Wie gewünscht schreibe ich noch ein paar Zeilen zum Umbau der 58.30. Bereits nach Erscheinen der Arnold-G12 hatte ich einen Umbau zur Reko-58 angefangen. Damals war geplant, die Lok aus dem Fahrwerk der 58 sowie Kessel und Führerhaus der 50.35 von Tillig zu bauen. Auch bei diesem Projekt war schon vorgesehen, den Antrieb in den Tender zu verlagern - sprich einfach den Tillig-Neubautender anzuhängen.
Gleich vorweg möchte ich aber darauf hinweisen, dass die Lok bei mir nur auf einem Bw-Diorame mit Radien >500mm zum Einsatz kommen wird. Inwieweit das ganze jetzt noch dauerhaft Betriebstauglich ist oder durch den R1 kommt, kann und möchte ich nicht testen.
Damals hatte ich eine 58 schon soweit geschlachtet, dass nur das Fahrwerk ohne Motor und Getriebe übrig geblieben war. Dann kam die Ankündigung der 58.30 von Saxonia und das ganze wurde erstmal beiseite gelegt.
Nachdem dieses Jahr die lang ersehnte 58.30 von Saxonia ausgeliefert wurde, machte sich bei mir leider Ernüchterung breit. Zwar ist das Oberteil der Lok sehr schön detailliert und filigran gefertigt, jedoch lässt das Fahrwerk doch viele Wünsche offen. Die Treibräder sind leider deutlich zu klein. Außerdem wollte der Tender so überhaupt nicht gefallen, die Drehgestelle sind sehr flach geformt und wirken sehr plastikhaft und auch der Kohlekasten stimmt von den Maßen leider gar nicht. Ergo wurde die Vorbestellung meinerseits storniert. Danach folgte ein Besuch auf der Hobby-Messe in Leipzig und da standen neue Bedruckungsvarianten in der Vitrine. Nach langem Überlegen und Anschauen vor Ort inkl. Prüfung auf geraden Sitz der Anbauteile zog dann doch eine Lok ins heimische Bw ein.
Ein Tendervergleich mit der Tillig Reko-50er lies die kurzzeitige Euphorie über die eigentlich doch ganz schöne 58.30 schnell wieder verfliegen. Ein weiterer Vergleich mit der Arnold-58 und der Kommentar meiner Freundin, dass die neue irgendwie doof aussieht, brachten das "Fass zum Überlaufen" :-D
Gleichzeitig reiften aber auch Gedanken nach dem Motto "aus 2 mach 1" und "man müsste doch können"...
Der angefangene Umbau wurde wieder vorgekramt und die Saxonia-Lok vorsichtig in ihre Einzelteile zerlegt. Beim Vergleich der Rahmen fiel dann auf, dass der Abstand von Zylindermitte und E-Achse beinahe gleich sind. Der Achsstand der Altbau ist jedoch im Vergleich zur Reko etwas gestreckt.
Also wurden die Rahmen jeweils zwischen Zylinder und A-Achse mit einer Eisensäge mit feinem Blatt getrennt und mit 2K-Kleber so wieder zusammengeklebt, dass der Abstand Zylindermitte <-> E-Achse wieder stimmt. Rahmenvorderteil mit Zylindern, Pufferbohle und Gehäusebefestigung stammen von der Reko, alles ab den Zylindern von der Altbau. Hierbei ist es wichtig, dass die Schnittkanten jeweils rechtwinklig sind, was mit meinen bescheidenen Werkzeugen gar nicht ganz einfach war. Ein Frästisch wäre hier sicher hilfreich. Nachdem Aushärten erfolgte der Zusammenbau des Fahrwerkes. Dabei habe ich die Achsen und Kuppelstangen der Altbau verwendet. Ebenfalls von der Albau stammt die Bodenplatte samt Stromabnahmeblechen und Bremsen.
Zylinder, Treibstangen, Steuerung und Steuerungsträger von der Reko passten zum Glück, die Kuppelbolzen ließen sich in die Treibachsen pressen, lediglich das Auge der Kuppelstange am Treibradsatz musste minimal aufgeweitet werden. Aufgrund des etwas gestreckten Achsstandes der Altbau sitzt die Treibachse etwas weiter vorn, sodass es nun um den vorderen Totpunkt sehr eng zu geht. Aber es läuft, das ist die Hauptsache. Damit der Steuerungsträger auf den Altbau-Rahmen passt, musste ich an den Federpaketen der C-Achse vorn etwas Material abfeilen.
