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U-Bahnen – Deutschland und weltweit

@RoFra / @F-Rob_S

Die alte Stammstrecke, also die Hochbahn von Warschauer Straße bis Gleisdreieck/Nollendorfplatz, hat ebenfalls ihre architektonischen Momente, je nachdem aus welchem Blickwinkel man die Stationen betrachtet. Leider hat der Krieg sehr wenig von der einstigen Schönheit übrig gelassen. Man muss danach suchen. Aber es gelingt.

Bei Interesse stelle ich gern ein paar Photos auch von der Stammstrecke hier ein.
 
Ich freu mich auch als Ansässiger immer über Bilder. Das schlimme ist, man hat im Regelfall wenig Zeit, auch wenn man manchmal etwas länger Steht, hat man anderes im Kopf. Zumal auch jeder auf andere Kleinigkeiten achtet. Und vielleicht zeigts dem ein oder anderen dass Berlin etwas mehr ist als nur fragwürdige Politik

Heidelberger Platz war für mich jahrelang Umsteigebahnhof nach Dahlem Dorf (1. nicht als Student und 2. ein Bahnhof, der sich für mich aus ganz anderen Gründen eingeprägt hat, obwohl auch einmalig gestaltet (allein die Holzbänke). Hier gab es mal eine der wenigen Dönerfrauen der Stadt. Witzigerweise war die sehr füllig und in einem sehr kleinen Dönerladen, den sie fast vollständig ausgefüllt hat.) und trotzdem ist mir die opulenz des Bahnhofs erst beim betrachten der Bilder bewusst geworden. Zumal da ja stellenweise auch komplette gestalterische Konzepte hinterstehen (also welche die mir auch gefallen :D) und sich schön den Zeitgeist der Entstehung einzelner Linien bzw. Erweiterungen ablesen kann (mit den erwähnten Narben und Lücken).

/edit: Wer sich für die Londoner U-Bahngeschichte begeistern kann, kann hier mal vorbeischauen:
(der Kanal hat relativ entspannt, erstaunlich viel zu den Themen Netzbildung, Stationen und sonstigem zu bieten)
 
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Die Stammstrecke der Berliner Hoch- und Untergrundbahn
(Teil 1)


Mit den folgenden Bildern lade ich Euch zu einer Reise auf der sogenannten Stammstrecke ein, die in Warschauer Straße (ehemals Warschauer Brücke) beginnt und in Gleisdreieck bzw. Nollendorfplatz endet.

Dieser Hochbahnabschnitt wird deshalb Stammstrecke genannt, weil dies der älteste Teil der Berliner Hoch- und Untergrundbahn ist. Der erste Abschnitt, der von Siemens & Halske erbaut wurde, eröffnete am 18. Februar 1902 und führte von der Warschauer Brücke über das Gleisdreieck nach Potsdamer Platz bzw. Zoologischer Garten; ab dem 14. Dezember 1902 dann auch bis Knie (heute Ernst-Reuter-Platz).

Starten wir in Warschauer Straße. Die Bahnsteighalle, die, vom S-Bahnhof kommend, mit einem quergestellten Eingangsbau den Fahrgast begrüßt, war ursprünglich ähnlich der Station Görlitzer Bahnhof errichtet worden. Ab 1907 jedoch mussten die Bahnanlagen erweitert werden. In diesem Zustand hat sich die Station bis heute erhalten. Den größten Blickfang der Station bildet das hinter der Bahnhofshalle befindliche Reiterstellwerk, unter dem die Züge von Gleis 1 hindurchfahren. Es steht, wie die gesamte Anlage, unter Denkmalschutz.

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Gleich nach der Ausfahrt aus der Station erwartet den Fahrgast der erste architektonische Höhepunkt: die Oberbaumbrücke, die ohne jeden Zweifel als das schönste und beeindruckendste Brückenbauwerk Berlins bezeichnet werden darf. Das Bauwerk entstand im neugotischen Stil und wird dominiert von den zwei Türmen, die dem Mitteltorturm der Stadtmauer in Prenzlau nachempfunden wurden. Sie symbolisieren die alte Funktion des "Oberbaums" als Berliner Wassertor. Die Turmspitzen tragen die Reliefs des Berliner und des Brandenburger Wappens (Bär und Adler). Die Brücke hat zwei Ebenen: eine obere für den Hochbahnverkehr, und eine untere für den Straßen- und Fußgängerverkehr. Der Fußgänger durchschreitet dabei einen mittelalterlich angelegten Kreuzgang. Am Ende des nördlichen Teils der Brücke (im Bild links) befand sich bis 1945 die Station Stralauer Thor, die im Kriege jedoch stark beschädigt und anschließend nicht wieder aufgebaut wurde.

