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Lazarettzug

Zumal es ja eher (technisch) ein P-Zug ist, die wurden schon viel eher von der Lok aus gebremst. Warum die eigentlich sparsam Bahnverwaltungen ihre Neubauten dennoch mit Bremserhäuschen versahen? :nixweiss:
Die Handbremse hat man ja erst später nach innen verlegt.
 
Ich möchte hier mal noch etwas Wissen zur Zugbildung der Sanitätszüge in Epoche I beitragen.

Es wurde ja bereits einige sehr gute Literatur verlinkt. Von mir gibt's noch diese Empfehlung dazu:
"Die Deutschen Sanitätszüge im Kriege gegen Frankreich 1870/71", Herausgegeben von der Militär-Medizinal-Abtheilung des Königlich Preußischen Kriegsministeriums, 1871.
Gab es 1984 als Faksimile im Archiv-Verlag, Braunschweig. Ist antiquarisch problemlos erhältlich.


Aus dieser und weiteren Quellen zusammengefasste Infos:
  • Die Züge wurden von jedem Land separat gestellt. Preußen hatte sehr viele, die anderen Länder eher nur 1 bis 2 Züge. Es gab sowohl staatliche als auch privat ausgerüstete Züge, was sich auf die vorhandene Ausstattung auswirkte.
  • Die genaue Zusammenstellung variierte häufig, aktuelle Erkenntnisse führten spätestens alle paar Jahre zu einer Änderung in der Zugzusammenstellung.
  • Man muss sich für einen konkreten Zug bzw. ein konkretes Land und eine konkrete Zeit entscheiden, wenn man's genau machen will.
  • Die Züge fuhren nur(!) im eigenen Hinterland; in Front"nähe" wurden an zentralen Feldlazaretten Verwundete aufgenommen - diese Lazarette lagen stets in sicheren eigenen Gebieten, es gab also keinerlei militärische Gefahr für die Züge
  • Die aufgenommenen Verwundeten waren stets bereits erstversorgt und stabil; eine Zugfahrt stellte eine erhebliche körperliche Belastung dar - wer um sein Leben rang wurde nicht verladen, sondern weiter im Feldlazarett versorgt bis er starb oder transportfähig wurde. Die Züge dienten zur zahlenmäßigen Entlastung der Feldlazarette; es ging also darum möglichst viele Leute weg zu bringen die auf absehbare Zeit nicht wieder dienstfähig sein würden. Unterwegs konnte man aber eher eine mäßige Pflege leisten, keine wirkliche medizinische Behandlung.
  • Es gab Versuche mit OP-Wagen bzw. OP-Zelten (Sachsen), welche bei Bedarf neben einem Wagen aufgebaut werden konnten um größere Eingriffe durchzuführen. Wie oft das genutzt wurde und wie gut das funktionierte habe ich bislang nicht herausgefunden. Die Sachsen hatten jedenfalls sogar Dampfheizanschlüsse für diese Zelte vorgesehen. Entgegen mancher Gerüchte scheinen mir jegliche OPs während der Fahrt praktisch ausgeschlossen - alleine die Zugbewegungen dürften für mehr Schaden als Nutzen am Patienten gesorgt haben.


