Manchmal is die Modellbahnwelt sogar im Hochsommer so richtig in Ordnung. Manchmal wird man mit Modellen überrascht, mit denen man noch gar nich gerechnet hat. So traf neulich eine kleine bayrische BR 98.8-9 bei mir ein. Bei Ankündigung Ende 2016 bestellt und Mitte 2018 geliefert, das is besonders unter Kleinserienherstellern schon fast ein Referenzwert!
Es handelt sich hierbei um eine ex bayrische GtL 4/4, von denen es nach 1945 ein paar Einzelgänger in den Osten verschlagen hat. Die Kleinen D-Kuppler waren bei der DR also echte Exoten. In der Literatur (inclusive des dem Modell beigelegten Zettel) is man sich da leider nich einig, die Angaben schwanken. Auch über die Nummern scheint es wenig Verbindliches zu geben. Der Beipackzettel verweist auf 862 und 865, das „Dampflok-Archiv 4“ weiß, dass vier (inclusive der beiden schon genannten Nummern) im zweiten Weltkrieg verloren gingen und in „Triebfahrzeuge der Deutschen Reichsbahn 1950“ wird die 865 in Meinigen geführt, dafür schien aber noch eine Umbaulok dieser Baureihe zu existieren (wie auch im „Dampflok-Archiv 4“). Die 865 wird später noch in Dresden-Friedrichstadt gelistet, ob sie tatsächlich (wie am Modell vermerkt) jemals in Riesa war, kann ich nich überprüfen. Muss ich aber auch nich, allein der Gedanke gefällt mir.
Zum Modell:
Vierfachgekuppelte Tenderlokomotiven gibt es in TT ja nun nich gerade zahlreich, und da es selbst unter den Kleinserienherstellern kaum Alternativen gibt, war die Erwartung natürlich recht hoch … und wurden erfüllt.
Das Modell besteht aus einem gefrästen Messingfahrwerk und einem aufgesetzten Kunststoffgehäuse mit zahlreich angesetzten Kleinteilen. Es hat Beleuchtung auf beiden Seiten und eine geätzte Steuerung. Soweit der grobe Überblick.
Wie nich anders erwartet, gibt die kleine Maschine das Erscheinungsbild einer bay. GtL 4/4 hervorragend wieder. Was sofort positiv auffällt, is die detaillierte Front mit der zugerüsteten Pufferbohle. Freistehende Handläufe, eine komplette Rauchkammertür, das separat angesetzte Nummernschild auf dem Kesselscheitel und einige andere Kleinteile schmeicheln dem Auge. Der freie Durchblick unter dem Kessel im Bereich der A-Achse ergänzt das Gesamtbild. Der nich übermäßig bestückte Kessel mit seinen feinen freistehenden Leitungen und Handläufen, den zwei Ventilen auf dem Dampfdom und einigen angesetzten Armaturen steht der Lokalbahnmaschine gut. Auch die weiteren Flächen (Wasserkästen, Kohlekasten, Führerhaus) gefallen mit zahlreichen Niet-Reihen
und die Beschilderung an den Seitenwänden hinterlässt einen sehr sauberen Eindruck. Unter den Führerhaustüren verhelfen zwei filigrane Leitern den Personalen zum Aufstieg und ein paar weitere Tritte an den Seitenwänden auch bis hinauf zum Tender. Von den zwei breiten Tritten an der Rückwand aus kann man in den Kohlekasten schau’n und das darin befindliche Imitat haben wir schon in wesentlich schlechterer Ausführung geseh‘n
Am Führerhaus gibt es selbstverständlich noch freistehende Handläufe an den Türen und der Rückwand.
Die wirklich filigrane Steuerung mit ihren extrem kleinen Nieten kann man nur als gelungen bezeichnen und die dahinter befindlichen beeindruckenden Radsätze hätten eigentlich verdient, mehr ins Licht gerückt zu werden. Die niedrigen Radkränze, die sehr feiner Speichen und die anständig ausgeführten Lackierung wünschte man sich an so manch anderem Modell. Vorbildgerecht is die D-Achse ungebremst.
Die Fenster sind nich bündig eingesetzt, was beim Original sicher auch nich der Fall war, wobei das Führerhaus am Modell auch nich durch sonderlich starke Wände negativ auffällt.
Da der Gesamteindruck absolut überzeugt, macht es wenig Sinn, detailliert Maße zu überprüfen. Daher nur ein paar kleine Anhaltspunkte: die Räder (im Original 1006mm) sollten 8,38mm sein und sind am Modell mit 8,28mm nur geringfügig abgefahren.
Die Länge über die Puffer sollte 77,08mm betragen, beläuft sich aber auf 79,44mm. Allerdings hat die Lok auf allen Zeichnungen auch noch Länderbahnpuffer und die am Modell verbaute Reichsbahnausführung könnte durchaus leicht gekürzt werden.