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Die Station Schlesisches Tor markiert sogleich die nächste architektonische Wegmarke. Im Stil der Neorenaissance errichtet, folgt das Bauwerk hier der Streckenführung, die leicht S-förmig ist. Im Erdgeschoss wird der Bahnhof von Arkaden getragen, im Obergeschoss wird das Viadukt von einer Ziegelfassade mit Rundbogenfenstern verdeckt. Der Bahnsteig befindet sich - wie bei den anderen Hochbahnhöfen - nicht in einer Halle. Die Seitenbahnsteige sind zur Straße hin durch verputzte Innenwände mit Bogenfenstern begrenzt; Krüppelwalmdächer schützen den Fahrgast vor den Elementen. Das ganze lastet auf metallenen Gitterträgern, die von Metallstützen und an den Schmalseiten von Sandsteinbogen getragen werden.

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Die Station Görlitzer Bahnhof befand sich zur Erbauungszeit am namensgebenden Fernbahnhof, der 1962 abgerissen wurde. Die Halle der Station befindet sich noch weitgehend im Erbauungszustand und entspricht dem Typenentwurf von Siemens & Halske für Hochbahnstationen.

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Ende Teil 1
 
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Auch wenn es sich (für mich) etwas holprig liest, finde ich es gut, dass die architektonischen Fachtermini verwendet werden. Frischt, mit ein wenig googeln, mein Wissen wieder auf.
Elektrisch/elektromechanisch? Oder falls mechanisch, wo gehen die Seilzüge lang?
 
Auch wenn es sich (für mich) etwas holprig liest, finde ich es gut, dass die architektonischen Fachtermini verwendet werden. Frischt, mit ein wenig googeln, mein Wissen wieder auf.

Elektrisch/elektromechanisch? Oder falls mechanisch, wo gehen die Seilzüge lang?
Vielen Dank! Diese architektonischen Fachtermini habe ich mir jedoch auch nur aus den Quellen selbst angelesen. Aber es macht durchaus Spaß, sich damit zu beschäftigen, denn irgendwie erhalten diese ganzen Architekturelemente dadurch ein "Gesicht". Ich fand das durchaus interessant und es schärft den Blick für solche "Kleinigkeiten", die man vielleicht sonst gar nicht beachtet hätte.

Zur Stellwerkstechnik: Ursprünglich war das bauzeitliche Stellwerk ein mechanisches Hebelstellwerk. Im Zuge der Umbaumaßnahmen der Haltestelle Warschauer Brücke im Jahre 1907 wurde ein neues Stellwerk errichtet - jenes auf den Bildern zu sehende Reiterstellwerk. Die Firma Siemens & Halske errichtete es als elektromechanisches Hebelstellwerk. 1926 wurden die alten Formsignale durch neue Lichtsignale ersetzt und der selbsttätige Streckenblock eingeführt.

Quelle:
Seefeldt, Alexander
Berliner U-Bahnlinien - Stammstrecke durch Kreuzberg
Robert Schwandl Verlag
Berlin, 2016
 
Zur Stellwerkstechnik: Ursprünglich war das bauzeitliche Stellwerk ein mechanisches Hebelstellwerk. Im Zuge der Umbaumaßnahmen der Haltestelle Warschauer Brücke im Jahre 1907 wurde ein neues Stellwerk errichtet - jenes auf den Bildern zu sehende Reiterstellwerk. Die Firma Siemens & Halske errichtete es als elektromechanisches Hebelstellwerk. 1926 wurden die alten Formsignale durch neue Lichtsignale ersetzt und der selbsttätige Streckenblock eingeführt.
Seit der Wiedereröffnung 1995 befindet sich dort ein Gleisbildstellwerk was jedoch nicht örtlich besetzt ist. Die Bedienung erfolgt aus der Leitstelle.
 