Generelle Richtlinien zum Rollmaterial:
  • 1 Zuglok
    • im 1. WK pr G7.1 als die Massen-Lok schlechthin; die Züge waren auf ihre Zugleistung ausgelegt
    • generell eher Güter- als Personenzuglok; man kam eh nicht schnell voran, musste aber viel schleppen; nur Schlepptenderloks aufgrund der größeren Vorräte
    • i.d.r. mit Dampfheizung für die Wagen (keine Öfen oder nur für Notfälle)
  • alle Wagen Zwei- oder Dreiachser; Vierachser hatte nur Württemberg (Danke @madas für die Korrektur)
  • 1 Küchenwagen und 1 Küchenvorratswagen
    • Küchenwagen teilw. ebenfalls aus 4.-Klasse-Durchgangswagen hergerichtet ("lange" Wagen)
    • ansonsten Küchenwagen aus kürzeren Wagen gebaut; dann evtl. noch ein dritter Wagen dazu (Küche auf zwei kurze Zweiachser verteilt statt einem langen Zweiachser)
    • Küchenwagen mit Fenster, liebe Tillig ;-) - die haben nicht im Dunkeln gekocht
    • Vorräte in einem G-Wagen (bis zu 15t Nahrung!) reichen bei 100 oder 200 Leuten über etliche Wochen. An großen dafür ausgelegten Bahnstationen im Hinterland ("Etappenstationen" der Militär- und Lazarettzüge) gab's bei Bedarf Nachschub. Da braucht man gar nicht sooo viel mitnehmen. Wirklich autark musste man nur sein, wenn man für ein, zwei Wochen frontnah Verwundete aufnahm oder wenn man mal zwei Tage lang in der Pampa herumstand, weil man nicht voran kam. Wasser gibt's auch immer unterwegs, da braucht man allenfalls ein, zwei Tage Vorrat - ansonsten hat man mit der Lok mehr Probleme als mit den Menschen 😉
    • die Wagen sollten derselben Bahnverwaltung angehören wie die Personenwagen, Lok etc.
  • max 1 Kohlevorratswagen
    • Wie beim Wasser: gibt es immer und überall, sonst steht man eh ohne Lok da. Teilweise schien der Brennstoff direkt in den Wagen zu lagern und auf einen extra Vorratswagen wurde ganz verzichtet.
    • Es gab nur manchmal Öfen in den Wagen - wenn, dann auch eher als Not-Option. Dampfheizung ist sparsamer, macht weniger Arbeit (die sollten mit sauberen Händen Verwundete versorgen und nicht in der Kohle wühlen!) und ist weniger gefährlich (Feuer).
    • Nur die Küche brauchte nennenswert Brennstoff. Der passte ggf. mit in den Küchenvorratswagen.
  • i.d.R. kein Packwagen
    • Wozu auch? "Zugführer" und Offiziere (teils dieselbe Person) waren in Offizierswagen untergebracht; zu packen gab es nichts; gebremst wurde mit Druckluft.
  • Personenwagen in verschiedenen Zwecken
    • Nach 1890 waren praktisch alle diese Wagen, mindestens in Preußen und Sachsen, Durchgangswagen 4. Klasse welche ausschließlich zu diesem Zweck beschafft worden waren. Die liefen in Friedenszeiten als 4. Klasse oft im Vorort-Verkehr, waren aber primär auf Forderungen des Militärs hin geschaffen worden. Die 1. bis 3. Klasse kam dafür kaum oder gar nicht in Frage, da die minimalistische Inneneinrichtung der Wagen im Kriegsfall schnell entfernt und durch die eingelagerten Lazaretteinbauten ersetzt werden musste.
    • Die Züge waren zumeist sortenrein; d.h. es gab wirklich nur eine oder höchstens zwei Personenwagentypen im Zug; das machte vieles leichter als bunte Mischungen
    • Preußen hatte z.B. Di 91 (Digitalzentrale / von @Grischan) oder Tilligs/BTTBs Di Pr 91a und später die Dreiachser (Tillig 16032 etc.)
    • Sachsen hatte Wagen der lfd. Nr 183 u.ä. (ehemals MMM-Bausatz), später Di Sa 09 (DNA-Modell) - beide kamen im 1. WK massenhaft zum Einsatz
    • Bei früheren Zügen (nur vor 1. WK) kamen teils auch reine G-Wagen zum Einsatz, welche behelfsmäßig umgerüstet wurden.
    • Alles andere - bis hin zu O-Wagen mit Strohsäcken drin - wurde in extremen Notlagen natürlich auch mal genutzt, um Verwundete zu transportieren, das fällt aber "Improvisation unter akuter Todesgefahr" und nicht unter "Lazarettzüge". Sowas fuhr mal ausnahmsweise von Frontnähe rückwärts, in der Hoffnung schnellstmöglich bessere Bedingungen zu finden, aber nicht als regulär geplanter Versorgungszug.
    • 1 bis 2 Wagen für höheres Begleitpersonal, d.h. militärische Offiziere (oft auch in der Rolle des Zugkommandanten oder Zugführers) sowie Ärzte
    • 2 oder mehr Wagen für das niedere Begleitpersonal (Pfleger, Küchenkräfte etc.)
    • separater Wagen für weibliches Personal (Schwestern - Küche war eher Männersache) - diese füllten eine wichtige Lücke, da männliches Personal Mangelware war (Kriegsdienst); man hat dennoch wo möglich darauf verzichtet, da weibliches Personal gemäß der Sittlichkeitsvorstellungen einen eigenen Unterkunftswagen benötigte und somit einen Krankenwagen weniger bedeutete
    • 1 bis 2 Offizierskrankenwagen mit gehobener Ausstattung (z.B. Einzelbetten statt zwei Liegen übereinander)
    • so viele Krankenwagen / Mannschaftskrankenwagen, wie die Lok jetzt noch ziehen konnte. Zur Orientierung: Gesamtzahl 30 bis 40 Wagen. Man hat die Schlepptafeln gnadenlos ausgereizt, jeder Wagen bedeutete immerhin Platz für 6 bis 8 Leute (je nach Zeitalter)