Ohne Puffer misst das Modell 68,49mm, womit es die dem Original entsprechenden 67,08mm leicht übertrifft. Dazu abschließend noch ein paar Vergleiche:
...................................Vom Original umgerechnet........................am Modell
Gesamthöhe Esse............................33,33........................................34,48
Kesselmitte über SOK......................18,33........................................18,45
A-B-Achse und B-C-Achse................11,79.........................................11,63
C-D-Achse.......................................8,91..........................................9,36
Offensichtlich wurden vom Hersteller einige Kompromisse eingegangen, die in meinen Augen aber keinerlei Diskussion bedürfen. Außerdem lässt sich einiges nur schlecht am Modell nachmessen. Alles in Allem wohl kaum der Rede wert.
Natürlich is nich alles perfekt. Bei genauem Hinsehen sind die Decals nich so perfekt verarbeitet, Auch wenn die Beschriftungsfelder am Original manchmal nich gerade gepflegt aussahen, ließe sich das am Modell sicher besser darstellen.
Die Wasserkästen werden nach hinten leicht breiter, von vorn mit 23,6mm und bis zum Führerhaus auf 24,6mm. Wenn es mir nich aufgefallen wäre, hätte ich nich gemessen, stören tut es mich aber nich im Geringsten. Auch die Tatsache, dass man an einigen Stellen Knicke sieht, wo sie eigentlich nich sein sollten (Wasserkastenseite, Führerhausrückwand), hinterlässt bei mir keinen negativen Eindruck. Obwohl das sicher nich gewollt is, sieht das so eher nach einer Dampflok aus.
Eher stören mich wirkliche Kleinigkeiten, welche an den von mir gebastelten Modellen nich fehlen dürfen. So gibt es leider keine Haken auf dem Dach. Auch die Zylinder sind an der Vorderseite etwas einfach gehalten, da sollte eigentlich ein Ring aus Schrauben erkennbar sein. Erst bei den Umbaumaschinen der BR 98.11 konnte ich glatte Deckel erkennen. Ich vermisse Handstangen auf der vorderen Pufferbohle und die auf Fotos zu sehenden Rangiertritte. Dem Modell fehlen die Bügel unter den Puffern und an der hinteren Pufferbohle der Haken.
Dass an dieser die Nieten etwas groß ausgefallen sind, habe ich erst auf den Fotos entdeckt. Am Modell selbst fällt das überhaupt nich auf. Und dass bei meinem Modell die vordere Kupplung leicht nach unten hängt, das werde ich wohl richten müssen.
Die kleine Bayerin leistet sich meiner Meinung nach keine wirklichen Schwächen und erscheint absolut wohltuend zwischen all den Einheitsdampfern. Ich bin mit dem Neuzugang überaus zufrieden! Optisch hat sie mich überzeugt, demnächst etwas zu den inneren Werten und Fahreigenschaften.
Es handelt sich hierbei um eine ex bayrische GtL 4/4, von denen es nach 1945 ein paar Einzelgänger in den Osten verschlagen hat. Die Kleinen D-Kuppler waren bei der DR also echte Exoten. In der Literatur (inclusive des dem Modell beigelegten Zettel) is man sich da leider nich einig, die Angaben schwanken. Auch über die Nummern scheint es wenig Verbindliches zu geben. Der Beipackzettel verweist auf 862 und 865, das „Dampflok-Archiv 4“ weiß, dass vier (inclusive der beiden schon genannten Nummern) im zweiten Weltkrieg verloren gingen und in „Triebfahrzeuge der Deutschen Reichsbahn 1950“ wird die 865 in Meinigen geführt, dafür schien aber noch eine Umbaulok dieser Baureihe zu existieren (wie auch im „Dampflok-Archiv 4“). Die 865 wird später noch in Dresden-Friedrichstadt gelistet, ob sie tatsächlich (wie am Modell vermerkt) jemals in Riesa war, kann ich nich überprüfen. Muss ich aber auch nich, allein der Gedanke gefällt mir.
Zum Modell:
Vierfachgekuppelte Tenderlokomotiven gibt es in TT ja nun nich gerade zahlreich, und da es selbst unter den Kleinserienherstellern kaum Alternativen gibt, war die Erwartung natürlich recht hoch … und wurden erfüllt.
Das Modell besteht aus einem gefrästen Messingfahrwerk und einem aufgesetzten Kunststoffgehäuse mit zahlreich angesetzten Kleinteilen. Es hat Beleuchtung auf beiden Seiten und eine geätzte Steuerung. Soweit der grobe Überblick.
