Kommen wir zum letzten Bahnhof. Ausgangspunkt sämtlicher Überlegungen zur Anlage war ein Bahnhof in Brandenburg. Nun hat sich die Sache aber so entwickelt, dass verschiedene Gründe für eine Berlinanlage sprechen. Rein betriebstechnisch ergibt sich u.a. das Problem, dass es keine Vorbildstelle gibt, wo man die Vorortgleise sauber aus der Görlitzer Bahn ausfädeln könnte. Seinerzeit bildete Grünau das Ende des 4-gleisigen Ausbaus. Zum einen hätte man die Vorortzüge dort nicht einfach in einem Schattenbahnhof verschwinden lassen können (d.h. sie hätten Kopf manchen müssen, was allein von der Zuverlässigkeit der Automatisierung nicht in Frage kommt) und zum anderen sprengt Grünau flächenmäßig jeden Rahmen. Es musste also ein Bahnhof zwischen dem Kreuz Treptow und Grünau gefunden werden. Die meisten Bahnhöfe fallen schlicht durch ihren Platzbedarf weg. Andere Bahnhöfe wie Plänterwald gab es noch nicht....
Und der Gewinner ist: Baumschulenweg. Wie der Teufel es so will, gibt es auch hier keinen Gleisplan aus der Zeit. Man muss sich also wieder an Chroniken entlang hangeln und sich den Rest aus späteren Plänen und der heutigen Situation (bezüglich der Gleisführung, vom alten Bahnhof existiert heute nur noch eine Wand und ein paar nachgemachte Säulen) zusammenreimen. Zu allem Überfluss wurde der Bahnhof 1915 um seinen markanten 3. Bahnsteig erweitert. Grund war eine effektive Anbindung des Abzweigs nach Neukölln - heute die S-Bahnlinie S47. Für die Zeit vor 1915 habe ich keine Hinweise gefunden, wie diese Gleise genau angebunden waren. Bis 1915 hatte Baumschulenweg zwei Mittelbahnsteige ähnlich wie Treptow.
Also geht es im Jahr 1915 weiter. Auch wenn der Bahnhof auf den ersten Blick nicht besonders spektakulär wirkt, bringt er es auf eine beachtliche Länge, die der des Görlitzer Bahnhof nicht nach steht. Großer Vorteil ist jedoch, dass der Bahnhof schnurgerade und relativ schmal ist. Die drei Bahnsteige haben je eine Länge von 145 bis 155 Meter (die Quellen streiten sich). Der Bahnsteig C ist zudem um eine Bahnsteiglänge über die Baumschulenstraße Richtung Treptow verschoben. Danach schließt sich die rund 200 Meter lange Rampe zum Kreuzen der Görlitzer Bahn Richtung Neukölln an. Stadtauswärts gibt es eine Besonderheit: die Gleise laufen erst vor der Brücke über Britzer Zweigkanal wieder zusammen. Die Vermutung liegt nahe, dass bereits 1905 ein Ausbau von Baumschulenweg zum Fernbahnhof geplant war. In einem Plan von 1967 werden die Bahnsteige mit 200 Meter angegeben. Platz auf dem Damm wäre für bis zu 350 Meter lange Bahnsteige. Ich habe den Bereich zwischen den Bahnsteigenden und der Brücke um ca. 100 Meter eingekürzt. Er lag damals eh brach.
Von Neukölln fädelt zusätzlich ein Gütergleis in die Fernbahngleise ein. Das Gleis existiert heute noch, ist aber anders angebunden. Einziger Anhaltspunkt ist der Plan aus 1967, wo das Gleis jedoch grenzbedingt zurück gebaut ist. Ich habe die einfachste Variante mit einer Schutzweiche gewählt. Selbige ist auch 1967 eingezeichnet.
Die Gleise nach Neukölln sollten wie die Gleise zum Südring blind enden. Hier werde ich aber wohl zumindest eine versteckte Schleife anfügen. Die Züge sind zwar nur "kurz" (lächerliche 8 Meter) zu sehen, aber es lässt sich so ohne großen Mehraufwand ein lebendiger Betrieb in Baumschulenweg darstellen (bis zu 5 parallele Zugbewegungen - dürfte sogar vorgekommen sein).