So, und nun baut bitte alle fleißig Lazarettzüge und zeigt eure Ergebnisse!

Ich habe mich aus historischem Interesse zwar damit befasst, hege derzeit aber keine Pläne, einen zu bauen. Zu viele Projekte.



Ergänzung: @FD851 hat sich ebenfalls mit Lazarett-Zügen beschäftigt. Seine Angaben weichen teilweise ab, daher nutzt die Chance und lest hier: https://www.tt-board.de/forum/threads/palaver-zu-den-laz-zuegen.53198/#post-1035001
 
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Ich möchte hier mal noch etwas Wissen zur Zugbildung der Sanitätszüge in Epoche I beitragen.

Es wurde ja bereits einige sehr gute Literatur verlinkt. Von mir gibt's noch diese Empfehlung dazu:
"Die Deutschen Sanitätszüge im Kriege gegen Frankreich 1870/71", Herausgegeben von der Militär-Medizinal-Abtheilung des Königlich Preußischen Kriegsministeriums, 1871.
Gab es 1984 als Faksimile im Archiv-Verlag, Braunschweig. Ist antiquarisch problemlos erhältlich.


Aus dieser und weiteren Quellen zusammengefasste Infos:
  • Die Züge wurden von jedem Land separat gestellt. Preußen hatte sehr viele, die anderen Länder eher nur 1 bis 2 Züge. Es gab sowohl staatliche als auch privat ausgerüstete Züge, was sich auf die vorhandene Ausstattung auswirkte.
  • Die genaue Zusammenstellung variierte häufig, aktuelle Erkenntnisse führten spätestens alle paar Jahre zu einer Änderung in der Zugzusammenstellung.
  • Man muss sich für einen konkreten Zug bzw. ein konkretes Land und eine konkrete Zeit entscheiden, wenn man's genau machen will.
  • Die Züge fuhren nur(!) im eigenen Hinterland; in Front"nähe" wurden an zentralen Feldlazaretten Verwundete aufgenommen - diese Lazarette lagen stets in sicheren eigenen Gebieten, es gab also keinerlei militärische Gefahr für die Züge
  • Die aufgenommenen Verwundeten waren stets bereits erstversorgt und stabil; eine Zugfahrt stellte eine erhebliche körperliche Belastung dar - wer um sein Leben rang wurde nicht verladen, sondern weiter im Feldlazarett versorgt bis er starb oder transportfähig wurde. Die Züge dienten zur zahlenmäßigen Entlastung der Feldlazarette; es ging also darum möglichst viele Leute weg zu bringen die auf absehbare Zeit nicht wieder dienstfähig sein würden. Unterwegs konnte man aber eher eine mäßige Pflege leisten, keine wirkliche medizinische Behandlung.
  • Es gab Versuche mit OP-Wagen bzw. OP-Zelten (Sachsen), welche bei Bedarf neben einem Wagen aufgebaut werden konnten um größere Eingriffe durchzuführen. Wie oft das genutzt wurde und wie gut das funktionierte habe ich bislang nicht herausgefunden. Die Sachsen hatten jedenfalls sogar Dampfheizanschlüsse für diese Zelte vorgesehen. Entgegen mancher Gerüchte scheinen mir jegliche OPs während der Fahrt praktisch ausgeschlossen - alleine die Zugbewegungen dürften für mehr Schaden als Nutzen am Patienten gesorgt haben.