Wie nich anders erwartet, gibt die kleine Maschine das Erscheinungsbild einer bay. GtL 4/4 hervorragend wieder. Was sofort positiv auffällt, is die detaillierte Front mit der zugerüsteten Pufferbohle. Freistehende Handläufe, eine komplette Rauchkammertür, das separat angesetzte Nummernschild auf dem Kesselscheitel und einige andere Kleinteile schmeicheln dem Auge. Der freie Durchblick unter dem Kessel im Bereich der A-Achse ergänzt das Gesamtbild. Der nich übermäßig bestückte Kessel mit seinen feinen freistehenden Leitungen und Handläufen, den zwei Ventilen auf dem Dampfdom und einigen angesetzten Armaturen steht der Lokalbahnmaschine gut. Auch die weiteren Flächen (Wasserkästen, Kohlekasten, Führerhaus) gefallen mit zahlreichen Niet-Reihen
und die Beschilderung an den Seitenwänden hinterlässt einen sehr sauberen Eindruck. Unter den Führerhaustüren verhelfen zwei filigrane Leitern den Personalen zum Aufstieg und ein paar weitere Tritte an den Seitenwänden auch bis hinauf zum Tender. Von den zwei breiten Tritten an der Rückwand aus kann man in den Kohlekasten schau’n und das darin befindliche Imitat haben wir schon in wesentlich schlechterer Ausführung geseh‘n
Am Führerhaus gibt es selbstverständlich noch freistehende Handläufe an den Türen und der Rückwand.
Die wirklich filigrane Steuerung mit ihren extrem kleinen Nieten kann man nur als gelungen bezeichnen und die dahinter befindlichen beeindruckenden Radsätze hätten eigentlich verdient, mehr ins Licht gerückt zu werden. Die niedrigen Radkränze, die sehr feiner Speichen und die anständig ausgeführten Lackierung wünschte man sich an so manch anderem Modell. Vorbildgerecht is die D-Achse ungebremst.
Die Fenster sind nich bündig eingesetzt, was beim Original sicher auch nich der Fall war, wobei das Führerhaus am Modell auch nich durch sonderlich starke Wände negativ auffällt.
Da der Gesamteindruck absolut überzeugt, macht es wenig Sinn, detailliert Maße zu überprüfen. Daher nur ein paar kleine Anhaltspunkte: die Räder (im Original 1006mm) sollten 8,38mm sein und sind am Modell mit 8,28mm nur geringfügig abgefahren.
Die Länge über die Puffer sollte 77,08mm betragen, beläuft sich aber auf 79,44mm. Allerdings hat die Lok auf allen Zeichnungen auch noch Länderbahnpuffer und die am Modell verbaute Reichsbahnausführung könnte durchaus leicht gekürzt werden.
Ohne Puffer misst das Modell 68,49mm, womit es die dem Original entsprechenden 67,08mm leicht übertrifft. Dazu abschließend noch ein paar Vergleiche:
...................................Vom Original umgerechnet........................am Modell
Gesamthöhe Esse............................33,33........................................34,48
Kesselmitte über SOK......................18,33........................................18,45
A-B-Achse und B-C-Achse................11,79.........................................11,63
C-D-Achse.......................................8,91..........................................9,36
Offensichtlich wurden vom Hersteller einige Kompromisse eingegangen, die in meinen Augen aber keinerlei Diskussion bedürfen. Außerdem lässt sich einiges nur schlecht am Modell nachmessen. Alles in Allem wohl kaum der Rede wert.
Natürlich is nich alles perfekt. Bei genauem Hinsehen sind die Decals nich so perfekt verarbeitet, Auch wenn die Beschriftungsfelder am Original manchmal nich gerade gepflegt aussahen, ließe sich das am Modell sicher besser darstellen.
Die Wasserkästen werden nach hinten leicht breiter, von vorn mit 23,6mm und bis zum Führerhaus auf 24,6mm. Wenn es mir nich aufgefallen wäre, hätte ich nich gemessen, stören tut es mich aber nich im Geringsten. Auch die Tatsache, dass man an einigen Stellen Knicke sieht, wo sie eigentlich nich sein sollten (Wasserkastenseite, Führerhausrückwand), hinterlässt bei mir keinen negativen Eindruck. Obwohl das sicher nich gewollt is, sieht das so eher nach einer Dampflok aus.
Eher stören mich wirkliche Kleinigkeiten, welche an den von mir gebastelten Modellen nich fehlen dürfen. So gibt es leider keine Haken auf dem Dach. Auch die Zylinder sind an der Vorderseite etwas einfach gehalten, da sollte eigentlich ein Ring aus Schrauben erkennbar sein. Erst bei den Umbaumaschinen der BR 98.11 konnte ich glatte Deckel erkennen. Ich vermisse Handstangen auf der vorderen Pufferbohle und die auf Fotos zu sehenden Rangiertritte. Dem Modell fehlen die Bügel unter den Puffern und an der hinteren Pufferbohle der Haken.
Dass an dieser die Nieten etwas groß ausgefallen sind, habe ich erst auf den Fotos entdeckt. Am Modell selbst fällt das überhaupt nich auf. Und dass bei meinem Modell die vordere Kupplung leicht nach unten hängt, das werde ich wohl richten müssen.
Die kleine Bayerin leistet sich meiner Meinung nach keine wirklichen Schwächen und erscheint absolut wohltuend zwischen all den Einheitsdampfern. Ich bin mit dem Neuzugang überaus zufrieden! Optisch hat sie mich überzeugt, demnächst etwas zu den inneren Werten und Fahreigenschaften.