die Ernte:
Ein Hesston-Schwadmäher aus den USA, der noch in den 1980er Jahren in Schleswig-Holstein beim Raps eingesetzt wurde. Der Raps wurde im Schwad abgelegt und reifte 8 bis 10 Tage nach, bevor er vom normalen Mähdrescher gedroschen wurde. Mit der Neuzüchtung von Rapssorten braucht man nicht mehr die Nachreifung. Hesston ist heute Teil des AGCO-Konzern und baut Ballenpressen für die AGCO-Marken Fendt und Massey-Ferguson.
Auch ein kurioses Gerät:
1 von 7 Selbstfahrer-Dreschkästen der Firma Buschhoff. Er kam auf den Markt als Claas schon Weltmarktführer bei den Mähdreschern war. 8,5t wiegt dieses Ungetüm vom Typ Mailand. Als Antrieb ist ein MWM-Motor mit 37,5 PS. Getriebe und Antriebsachse stammen vom VW Käfer...
Die Schweine haben auch Hunger...
...passender Dämpfer für Schweinekartoffeln.
Noch zwei Eigenbauten:
Man beachte die Position des Sitzes und die Anordnung des Pedale und dazu das Lenkrad... Angetrieben wird der Eigenbau durch einen ILO-Motor.
Keine Schneekette sondern eine Ackerkette auf den Antriebsrädern...
Eigenbau-Geräteträger mit Deutz-Verdampfer, die übrigens bis in die 2000er Jahre nach in Lizenz in Ägypten gefertigt wurden.
Knickpflege ist auch eine Aufgabe der Landwirte:
Eicher Mammut mit einem Knickpflegegerät aus Großbritannien. Dazu noch eine ordentliche Dolmar-Kettensäge sowie einen Stiehl Erdbohrer zum Bau des Koppelzauns.
Und Trecker gehen immer:
Lanz Bulldog
Famo Raupe von Rathgeber, die nach dem 2.WK die Breslauer Konstruktion in der BRD hergestellt haben.
DEULIWAG (Deutsche Lieferwagen) war zunächst eine Tochter der Borsig-Werke zum Vertrieb von Lieferwagen. Später kam die Produktion von Traktoren in Berlin hinzu. Nach dem 2. WK siedelte sich DEULIWAG in Lübeck-Siems an. Dieser Traktor ist eine Spezialkonstruktion für Obstplantagen.
Das Museum ist von Di bis So geöffnet. Der Eintritt liegt bei bescheidenen 4,- € für Erwachsene. An bestimmten Tagen hat auch der Hof Moor seine SIKU-Control-Arena im Museum geöffnet. Aber Achtung: Modell-Trecker-Fahren macht süchtig....