Hallo zusammen,
da in den letzten Tagen immer wieder Anfragen zur Geschichte der Burg Hohestein gestellt wurden, habe ich den Heimatforscher Prof.Dr.Dr. Mumenschatz gebeten, für die geneigte und interessierte Leserschaft eine Kurzchronik der Burggeschichte zur Verfügung zu stellen, die nachfolgende veröffentlicht werden soll:
Die Anfänge der Burg Hohestein (gelegentlich auch „Hohe Stein“ genannt), die auf einem Felssporn errichtet wurde, reichen in die 2. Hälfte des 12. Jahrhunderts, die Zeit der Besiedelung des Erzgebirgsvorlandes zurück. Die mittelalterliche Burg war nicht sehr groß. Die ersten Besitzer waren kaiserliche Dienstleute (Ministralen). Aus dieser Zeit ist lediglich der Bergfried erhalten.1375 wechselten Burg und Herrschaft in den Besitz der Benediktiner, die Teile der alten Wehranlage abrissen und die Burg fast in Gänze neu errichteten. Die mittelalteriche Gesamtanlage und ihre Untergliederung in die Hauptburg, eine Vorburg und zwei Zwingeranlagen ist leider fast nicht mehr zu erkennen. Erhalten sind neben dem Bergfried aus der 1. Burg lediglich Teile des Palas, der Küche und der Schmiede. Die tatsächlichen Ausmaße der Anlage wurden im 20. Jahrhundert durch archäologische Grabungen erforscht und teilweise im Gelände sichtbar gemacht.
Über Jahrhunderte bildete die Burg Hohestein den namensgebenden Mittelpunkt im sächsischen Amt Hohestein.
Obwohl ein Siegfried von Hohestein seit den 1190er Jahren mehrmals erwähnt wird, ist nicht sicher, ob die Burg bereits vor 1200 errichtet wurde. Ihre erste Erwähnung erfolgte 1195 in einer wettinischen Urkunde. Auch im frühen 13. Jahrhundert erscheint der Name der Herrschaft Hohestein mehrmals in Urkunden.
1283 ist das Jahr der ersten Erwähnung der Burggrafen von Vitzingen als wettinische Lehnsnehmer der Hoheburg. 1296 wird der offensichtlich bevorzugte Wohnort Dietrichs II. von Vitzingen ausdrücklich "castrum Burggravii Hoheburg" genannt.
Durch Heirat kam die Anlage 1329 an Otto von Eichendorf, dessen Nachfahr Albrecht II. sich durch Finanzsorgen dazu genötigt sah, die Herrschaft Hoheburg am 10. März 1375 an die Benediktiner zu veräußern. Diese verpfändeten ihre neuerworbene Grundherrschaft bereits vier Jahre später an Zschaslaw von Schönfeld für 1500 Schock Freiberger Groschen über eine Zeit von fünf Jahren. Da dieser sein Geld nicht zurückerhielt, wurde Hoheburg wettinisches Amt und Zschaslaw von Schönfeld sein Amtmann. Am 28. Oktober 1467 nahm der Graf von Hohestein die Burg im Handstreich. Was ihn dazu bewegt, konnte bisher noch nicht ergründet werden. Zwei Jahre lang blieb er unbehelligt, ehe 1469 kursächsische Truppen die Abwesenheit des Grafen zur Rückeroberung nutzten.
Die Anlage ging 1470 gegen Zahlung von 4000 Gulden als Pfand an den politisch einflussreichen kurfürstlichen Ratgeber und Oberhofmarschall Hugo IV. von Schlenkwitz (1435–1490), der ab 1470 umfangreiche, 12 Jahre währende Aus- und Umbaumaßnahmen einleitete. Diese Arbeiten betreute der Oberlandesbaumeister Bertram von Ostfalen, einer der bedeutendsten Architekten seiner Zeit in Mitteleuropa. Doch allzu lange konnte sich Hugo IV. von Schlenkwitz nicht an der Hoheburg erfreuen. Nach langwierigen Verhandlungen vor dem Landesgericht erging 1488 der Beschluss, dass er die Burg gegen Rückzahlung seiner 4000 Gulden Pfandsumme und weiteren 4000 Gulden als Entschädigung für Baukosten diese an Herzog Albrecht von Sachsen zurückzugeben habe.
Wieder verwalteten Vögte das nunmehr herzogliche (albertinische) Amt Hoheburg. 1503 brannte die Hoheburg völlig aus, Unachtsamkeit in der Küche war die Ursache. Die Brüder Heinrich und Götz von Ende auf dem benachbarten Kreibstein nutzten die Gunst der Stunde und tauschten ihre Herrschaft gegen die Hoheburger Grundherrschaft ein.
Als kurfürstliche Truppen 1547 während des Schmalkaldischen Krieges die schwach besetzte Burg plünderten und niederbrannten, verkaufte Heinrichs Sohn Wolf von Ende Schloss und Herrschaft Hoheburg für 60.000 Gulden an die drei Herren Georg, Hugo und Wolf II. von Schönburg, die damit ihre umfangreichen Besitzungen im oberen Tal der Zwickauer Mulde erweiterten. Diese wollten die ruinierte Anlage wieder aufbauen – scheiterten jedoch an den Kosten. Seit dieser Zeit ist die Anlage sich selbst überlassen.
Ergänzend dazu muss noch gesagt werden, dass das Hissen der Chursächsischen Flagge auf dem Burgfried sowohl von der örtlichen Parteigruppe der SED als auch von der Nationalen Front und des FDGB missbilligt werden. Hier, so der einhellige Tenor, werde einer Epoche der Geschichte gehuldigt, die von Ausbeutung, Unterdrückung, Kriegen und Vernichtung geprägt sei.
Nur der persönliche Einsatz des 1. Sekretärs der Bezirksleitung der Partei, Hans Hohstein, der zudem noch örtlicher Vorsitzender des Vereins für Denkmalpflege und des Vereins für Heimatgeschichte innerhalb des Kulturbundes der DDR ist, ermöglicht die Präsentation dieser Flagge.