Die Stammstrecke der Berliner Hoch- und Untergrundbahn
(Teil 3 und Schluss)
Die Haltestelle
Möckernbrücke, wie sie sich uns heute präsentiert, entstand 1937. Die alte Bahnhofshalle entsprach dem Siemens-Typenentwurf. Der "Naubau" ist eine Stahlbinderkonstruktion und wird von einem Fensterband belichtet. Dieses wiederum befindet sich auf einer mit Metall ausgefachten Sockelzone. Die Dachkonstruktion ist an den Enden abgewalmt.
Die Station bietet in die östliche wie auch in die westliche Blickrichtung interessante Blickfänge, wie auf den Fotos zu sehen. Vor allem der Blick nach Westen. Hier kommt die Strecke aus Richtung Gleisdreieck und passiert eine ehemalige Hausdurchfahrt am Tempelhofer Ufer, den die BVG zumindest stilistisch wiederhergestellt hat, nachdem im Zweiten Weltkriege das dortige Gebäude zerstört wurde. Anschließend überquert die Strecke die ehemalige Anhalter Bahn, heute ein Fußgängerweg, auch Anhalter Steg genannt - eine gusseiserne Schmiedekunst als erhaltene Reminiszenz an die große Eisenbahnvergangenheit jenes Ortes. Gleichzeitig fährt die U-Bahn hier parallel am Berliner Technikmuseum vorbei, dessen Rosinenbomber, eine C-47 von weiten schon die Gäste des Museums in luftiger Höhe begrüßt und von der U-Bahn aus ganz fabelhaft in Augenschein genommen werden kann. Kurz danach wird der Landwehrkanal über eine Fachwerkträgerbrücke gekreuzt, um dann die Haltestelle Möckernbrücke zu erreichen.
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Als die Stammstrecke erbaut wurde, existierte dort, wo sich heute die Haltestelle befindet, ein im wörtlichen Sinne
Gleisdreieck. Schnell jedoch war die Strecke überlastet. Nach einem schweren Unfall im Jahre 1908, als ein Zug nach einer unzulässigen Signalüberfahrt dem anderen in die Flanke fuhr und mehrere Todesopfer zu beklagen waren, wurde das Gleisdreieck umgebaut zu einem Turmbahnhof.
Die erste (untere) Bahnsteighalle, eine Eisenrahmbinderkonstruktion wie bei den Hochbahnhöfen in der Schönhauser Allee, ist mit einem Satteldach verglast. Die Wände sind überwiegend mit Metallplatten ausgefacht. Im oberen Bereich jedoch sind schmale Fensterbänder eingefügt, welche die Halle belichten. Beide Bahnsteighallen sind mit zweiarmigen Treppen miteinander verbunden, die noch ihr bauzeitliches schmiedeeisernes Geländer besitzen. Die Treppenwände selbst sind mit hellblauer Keramik verblendet, die noch größtenteils aus der Erbauungszeit stammen.
Einfahrt Linie 2 von Potsdamer Platz kommend.
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An der Linie 2 gelegen hat die 1902 eröffnete Haltestelle
Bülowstraße eine bewegte Vergangenheit hinter sich. Dem Bau voraus ging ein Architektenwettbewerb, denn die Berliner Stadtväter wollten einen angemessen repräsentativen Bahnhof für ihre erste elektrische Hochbahn, die hier die Potsdamer Straße mit ihren vornehmen Wohnquartieren quert. Bruno Möhring überzeugte mit einem Entwurf im schönsten Jugendstil. Der Bahnhof wird getragen von steinernen Bogen, die in Höhe der Einfahrt von Pylonen mit spargelartigen Aufsätzen und figürlichen Schmuck eingerahmt werden.
Im Zweiten Weltkriege wurde die Station schwer beschädigt. In den Trümmern desselben gingen zahlreiche Verzierungen unwiederbringlich verloren. Dennoch wurde die Station rasch wieder in Betrieb genommen. Mit dem 13. August 1961, dem Tage des Mauerbaus, verlor die Haltestelle Bülowstraße ihre Bedeutung als wichtige Umsteigestation zur Potsdamer Straße, denn die Hochbahn fuhr nur noch bis zur Station Gleisdreieck - die Verbindung über Potsdamer Platz Richtung Pankow wurde durch den Stacheldraht getrennt. Folglich gingen die Fahrgastzahlen zurück, so dass die BVG im Jahre 1972 den Streckenabschnitt Nollendorfplatz-Bülowstraße-Gleisdreieck stillegte.
Ab dem Jahre 1977 jedoch kehrte wieder Leben in die Bahnsteighalle zurück. Zunächst wurde hier das sogenannte "U-Tropia" eröffnet - ein Mix aus Unterhaltung und Gastronomie; später zog der Türkische Basar ein. Auf dem Viadukt zwischen Bülowstraße und Nollendorfplatz pendelte bis 1991 eine Museumsstraßenbahn - ein Mitteleinstiegswagen vom Typ TM33. Danach wurde infolge des Mauerfalls und der Wiedervereinigung die alte Verbindung vom Nollendorfplatz über Bülowstraße Richtung Potsdamer Platz wieder aufgebaut und 1993 in Betrieb genommen.
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Den Hochbahnhof
Nollendorfplatz schmückte einst eine sehr dominante Kuppel, die im Zweiten Weltkrieg zerstört wurde und 2002 durch eine abstrahierende, aber doch schmucklose Stahlkonstruktion ersetzt wurde. Hier endet die Hochbahnstrecke, bevor sie in Richtung Wittenbergplatz in einem Tunnel verschwindet.
An dieser Stelle
endet unsere Reise auf der ersten Berliner Hochbahnstrecke. Aber auch unter dem Straßenpflaster verbergen sich unzählige architektonische Bahnhofsschätze. Bei Gefallen und Interesse stelle ich diese in loser Folge ebenfalls gerne vor.
Mit besten Grüßen
Matthias