Die elektrische Untergrundbahn der Stadt Schöneberg (Teil 2)
Haltestelle Bayerischer Platz
Eröffnungsdatum der Station: 1. Dezember 1910
Kurzzeichen der Station: Bpo
Länge der Bahnhofshalle: 95 m
Breite der Bahnhofshalle: 13 m
Bahnsteigbreite: 7,6 m
Tiefe der Station: 4 m unter der Straße
Architekt: Johannes Kraaz
Die Haltestelle Bayerischer Platz ist der farbenkräftige Farbtupfer der Schöneberger Untergrundbahn. Zum Zeitpunkt der Errichtung der Station war das zu erschließende Gebiet bereits dicht besiedelt. Die zu erwartenden hohen Fahrgastzahlen bescherten dem Bahnhof gleich zwei Ausgänge, was damals keinesfalls ein Standard gewesen war.
In weiser Voraussicht wurden Tunnel und Haltestelle konstruktiv so präpariert, dass eine hinkünftig kreuzende Untergrundbahn hier auf entsprechende Vorarbeiten in Form von brückenartigen Verstärkungen des Tunnels und dergleichen treffen sollte. Als dann knapp sechs Jahrzehnte später die heutige U-Bahnlinie 7 die Station Bayerischer Platz der Schöneberger Untergrundbahn bautechnisch erreichte, machten sich die Mühen der damaligen Ingenieure und Planer bezahlt.
Im Zweiten Weltkriege erhielt die Station einen schweren Bombentreffer, welcher das südliche Ende der Station schwer beschädigte. Noch heute ist der Bereich bei genauerer Begutachtung auszumachen, denn die Wandfliesen als auch einige Bahnhofsstützen weichen in Form und Farbe vom Rest der Station ab.
Gestaltung
In der nördlichen Eingangshalle haben sich die grün-blau changierenden Keramiken, bestehend aus Mutz-Fliesen der Rötherschen Kunstziegelei, erhalten. Die Wandfliesen bestehen ebenfalls aus den genannten Keramiken, die von Reklameschildern unterbrochen werden, die größtenteils noch aus der Erbauungszeit stammen, ebenso die grün-blau changierenden Fliesen. Die einfarbigen Keramiken sind Zutaten der Neuzeit, die sich jedoch am Original orientieren. Die Stationsschilder sind als Fliesen ausgeführt.
An Ausstattungsstücken gibt es zwei Bahnsteighäuschen, wovon eines noch mit den besagten bauzeitlichen Fliesen verziert ist. Hinzu kommen zwei alte Hydrantenschränke, drei Gängelgitter in der Bahnsteighalle und vier Holzbänke, die jedoch Nachbauten sind.
Die vorherrschenden Farben der Haltestelle Bayerischer Platz sind entsprechend den Landesfarben des ehemaligen Königreiches Bayern natürlich Weiß-Blau. Der Gesamteindruck dieser Station ist zudem ein sehr farbenkräftiger.
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Der nördliche Eingangsbereich erstrahlt noch in der blau-grün changierenden Keramik aus der Erbauungszeit und hat alle Zeiten und Zerstörungen überdauert. Links im Bilde das halbrunde Kassenhäuschen - freilich heute ohne Funktion.
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Die sich in der nördlichen Vorhalle befindlichen schmiedeeisernen Gitter werden jeweils von jugendstilartigen Pilastern eingerahmt und bilden ein detailreichen Glanzpunkt dieser Station.
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Ehedem befand sich hier eine Verkehrsinsel. Dieser nördliche Zugang zur Haltestelle war einst mit Pergolen geschmückt, von denen nur jene Steinpfeiler und schmiedeeisernen Gitter aus rechteckigen Feldern und Voluten übrig blieben.
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Ob Albert Einstein einst auf diesem Bahnsteig stand und auf seinen Zug wartete? Zumindest hatte der weltberühmte Physiker ganz in der Nähe des Bayerischen Platzes sein Domizil, gleichsam Gottfried Benn und Walter Kollo.
Die Schöneberger Untergrundbahn gehört von allen Berliner U-Bahn-Linien zu den am wenigsten frequentierten Bahnen, so dass hier ausschließlich Zwei-Wagen-Züge zum Einsatz kommen.
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Haltestelle Victoria-Luise-Platz
Eröffnungsdatum der Station: 1. Dezember 1910
Kurzzeichen der Station: V
Länge der Bahnhofshalle: 97,8 m (Ursprünglich 45 m)
Breite der Bahnhofshalle: 13,5 m
Bahnsteigbreite: 8,1 m
Tiefe der Station: 4,2 m unter der Straße
Architekt: Ernst Denecke
Die Haltestelle, bzw. der namensgebende Platz, ist nach der einzigen Tochter Wilhelms des Zweiten, deutscher Kaiser und König von Preußen, benannt worden. Die preußische Prinzessin Victoria Luise wurde 1892 geboren, war Herzogin von Braunschweig-Lüneburg und starb im hohen Alter von 88 Jahren im Jahre 1980.
Die Station wies fast 80 Jahre lang eine Kuriosität auf, denn hier war man im wahren Sinne des Wortes zeitlos gewesen: es fehlte eine Bahnhofsuhr! Vergaß man sie schlicht? Nichts genaues weiß man nicht. Heute jedenfalls weiß auch hier ein jeder, was ihm die Stunde schlägt.
Gediegenheit und Eleganz strahlt der Bahnhof aus, der in seiner Ausstattung, wie die anderen Stationen der Schöneberger Untergrundbahn auch, auf den einstigen Reichtum der Stadt verweist. Schon am Eingang wird der geneigte Fahrgast von einer Eingangsumwehrung, bestehend aus einer pergola-artigen halbovalen Einfassung aus Muschelkalk, begrüßt. Das ganze ist bekrönt mit Voluten und zwei Laternen, die, wie die Einfassung des rechteckigen Leuchttransparentes, noch bauzeitliche Originale sind.
Gestaltung
An den Treppenwangen haben sich die ursprünglichen Muschelkalkplatten noch erhalten; die Wände der Vorhalle jedoch sind mit neuen Fliesen verblendet worden. An den Wänden der Bahnsteighalle sind größtenteils noch bauzeitliche Fliesen vorhanden, die in einem grünen und hellgrauen Farbton gehalten sind.
Zwei der vier Bahnsteighäuschen stammen noch aus der Erbauungszeit. Drei von vier Doppelbänken sind Nachbauten, die vierte, eine Bandeisenbank, fand man einst vor allem auf der Stammstrecke. Zwei alte Drängelgitter mit Volutenabschluss stammen ebenfalls noch aus der Erbauungszeit.
Ende Teil 2