Die Stammstrecke der Berliner Hoch- und Untergrundbahn
(Teil 2)


Nach einem kurzen Halt in Kottbusser Tor nur ein paar Anmerkungen zur Station und ihrem Namen: Der erste Bahnhof - in der Gestaltung des klassischen Typenentwurfs der Stammstrecke - befand sich ursprünglich 100 m weiter östlich. Im Zuge des Baus der Gesundbrunnen-Neukölln-Bahn (heute U8) kam nur ein Kreuzungspunkt am Cottbusser Thor infrage. Neben der vollkommenen Umgestaltung des Platzes wurde auch der Hochbahnhof neu errichtet. Der Architekt war Alfred Grenander. Die "neue" Bahnhofshalle aus Stahl besitzt untypisch für die Hochbahn einen Mittelbahnsteig, der über eine in Stahl und Glas eingehauste Treppe erreicht wird. Die Bahnsteighalle selbst ist im Unterschied zum Typenentwurf von Siemens & Halske an ihren Wänden nicht mit Arkaden, sondern mit langrechteckigen gesprossten Fensterflächen gestaltet, die auf einem Stahlblechsockel ruhen. Das Satteldach besitzt ein Sattaldach-Oberlicht.

Warum "Kottbusser Tor" mit "K" und nicht mit "C"? Die im Jahre 1901 tagende Orthographische Konferenz beschloss unter anderem, dass Fremdwörter konsequenter eingedeutscht werden sollen, z.B, in dem das "c" durck ein "k" ersetzt werden sollte ("Redakteur" statt "Redacteur", "Klub" statt "Club" ect.). Auch die Stadt Cottbus sollte ihr "C" verlieren und fortan als "Kottbus" firmieren. Nur kam es nicht soweit. Und der vorauseilende Gehorsam der Berliner Stadtoberen bescherte uns deshalb bis heute einen namensgebenden Platz und Bahnhof, der nach einer orthographisch falsch geschriebenen Stadt benannt ist.

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Die Haltestelle Prinzenstraße zeigt sich dem Fahrgast wieder in der klassischen Gestaltung des Typenentwurfs von Siemens & Halske für Hochbahnen.

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Die Haltestelle Hallesches Tor weicht ihrerseits wieder vom Typenentwurf ab. Zwar wurde die Bahnhofshalle von der Siemens-Bauabteilung entworfen, jedoch die Steinarchitektur stammte von Solf & Wichards. Leider fielen viele Schmuckelemente dem Kriege zum Opfer, so dass sich uns heute die Station eher schlicht präsentiert. Aber auch sie hat durchaus ihre Momente.

Die Bahnsteighalle ist mit großen geschlossenen Metallwänden und kleinen eingelegten Fenstern ausgebildet. Das Hallendach ist ein Walmdach. Die Treppenaufgänge waren einstmals sehr repräsentativ gestaltet gewesen: Sie hingen erkerartig an Sandsteinpylonen, die von geflügelten Rädern (dem Emblem der Hochbahn) bekrönt wurden. Leider im Kriege vollständig zerstört worden.

Auch hier gibt es zur Schreibweise eine Kuriosität, die erwähnt werden muss.

Warum kurios? Nun, es gibt die Regel, dass bei Substantiven, wenn aus ihnen ein Eigenschaftswort abgewandelt wird, das Schluss-"e" zu einem "i" wird. Arthur Krontal schrieb dazu in der Vossischen Zeitung 1928: "[Das] ist den zuständigen Herren ja bekannt. Sie sprechen ja auch von Goethe und dem goethischen Geist, von der Hölle und dem höllischen Feuer, von der Stadt Halle und von der Stiftung des Hallischen Waisenhauses. Auf den Berliner Straßenschildern aber vermeiden sie ängstlich die richtige Wortbildung "Hallisches Tor" und lassen dafür die, jedes gesunde Sprachempfinden störende Aufschrift "Hallesches Tor" setzen. Ihr juristisches Genauigkeitsbedürfnis befürchtet eben, irgendein Idiot könne aus der richtigen Aufschrift "Hallisches Tor" den falschen Schluss ziehen, dass die Stadt "Halli" heißt."

PS: Der Duden lässt mittlerweile beide Schreibweisen zu. Der Zeitgeist eben....

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Ende Teil 2
 
Zuletzt bearbeitet:
Meine Vorstellungen zum Thema Umsetzung einer U-Bahnstrecke im Modell waren bisher, dass sowas ziemlich sinnlos wäre, denn man sieht ja nichts ...

Aber man könnte vielleicht sogar ein Diorama erstellen - entweder ein Stück Hochbahn oder tatsächlich eine Untergrundstation mit darüberliegender Stadtbebauung :)! Allerdings wäre der Betrieb nicht so prickelnd ... eher bald langweilig.

