Wann und auf welchen Prüfstand wurden diese denn Werte ermittelt?
Wir waren damals mißtrauisch gegenüber den Herstellerangaben, weil sich zwischen deren Angaben und der Erfahrungen aus der Praxis doch größere Gegensätze zeigten. Und das dieses Mißtrauen berechtigt ist, weiß auch die breite Öffentlichkeit spätesten seit dem VW-Skandal. Die waren halt nur so blöd, sich beim bescheissen erwischen zu lassen.
Jedenfalls suchten wir handfeste Daten von einer herstellerunabhängigen Prüfeinrichtung.
Die realen Verbrauchsdaten für die 232 hatten wir eigentlich schon, von Rheostat-Prüfläufen. Aber für die 233 und den ER20 waren sie noch von Interesse.
Fündig wurden wir beim russischen Eisenbahnforschungsinstitut VNIKTI. Dort werden unter anderem sämtliche Loks der GUS-Länder auf Herz und Nieren getestet und umfassend erprobt.
Natürlich hatten die keine 232, 233 oder einen ER20 auf ihren Prüfständen, aber Loks mit komplett oder fast identischen Antriebssträngen. Dies waren die 2TE116, deren Antriebsstrang komplett identisch mit der BR 232 ist, dann die modernisierte 2M62UR der LDZ, deren Antriebsstrang (bis auf den Traktionsgleichrichter) mit der BR 233 identisch ist und schließlich den ER20CF der LG sowie die 2TE25AM, deren Antriebsstränge fast identisch bzw. sehr ähnlich dem ER20 sind.
Und weil das noch nicht reichte, wurden noch reale Vergleichsfahrten mit ER20, TRAXX DE, Class 66 und eben 232 durchgeführt, halt alles durchgetest mit identischen Zugläufen. Und was soll man sagen, die "olle" 232 hat sich da sehr gut geschlagen gegenüber ihrer deutlich jüngeren Konkurrenz. Ich war selbst verblüfft über die eingefahrenen Ergebnisse.
@Taschentroll
Ja, haste richtig verstanden. Wobei man grob sagen kann, spätestens mit 4×RS1 bzw. 2×612 haste dann ein vergleichbares Verbrauchsniveau wie ein lokbespannter Zug mit vergleichbarer Sitzplatzahl, würde in dem Fall etwa ner 232 mit 3 y-Wagen entsprechen. Bei mehr ist der lokbespannte Zug klar im Vorteil, bei weniger wiederum der/die Triebwagen.
So waren z.B. im Fernverkehr die 2×605 spürbar durstiger wie die vorher dort eingesetzten 234 mit 7 Schachteln am Haken, obwohl der lokbespannte Zug etwa 10 % mehr Sitzplätze hatte und beide Züge im exakt selben Fahrplan fuhren. Die 605 waren mit 4 - 4,2 l/km dabei, die 234 mit ihren 7 Schachteln lag 3,5 - 3,7 l je Kilometer. Da kommt dann schon ein erklecklicher Unterschied bei einem Umlauf raus.