Der Vorläufer ist eine Kombination aus Arnold und Saxonia. Der Rahmen des Vorläufers samt Deichsel stammt von der Reko, lediglich das Anlenkstück mit dem Schraubloch ist von der Altbau. In der Länge passend zusammengeklebt kann so die Befestigung in der Arnold-Bodenplatte weiterverwendet werden. Das Federblech ist ebenfalls von der Altbau, der Radsatz stammt von der Piko-93.
Nachdem das Fahrwerk auf Leichtlauf geprüft war, ging es mit dem Anpassen des Kessels weiter. Hier musste lediglich das Kesselunterteil im Bereich des Stehkessels bzw. Aschkastens bearbeitet werden, damit es über den recht massiven und breiten Getriebeblock der Altbau passt. Danach wurde das Oberteil mit Umlauf und Führerhaus probeweise aufgesetzt und zu meiner Überraschung sitzt es hinten fast spaltfrei mit dem Führerhausboden auf dem Altbau-Rahmen auf. Die Befestigungslöcher vom Altbau-Rahmen werden weiterverwendet, in den Führerhausboden wurden zwei Löcher gebohrt und das Oberteil hier mit zwei kleinen Schrauben fixiert. Am Rahmenvorderteil kommt die serienmäßige Schraube von Saxonia weiterhin ihrer Bestimmung nach.
Unter dem Führerhaus wurde gleich noch der unsäglich massive Schlusslaternenhalter durch einen aus Blech gebogenen ersetzt.
Etwas Kopfzerbrechen bereitete mir die Elektrik der Lok. Auf Gimmicks wie Führerstandsbeleuchtung, Feuerbüchsflackern und Triebwerksbeleuchtung kann ich verzichten, die Spitzenbeleuchtung sollte aber schon funktionieren. Nun ist es bei der Saxonialok so, dass die Platinen alle im Tender sitzen und von dort aus eine ganze Menge Lackdrähte in die Lok führen zu einer kleinen Leiterplatte in der Rauchkammer im Kesselunterteil, auf die wiederum Federkontakte des Kesseloberteils drücken von denen dann die o.g. LED mit Strom versorgt werden. Das sollte nach Möglichkeit beibehalten werden, allerdings flog die gesamte Tenderelektronik von Saxonia raus. Stattdessen sitzt nun im Kessel eine kleine Anschlussplatine von Fischer, an die eigentlich 3 Spitzenlichtlaternen angeschlossen werden können. Ich habe experimentiert und probiert und den Kontakt der Spitzenbeleuchtung auf EIN Anschlusspad der Fischer-Platine gelötet. Siehe da, alle 3 Lampen leuchten. Theoretisch könnte man auf die beiden freien Pads nun wahrscheinlich auch noch Führerstandslicht und Triebwerksbeleuchtung anschließen.
Wie bereits gesagt sitzt der Antrieb nun im Tender. Hierbei kommt ganz einfach und unkompliziert der Tillig-Triebtender zum Einsatz. Das Oberteil entstand aus einem Bausatz von MMC, welcher mir in Puncto Detailierung und Filigranität der Anbauteile besser gefällt als das Tillig-Oberteil. Die Beleuchtung erfolgt mit Fischer-Laternen.
Für die Verbindung von Lok und Tender musste eine neue Deichsel angefertigt werden, da auch ein nicht unerheblicher Höhenunterschied ausgeglichen werden musste. Dabei besteht das Vorderteil aus der abgeschnittenen Arnold-Deichsel, das Hinterteil aus dem bewährten Leiterplatte-mit-Öse-Teil von Tillig, jeweils passend abgelängt. Zum Höhenausgleich habe ich ein 2,5mm Evergreenteil dazwischen geklebt und das ganze mit einem 0,5mm Messingstift fixiert. Was den Lok-Tender-Abstand angeht bin ich wahrscheinlich an das absolute Minimum gegangen, viel Bewegungsfreiheit bleibt nicht mehr. Evtl. baue ich da später nochmal eine etwas längere Deichsel, sollte es auf dem Diorama zu Problemen oder Verklemmungen kommen. An die Leiterbahnen habe ich rechts und links jeweils die Kabel von den Stromabnehmern gelötet. Sicher eine etwas dilettantische Lösung, aber so bleiben Lok und Tender trennbar.
Während dieser Bericht geschrieben wurde, trocknete der Lack am Tenderoberteil noch, sodass vorerst nur die Lok gezeigt werden kann. Ein Bild mit Tender reiche ich noch nach.
Ich hoffe, ich habe den Umbau einigermaßen verstädnlich beschrieben. Falls noch Fragen offen sind, dann scheut euch nicht diese zu stellen.