@Adler1835
Warum ist eigentlich der Mittelbahnsteig bei der Hochbahn eher unüblich? Die Bahnhöfe "Eberswalder Straße" und "Schönhauser Allee" haben ebenso Mittelbahnsteige.
 
@Taschentroll
Wenn ich mir Kottbusser Tor anschaue, dann wäre ich fast überzeugt. Hier ist der Mittelbahnsteig sehr breit ausgefallen (Eberswalder Straße und Schönhauser Alle sind eigentlich recht schmal.).

Wenn ich mir Hallesches Tor anschaue, beginne ich aber daran zu zweifeln.
Beim Mittelbahnsteig habe ich gemeinsame Treppenzugänge zu den Gleisen; bei Außenbahnsteigen benötige ich pro Gleis separate Treppenzugänge. Das soll tatsächlich preiswerter und platzsparender sein?
 
Bei Mittelbahnsteigen musst du die Gleise erstmal nach außen ziehen. Auf ebener Erde kein Problem, wenn man den Baugrund besitzt. In der Luft oder unter der Erde kann das schnell sehr aufwendig werden.
 
@F-Rob_S, genau was @Per schreibt. Du hast ja nicht nur den Bahnsteigsbereich, sondern vor und hinter dem Bahnsteig die Aufweitung des Gleiskörpers. Für Seitenbahnsteige brauchst Du wirklich nur den Platz für die Bahnsteige, für Mittelbahnsteige sehr viel mehr.

Unter der Erde kommen noch die Fähigkeiten der Tunnenbohrmaschinen hinzu, wenn Du nicht wie in Berlin üblich direkt unter der Straßendecke in offener Bauweise baust.
 
Die Stammstrecke der Berliner Hoch- und Untergrundbahn
(Teil 3 und Schluss)


Die Haltestelle Möckernbrücke, wie sie sich uns heute präsentiert, entstand 1937. Die alte Bahnhofshalle entsprach dem Siemens-Typenentwurf. Der "Naubau" ist eine Stahlbinderkonstruktion und wird von einem Fensterband belichtet. Dieses wiederum befindet sich auf einer mit Metall ausgefachten Sockelzone. Die Dachkonstruktion ist an den Enden abgewalmt.

Die Station bietet in die östliche wie auch in die westliche Blickrichtung interessante Blickfänge, wie auf den Fotos zu sehen. Vor allem der Blick nach Westen. Hier kommt die Strecke aus Richtung Gleisdreieck und passiert eine ehemalige Hausdurchfahrt am Tempelhofer Ufer, den die BVG zumindest stilistisch wiederhergestellt hat, nachdem im Zweiten Weltkriege das dortige Gebäude zerstört wurde. Anschließend überquert die Strecke die ehemalige Anhalter Bahn, heute ein Fußgängerweg, auch Anhalter Steg genannt - eine gusseiserne Schmiedekunst als erhaltene Reminiszenz an die große Eisenbahnvergangenheit jenes Ortes. Gleichzeitig fährt die U-Bahn hier parallel am Berliner Technikmuseum vorbei, dessen Rosinenbomber, eine C-47 von weiten schon die Gäste des Museums in luftiger Höhe begrüßt und von der U-Bahn aus ganz fabelhaft in Augenschein genommen werden kann. Kurz danach wird der Landwehrkanal über eine Fachwerkträgerbrücke gekreuzt, um dann die Haltestelle Möckernbrücke zu erreichen.

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Als die Stammstrecke erbaut wurde, existierte dort, wo sich heute die Haltestelle befindet, ein im wörtlichen Sinne Gleisdreieck. Schnell jedoch war die Strecke überlastet. Nach einem schweren Unfall im Jahre 1908, als ein Zug nach einer unzulässigen Signalüberfahrt dem anderen in die Flanke fuhr und mehrere Todesopfer zu beklagen waren, wurde das Gleisdreieck umgebaut zu einem Turmbahnhof.

Die erste (untere) Bahnsteighalle, eine Eisenrahmbinderkonstruktion wie bei den Hochbahnhöfen in der Schönhauser Allee, ist mit einem Satteldach verglast. Die Wände sind überwiegend mit Metallplatten ausgefacht. Im oberen Bereich jedoch sind schmale Fensterbänder eingefügt, welche die Halle belichten. Beide Bahnsteighallen sind mit zweiarmigen Treppen miteinander verbunden, die noch ihr bauzeitliches schmiedeeisernes Geländer besitzen. Die Treppenwände selbst sind mit hellblauer Keramik verblendet, die noch größtenteils aus der Erbauungszeit stammen.

