@Sbahner
Schon mal eine Probefahrt mit dem Baby (auf polnisch Maluch - der Spitzname des 126p in Polen) gemacht?
Ich war erstaunt, was der Lütte alles so kann. Der 126p hat in Polen Kultstatus wie bei uns der Trabi und Käfer. Alle drei verbindet eine Untermotorisierung und Probleme mit dem Rost, aber auch das sich den kleinen Mann mobilisiert haben.
Und wieso soll es keine mehr geben? Trabis gibt es doch auch noch und vom 601 wurden knapp 0,5 Mio weniger Exemplare gebaut. Vom 22. Juli 1973 bis zum 22. September 2000 verließen 3.318.674 Exemplare die beiden polnischen Fabriken.
Teuer ist er inzwischen auch. Letzten Monat kam ein Maluch für ca. 79.000,- € aus dem Jahr 1974 unter dem Hammer. Er hat Promi-Status. Sein Besitzer war Tom Hanks. Da war der äußerst dezent umgebaute 1980er Toyota FJ40 des Schauspielers mit knapp 117.000,- € schon fast ein Schnäppchen...
Und es hatte doch auch nichts gegen den Landy in #6221. Nenne ihn aber bitte nicht Defender. Mit Einführung der dritten Baureihe Discovery (Disco) im Jahr 1990 führte man den Zusatznamen Defender ein. Zuvor reichte es aus, wenn man in Land Rover (seit 1948) und Range Rover (seit 1970) unterschied. Mehr als diese beiden Baureihen gab es nicht.
Für dich mal hier zwei
Einsatzfahrzeuge.
Diese Ambulance stammt aus der 3. Serie von Land Rover (daher SIII), die von 1972 bis 1984/5 gebaut wurde. Zu dieser Serie gehört auch der grüne Landy in #6221 gehört auch dazu. Erkennbar ist die Baureihe an den außenliegenden Scheinwerfern und den Kunststoffgrill (Dieselversion). Diesel lässt sich von außen recht einfach demontieren und dann die Motorhaube öffnen. Daher macht das Vorhängeschloss als Schutz vor dem Berliner Gesindel schon Sinn. Der Benziner mit dem V8 von Chrysler war recht selten, dafür hat er aber auch in die DDR geschafft... Für den Genossen Erich H. und seine Jagdgesellschaft war uns alles lieb und teuer. Bevor man die Range Rover beschaffte, nutzte man bereits zwei bei Rometsch umgebaute (verkürzter Pick-up mit zusätzlichen Türen) und einen V8-SIII. Neben Erich und Co. durfte auch das Sandmännchen Landy fahren
. In 1:1 gab es noch ein paar mehr Landys aus den Serien I und II in der DDR. U.a. bei der "Blauen Post" im Bereich Sendetechnik.
Das war ein Schlauchwagen vom Brandvæsen in Bredebro, der auf der 1983 eingeführten neuen Baureihe basiert. Man unterschied nur zwischen One Ten oder Ninety im Sprachgebrach, was auf den Radstand zurück zu führen ist. Bis zur Produktionseinstellung 2016 wechselte nicht mehrfach der Besitzer von Land Rover, sondern auf die Motoren. Nicht immer zum Guten. Der letzte war der schlimmste. Ford baute einen Diesel in die TD4-Baureihe (erkennbar an dem Buckel auf der Motorhaube), der überhaupt nicht standfest war.
Aber alle Landy-Baureihen haben ihre Macken. Diese Macken muss man Lieben. Liebe haben die meisten Landys bei der Geburt nicht erhalten. Grauenhaft wie die lieblos die Briten das Auto zusammen gebaut haben. Das Schrauben begann somit bereits bei Auslieferung (1h Fahren = 1h Schrauben). Und Rost ist auch so ein Thema. Landy gammeln ab Werk, auch wenn viel Alu verbaut ist. Die Kontaktkorrosion haben sie bis zur Produktionseinstellung nicht in den Griff bekommen. Wer beim platten Reifen den ADAC ruft, der sollte einen sehr weiten Weg um den Landy machen. Und lieben muss man auch, dass man wie ein Affe auf dem Schleifstein sitzt. Die Sitzposition lädt nicht gerade zu weiten Reisen ein. Im Gelände ist das wieder vom Vorteil. Die Sitzposition ermöglich einen idealen Blick auf den linken Vorderreifen.
Für den Maschinisten des Landy muss es auch eine Qual mit voller Montur in der kleinen Hütte gewesen sein.
Das Bild ist während einer Rettungsübung dänischer und deutscher Einheiten auf der Insel Rømø (Kollision Fährschiff - Tanker) entstanden, die ich begleiten durfte. Der Landy wurde inzwischen ausgesondert und durch einen IVECO Daily 4x2 DoKa Pritsche/Plane sowie ein ATV ersetzt.
Ein meinem persönlichen Offroad-Ranking liegt der Land Rover auf Platz 3. Auf Platz 1 ist der Toyota HZJ. Bei dem stimmen Technik, Verarbeitung und Platzangebot. Auf Platz 2 kommt der Steyr-Puch G / Mercedes G (aber nur die Ur-Version). Vom Kultstatus liegt die Landy allerdings auf Platz 1. Ich bekomme das Grinsen nicht aus dem Gesicht, wenn ich mit einem unterwegs bin, an ihm schraube oder auch nur am Straßenrand parken sehe.