Generelle Richtlinien zum Rollmaterial:
  • 1 Zuglok
    • im 1. WK pr G7.1 als die Massen-Lok schlechthin; die Züge waren auf ihre Zugleistung ausgelegt
    • generell eher Güter- als Personenzuglok; man kam eh nicht schnell voran, musste aber viel schleppen; nur Schlepptenderloks aufgrund der größeren Vorräte
    • i.d.r. mit Dampfheizung für die Wagen (keine Öfen oder nur für Notfälle)
  • alle Wagen Zweiachser; Vierachser hatte nur Württemberg
  • 1 Küchenwagen und 1 Küchenvorratswagen
    • Küchenwagen teilw. ebenfalls aus 4.-Klasse-Durchgangswagen hergerichtet ("lange" Wagen)
    • ansonsten Küchenwagen aus kürzeren Wagen gebaut; dann evtl. noch ein dritter Wagen dazu (Küche auf zwei kurze Zweiachser verteilt statt einem langen Zweiachser)
    • Küchenwagen mit Fenster, liebe Tillig ;-) - die haben nicht im Dunkeln gekocht
    • Vorräte in einem G-Wagen (bis zu 15t Nahrung!) reichen bei 100 oder 200 Leuten über etliche Wochen. An großen dafür ausgelegten Bahnstationen im Hinterland ("Etappenstationen" der Militär- und Lazarettzüge) gab's bei Bedarf Nachschub. Da braucht man gar nicht sooo viel mitnehmen. Wirklich autark musste man nur sein, wenn man für ein, zwei Wochen frontnah Verwundete aufnahm oder wenn man mal zwei Tage lang in der Pampa herumstand, weil man nicht voran kam. Wasser gibt's auch immer unterwegs, da braucht man allenfalls ein, zwei Tage Vorrat - ansonsten hat man mit der Lok mehr Probleme als mit den Menschen 😉
    • die Wagen sollten derselben Bahnverwaltung angehören wie die Personenwagen, Lok etc.
  • max 1 Kohlevorratswagen
    • Wie beim Wasser: gibt es immer und überall, sonst steht man eh ohne Lok da. Teilweise schien der Brennstoff direkt in den Wagen zu lagern und auf einen extra Vorratswagen wurde ganz verzichtet.
    • Es gab nur manchmal Öfen in den Wagen - wenn, dann auch eher als Not-Option. Dampfheizung ist sparsamer, macht weniger Arbeit (die sollten mit sauberen Händen Verwundete versorgen und nicht in der Kohle wühlen!) und ist weniger gefährlich (Feuer).
    • Nur die Küche brauchte nennenswert Brennstoff. Der passte ggf. mit in den Küchenvorratswagen.
  • i.d.R. kein Packwagen
    • Wozu auch? "Zugführer" und Offiziere (teils dieselbe Person) waren in Offizierswagen untergebracht; zu packen gab es nichts; gebremst wurde mit Druckluft.
  • Personenwagen in verschiedenen Zwecken
    • Nach 1890 waren praktisch alle diese Wagen, mindestens in Preußen und Sachsen, Durchgangswagen 4. Klasse welche ausschließlich zu diesem Zweck beschafft worden waren. Die liefen in Friedenszeiten als 4. Klasse oft im Vorort-Verkehr, waren aber primär auf Forderungen des Militärs hin geschaffen worden. Die 1. bis 3. Klasse kam dafür kaum oder gar nicht in Frage, da die minimalistische Inneneinrichtung der Wagen im Kriegsfall schnell entfernt und durch die eingelagerten Lazaretteinbauten ersetzt werden musste.
    • Die Züge waren zumeist sortenrein; d.h. es gab wirklich nur eine oder höchstens zwei Personenwagentypen im Zug; das machte vieles leichter als bunte Mischungen
    • Preußen hatte z.B. Di 91 (Digitalzentrale / von @Grischan) und später die Dreiachser (Tillig 16032 etc.)
    • Sachsen hatte Wagen der lfd. Nr 183 u.ä. (ehemals MMM-Bausatz), später Di Sa 09 (DNA-Modell) - beide kamen im 1. WK massenhaft zum Einsatz
    • Bei früheren Zügen (nur vor 1. WK) kamen teils auch reine G-Wagen zum Einsatz, welche behelfsmäßig umgerüstet wurden.
    • Alles andere - bis hin zu O-Wagen mit Strohsäcken drin - wurde in extremen Notlagen natürlich auch mal genutzt, um Verwundete zu transportieren, das fällt aber "Improvisation unter akuter Todesgefahr" und nicht unter "Lazarettzüge". Sowas fuhr mal ausnahmsweise von Frontnähe rückwärts, in der Hoffnung schnellstmöglich bessere Bedingungen zu finden, aber nicht als regulär geplanter Versorgungszug.
    • 1 bis 2 Wagen für höheres Begleitpersonal, d.h. militärische Offiziere (oft auch in der Rolle des Zugkommandanten oder Zugführers) sowie Ärzte
    • 2 oder mehr Wagen für das niedere Begleitpersonal (Pfleger, Küchenkräfte etc.)
    • separater Wagen für weibliches Personal (Schwestern - Küche war eher Männersache) - diese füllten eine wichtige Lücke, da männliches Personal Mangelware war (Kriegsdienst); man hat dennoch wo möglich darauf verzichtet, da weibliches Personal gemäß der Sittlichkeitsvorstellungen einen eigenen Unterkunftswagen benötigte und somit einen Krankenwagen weniger bedeutete
    • 1 bis 2 Offizierskrankenwagen mit gehobener Ausstattung (z.B. Einzelbetten statt zwei Liegen übereinander)
    • so viele Krankenwagen / Mannschaftskrankenwagen, wie die Lok jetzt noch ziehen konnte. Zur Orientierung: Gesamtzahl 30 bis 40 Wagen. Man hat die Schlepptafeln gnadenlos ausgereizt, jeder Wagen bedeutete immerhin Platz für 6 bis 8 Leute (je nach Zeitalter)