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Einfahrt Linie 2 von Potsdamer Platz kommend.

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An der Linie 2 gelegen hat die 1902 eröffnete Haltestelle Bülowstraße eine bewegte Vergangenheit hinter sich. Dem Bau voraus ging ein Architektenwettbewerb, denn die Berliner Stadtväter wollten einen angemessen repräsentativen Bahnhof für ihre erste elektrische Hochbahn, die hier die Potsdamer Straße mit ihren vornehmen Wohnquartieren quert. Bruno Möhring überzeugte mit einem Entwurf im schönsten Jugendstil. Der Bahnhof wird getragen von steinernen Bogen, die in Höhe der Einfahrt von Pylonen mit spargelartigen Aufsätzen und figürlichen Schmuck eingerahmt werden.

Im Zweiten Weltkriege wurde die Station schwer beschädigt. In den Trümmern desselben gingen zahlreiche Verzierungen unwiederbringlich verloren. Dennoch wurde die Station rasch wieder in Betrieb genommen. Mit dem 13. August 1961, dem Tage des Mauerbaus, verlor die Haltestelle Bülowstraße ihre Bedeutung als wichtige Umsteigestation zur Potsdamer Straße, denn die Hochbahn fuhr nur noch bis zur Station Gleisdreieck - die Verbindung über Potsdamer Platz Richtung Pankow wurde durch den Stacheldraht getrennt. Folglich gingen die Fahrgastzahlen zurück, so dass die BVG im Jahre 1972 den Streckenabschnitt Nollendorfplatz-Bülowstraße-Gleisdreieck stillegte.

Ab dem Jahre 1977 jedoch kehrte wieder Leben in die Bahnsteighalle zurück. Zunächst wurde hier das sogenannte "U-Tropia" eröffnet - ein Mix aus Unterhaltung und Gastronomie; später zog der Türkische Basar ein. Auf dem Viadukt zwischen Bülowstraße und Nollendorfplatz pendelte bis 1991 eine Museumsstraßenbahn - ein Mitteleinstiegswagen vom Typ TM33. Danach wurde infolge des Mauerfalls und der Wiedervereinigung die alte Verbindung vom Nollendorfplatz über Bülowstraße Richtung Potsdamer Platz wieder aufgebaut und 1993 in Betrieb genommen.

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Den Hochbahnhof Nollendorfplatz schmückte einst eine sehr dominante Kuppel, die im Zweiten Weltkrieg zerstört wurde und 2002 durch eine abstrahierende, aber doch schmucklose Stahlkonstruktion ersetzt wurde. Hier endet die Hochbahnstrecke, bevor sie in Richtung Wittenbergplatz in einem Tunnel verschwindet.

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An dieser Stelle endet unsere Reise auf der ersten Berliner Hochbahnstrecke. Aber auch unter dem Straßenpflaster verbergen sich unzählige architektonische Bahnhofsschätze. Bei Gefallen und Interesse stelle ich diese in loser Folge ebenfalls gerne vor.

Mit besten Grüßen
Matthias
 
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Ich bin nun absolut nicht der Fotograph, weshalb mir diese Bilder fehlen: Aber vielleicht hat jemand die folgenden Orte im Archiv und mag sie beisteuern.

Bei der Station Möckernbrücke fehlt mir der aussergewöhnliche Zugang vom Tempelhofer Ufer per überdachtem Fußgängersteg. Generell ist das gesamte Wechselspiel der Stammstrecke mit dem Landwehrkanal sehr sehenswert, erinnert an die Wuppertaler Schwebebahn und die Wupper. Ein weiteres Highlight in diesem Kontext: Die gleichzeitige Überquerung von Landwehrkanal und Anhalter Steg vor dem Technikmuseum. Selbst im rudimentären Reststadium eine überraschende Konstruktion, die in jedem Anlagen-Thread als komplett unrealistisch durchfallen würde. Zu ihren Glanzzeiten muss diese Zufahrt zum Anhalter Bahnhof ein absolut beeindruckendes Beispiel der Ingeniereurskunst gewesen sein. Auch noch fehlend: Die Hausdurchfahrten zentrale Leitstelle BVG und Dennewitzstrasse.
 
