Da ich gestern früh einen Termin in Brunsbüttel hatte, blieb noch Zeit einen Abstecher in das Landwirtschaftsmuseum Schleswig-Holstein in Meldorf zu machen. Angelockt hatte mich Holger Hink alias Dr. Trecker. Bekannt ist er aus der NDR-Serie "Treckerfahrer dürfen das" an der Seite von Sven Tietzer. In Meldorf arbeitet Dr. Trecker als Museumspädagoge und Schlosser.
Den Anfang macht ein DEULIEWAG D24 in Sonderbauform. DEULIEWAG steht für Deutsche Lieferwagen AG und war 1929 als Borsig-Tochter in Berlin als Vertriebsgesellschaft gegründet worden. 1936 entwickelte man den ersten Trecker, der 1937 in Tegel produziert wurde. Nach dem 2. WK siedelte die Treckerproduktion nach Lübeck um. Dort entstand auch dieser D24. Die Besonderheit ist, dass er tiefergelegt ist. Bestellt wurde er durch einen Obstplantage in Lübeck. Die Tieferlegung war erforderlich, damit er unter den Schattenmorellenbäumen durchkam. Die Früchte wurden an eine bekannte Marmeladenbude in Bad Schwartau geliefert. DEULIWAG gab die Treckerproduktion aber bereits 1952 wieder auf.
Einen Hanomag R16 mit geschlossener Kabine findet man auch nicht an jeder Ecke.
Fendt Dieselross F15 mit J.F. MS5 Anbaumähdrescher. J.F. war ein Landmaschinenhersteller aus Sønderborg in Dänemark. Heute ist das Unternehmen Bestandteil von CNH, allerdings wird nicht mehr in Dänemark produziert.
Ein FAMO Boxer Raupenschlepper. FAMO steht für Fahrzeug- und Motoren-Werke Breslau und war Bestandteil von LHB. 1944 wurde auf Befehl das Werk nach Schönebeck verlagert. Zu einer Produkt dort kam es aber nicht. Erst nach dem 2. WK startete die Treckerprodution zunächst im Horch-Werk Zwickau und später in Nordhausen mit dem legendären Pionier. Die Raupenschlepperproduktion wurde im Traktorenwerk Brandenburg neu aufgebaut.
Weniger bekannt ist, dass auch zwischen 1951 und 1955 wieder FAMO-Raupenschlepper produziert wurden. Die Produktion erfolgte bei der Waggonfabrik Rathgeber in München. Dieser wurde bei Rathgeber 1955 gebaut.
Und was ist ein Landwirtschaftsmuseum ohne einen Lanz Bulldog? Dieser D9500 von 1939 lief bis Anfang der 1970er Jahre auf einem Gut in Schleswig-Holstein.
Lanz stellte 1951 einen Geräteträger vor. Ein Verkaufserfolg wurde er allerdings nicht. Grund war zunächst der falsche Motor (umfunktionierter Motorrad-Motor mit 12PS). Auch die später verwendeten Dieselmotoren führten zu keiner nennenswerten Stückzahlsteigerung. 1960 endete die Produktion.
In der Werkstatt des Museums stand ein weiterer Geräteträger. Die Ruhrstahl AG versuchte sich zwischen 1951 und 1956 in der Treckerproduktion. An Leistung und einen standfesten Motor hat es diesem Geräteträger nicht gemangelt. Dieser stammte von Henschel. Hemmis war eher der hohe Grundpreis von 19.000,- DM.
Dann doch schon einen günstigen Ferguson TE von 1951 (Der Massey-Ferguson Schriftzug muss erst später auf die Motorhaube bekommen sein. Beide Unternehmen fusionierten erst 1953).
Auch Ford lieferte günstige Massenprodukte an die Bauer. Henry Ford konstruierte und plante parallel zur Fahrzeugproduktion an Traktoren. Nur passte es seinen damaligen Geschäftspartnern nicht. So gründete er Ford & Son mit der Marke Fordson.
Eine Kuriosität brachte Karl Ritscher nach einer Reise aus den USA mit. Dreiradtrecker sind in unseren Breiten eher unbekannt. Der Werftbesitzer gründete daraufhin die Moorburger Treckerwerke. Trecker wurden von 1919 bis 1961 gefertigt. Dieser Ritscher N14 lief von 1938 bis 1942 vom Band.
Ebenfalls eine Kuriosität. Dieser MF35 ist ein wahres Multitalent. Pflügen, Krümeln, Walzen, Dünger-Streuen und Säen in einem Arbeitsgang.
Noch eine Kuriosität, die aber weniger erfolgreich war. Man könnte auch von einem Flopp reden. Die Firma Buschhoff kam auf die Idee eine Dreschmaschine mit einen Antrieb zu kombinieren. Da passierte allerdings zu einer Zeit als der Mähdrescher schon seinen Siegeszug angetreten hatte.
Buschhoff hat die Niederlage aber überwunden und ist heute immer noch mit seinen mobilen Kraftfuttermischwerken auf dem Markt vertreten. Hier ein Exemplar von 1975. Der MB LP710 ist nochmals 10 Jahre älter.
Ein Großhäcksler von ca. 1900 der Firma Möller & Bindseil.
Ein Dreschkasten von JD Josef Dechentreiber.
Zum Schluss noch ein Schätzchen von Dr. Trecker. Dieser Eicher ED 16/2 stand 45 Jahre in einem Wald, bevor Dr. Trecker ihn geborgen hat. Hat ihm aber nicht sonderlich geschadet. Der Motor läuft und "Eichi" durfte schon die eine oder andere kleine Runde drehen.
Wer mal in Dithmarschen ist, sollte mal im Museum vorbeischauen. Das Museum in Meldorf ist von Di-So (10:00 bis 17:00) geöffnet. In der Galerie vom Museum befindet sich Europas größte SIKU-CONTROL-Anlage vom Hof Mohr. Die Öffnungszeiten weichen leicht vom Museum ab.
Mehr unter
www.landwirtschaftsmuseum.sh und
www.controlarena.de