@F-Rob_S, genau was @Per schreibt. Du hast ja nicht nur den Bahnsteigsbereich, sondern vor und hinter dem Bahnsteig die Aufweitung des Gleiskörpers. Für Seitenbahnsteige brauchst Du wirklich nur den Platz für die Bahnsteige, für Mittelbahnsteige sehr viel mehr.

Unter der Erde kommen noch die Fähigkeiten der Tunnenbohrmaschinen hinzu, wenn Du nicht wie in Berlin üblich direkt unter der Straßendecke in offener Bauweise baust.
Die U5 wurde aber im Bohrverfahren aufgefahren. Nur noch die Bahnhöfe und ein paar kritische Stellen wurden in offener Grube errichtet.
Helge
 
Die U5 wurde aber im Bohrverfahren aufgefahren. Nur noch die Bahnhöfe und ein paar kritische Stellen wurden in offener Grube errichtet.
Helge
Jedoch nur der Abschnitt Alexanderplatz - Hauptbahnhof. Der Berliner Untergrund ist für große Tiefenlagen, in denen solche Tunnelbohrmaschinen zum Einsatz kommen, nicht geeignet. Fast alle Untergrundbahnen Berlins sowie der S-Bahn-Nordsüd-Tunnel wurden in offener Bauweise errichtet.
 
Zwischen Kaulsdorf-Nord und Louis-Lewin-Straße ist die Bauweise der U5 sogar so offen, dass man sich den Deckel sparte ("Trogbauweise"). Genauso bei der U3 zwischen Krumme Lanke und Podbielskiallee.

Die Verlängerung der U5 zum Hauptbahnhof wurde gebohrt, weil die Gegend einfach zu dicht und vor allem historisch bebaut ist. Aufgrund schlufig-lehmigen Untergrundes der Hauptstadt übrigens, indem zuerst Unmengen Wasser eingeleitet wurden und dieses dann vereist wurde. Deshalb wurden für diese lächerlichen 2,2 km der Kanzler-U-Bahn auch unfassbare 525 Millionen Euro verbraten. Geld, das für das Schließen echter Lücken im Berliner U- und Straßenbahnnetz fehlte und fehlt. Ob die U-Bahn-Versprechen im Berliner Wahlkampf auch nur ansatzweise so sehr verfangen hätten, hätten die Berliner Wähler*innen nicht so krass im Kopfrechnen gepennt und mal nachgerechnet, wieviel Geld die im Wahlkampf versprochenen 171 km U-Bahnbau kosten? Ich schweife ab.
 
Gut das Du es erwähnst, es soll doch der große U-Bahnring kommen!
Ich hoffe, das man zumindest mal die U5 bis Turmstrasse weiter gebaut bekommt.
 
Gut das Du es erwähnst, es soll doch der große U-Bahnring kommen!
Von welchem Geld, das Berlin nicht hat? Welche Strassen, welche Brücken überlässt man dem Verfall, um die Milliarden locker zu machen? Oder vielleicht einfach keine Kitas? Oder keine Feuerwehr? Oder vielleicht Grundsteuer erhöhen, damit die unbezahlbaren Wohnungen noch teurer werden? Ach, ich sollte Trolle einfach ignorieren.
 
Ob die U-Bahn-Versprechen im Berliner Wahlkampf auch nur ansatzweise so sehr verfangen hätten, hätten die Berliner Wähler*innen nicht so krass im Kopfrechnen gepennt und mal nachgerechnet, wieviel Geld die im Wahlkampf versprochenen 171 km U-Bahnbau kosten?

Du bist dir sicher, dass du hier über andere Urteilen möchtest? Interessante Grundannahme während man anderen Dummheit unterstellt :D (ich hab die Schlüsselwörter mal hervorgehoben). Ick weiß nicht wer hier irgendwem was versprochen hat, aber du scheinst mir einige Eigenheiten unseres politischen Systems grundlegend missverstanden zu haben. Bist du dir sicher, dass du hier mit deinem Auftreten Politik betreiben willst?
 
Lieber @RoFra, hier geht es um Berliner U-Bahnen, nicht um Politik.

Um aber Deine Frage zu beantworten: Ich hege in der Tat absolut negative Sympathien für Menschen, die Populismus mit Politik verwechseln. Auf beiden Seiten des Wahlzettels. Ich verachte Politiker, die Sachen einfach versprechen, weil sie gerade populär sind, wohl wissend, dass sie nicht umsetzbar sind — und zwar querbeet von ganz links bis ganz rechts. Ich verzweifle an Menschen, die sich für unheimlich klug und politisch informiert halten, sich aber nicht mal die Mühe machen, die Plausibilität von Wahlversprechen zu hinterfragen. Aber wie gesagt: Das hat alles nichts mit U-Bahnen zu tun, worum es hier gehen will.


Mach doch einfach ein Thema in der Labberecke auf und sprich mich dort an, wenn Du off-topic diskutieren willst.
 
Um die Sache hier schnell wieder zu entschärfen, kehren wir zum Thema zurück und schauen uns den größten Umsteigebahnhof im Berliner Untergrundbahnnetz an: Wittenbergplatz!

Um gleich dem größten Missverständnis vorzubeugen: Die Station ist nicht nach der anhaltinischen Lutherstadt Wittenberg benannt, sonst müsste sie Wittenberger Platz heißen. Der namensgebende Platz wurde 1864 nach dem Preußischen General Friedrich Bogislav Emmanuel Tauentzien von Wittenberg benannt, dessen Namenszusatz "von Wittenberg" ihm jedoch anlässlich der Schlacht von Wittenberg während der Napoleonischen Befreiungskriege verliehen wurde.

Der großen Bedeutung der Station als wichtiger Umsteigebahnhof entsprechend, wurde ein großzügiges Empfangsgebäude errichtet, das, in der Sichtachse zur Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche liegend, einen repräsentativen Charakter tragen sollte. Der große Architekt Alfred Grenander schuf hier ein in seinem Grundriss dem Mausoleum der Gallia Placidia (erbaut 425 n Chr.) in Ravenna ähnelnden Bau, der außen mit Muschelkalk verkleidet und mit kupfergedeckten Satteldächern sowie im Zentrum mit einem ebenfalls kupfergedeckten Zeltdach versehen ist.

Gestaltung

Die Halle Empfangsgebäudes ist mit gelben Friesen aus Majolikplatten ausgestattet, die mit Rosetten und Akanthusblättern geschmückt sind. Gelb ist in der gesamten Halle die voherrschende Farbe. Im Sockelbereich der Wände befinden sich grüne Fliesen, während der anschließende Bereich derselben, bis zur Decke reichend, mit gelben Fliesen verblendet ist.

Die Zugänge zu den Bahnsteigen sind mit dekorierten Umwehrungsgittern versehen, die größtenteils noch aus der Erbauungszeit stammen. Direkt neben den Zugängen befinden sich auf Stützen ruhende Fahrtrichtungsanzeiger.

Zur fünfgleisigen Bahnsteighalle führen insgesamt sechs Treppen, die unter ein leicht geschwungenes Portal hindurchführen, dessen Podeste grün gefliest sind. Die Wände der Bahnsteighalle sind im Sockelbereich mit graubraunen Platten, im oberen Bereich mit hellgrauen Platten verblendet, die in fliederfarbene bzw. lindgrüne Pastelltöne changieren. Die Stationsschilder sind oval gehalten, deren Rahmen aus grünen Keramiken bestehen, während der Schriftzug ebenfalls mit Keramiken ausgeführt ist. Auch die Werbeflächen sind mit Keramiken umfliest.

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Dieses Bahnhofsschild ist ein Original, gleichwohl es nicht bei der Londoner Tube zu finden ist, sondern in Berlin. Zum 50. Geburtstag der Berliner Hoch-und Untergrundbahn im Jahre 1952 wurde von der "London Transport Exekutive" den Berliner Verkehrsbetrieben (BVG) dieses Geschenk überreicht. Seitdem ziert es den Bahnhof Wittenbergplatz und bereichert diese Station zusätzlich mit dieser Stilikone britischer Verkehrsgeschichte.

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Die Bahnsteige der Haltestelle Wittenbergplatz sind Richtungsbahnsteige: Vom nördlichen Gleis fahren die Züge sowohl nach Krumme Lanke als auch nach Uhlandstraße ab, während von der entgegengesetzten Bahnsteigkante die Züge nach Ruhleben ihre Fahrt aufnehmen.

An der Decke ist ein Oberlicht in Form einer Rundöffnung erkennbar, durch das Tageslicht scheint. Insgesamt sind vier dieser Rundöffnungen vorhanden. Die Decke ist mit Preußischen Kappen versehen, einer Bauform bestehend aus tonnenförmigen Gewölben.

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