So, und nun baut bitte alle fleißig Lazarettzüge und zeigt eure Ergebnisse!

Ich habe mich aus historischem Interesse zwar damit befasst, hege derzeit aber keine Pläne, einen zu bauen. Zu viele Projekte.



Ergänzung: @FD851 hat sich ebenfalls mit Lazarett-Zügen beschäftigt. Seine Angaben weichen teilweise ab, daher nutzt die Chance und lest hier: https://www.tt-board.de/forum/threads/palaver-zu-den-laz-zuegen.53198/#post-1035001
„Alle Wagen 2-achsig“

Schaut hier auf den Postkarten anders aus. Da gibt es 3-Achser.

 
Du hast recht. Ich muss korrigieren auf "Alle Wagen 2- oder 3-achsig".
Hatte die Tillig-Di ja selbst erwähnt :baseball:
Die entscheidende Info sollte sein: Es kamen keine Drehgestellwagen zum Einsatz (außer Württemberg).


Dein Link ist übrigens generell spannend! Da gibt es viele Fotos zu sehen, auch Innenansichten von Wagen. Ich selbst habe neben der gedruckten Literatur auch eine Fotosammlung von (primär Sächsischen) Lazarettwagen, darf diese aber leider nicht online zeigen. Da findet man viele Details heraus, wenn man etwas Bestimmtes wissen will.
 
Warum kamen keine Drehgestellwagen zum Einsatz - außer Würtemberg?
>>> die Würtemberger 4-Achser waren amerikanischer Bauart, d.h. offene Bühnen und Stirnwandtüren... Die ansonsten üblichen Drehgestellwagen (Abteilwagen bzw. Seitengangwagen) waren ungeeignet, weil das Ein- und Ausladen der liegend zu Transportierenden aufgrund der Platzverhältnisse in den Einstiegräumen nicht möglich war.
>>> die als Bettenwagen im WK1 verwendeten 2-Achser hatten umlegbare Gitter an den Stirnwänden und verbreiterte Stirnwandtüren
>>> bei den im WK2 vorrangig verwendeten C4i waren die Mittelpfosten der Doppeltüren abklappbar
>>> bei den in der DDR als Bettenwagen verwendeten Bghw waren umfangreiche Änderungen im Einstiegsbereich erforderlich, bei den späteren Bmh-Bettenwagen konnte ebenfalls der Mittelpfosten der Doppeltüren entfernt werden.

Die im WK1 verwendeten 3-Achser waren üblicher weise pro Laz-Zug 3 Wagen:
- der Chefarztwagen (zugleich Zugkommandant)
- der Arztwagen
- der Zahlmeisterwagen (heute "Spieß-Wagen).
Verwendet wurden BC-Wagen: Der Teil mit geschlossenem Einstieg und Seitengang diente als Unterkunftsbereich, der mit offenem Einstieg und "Großraumabteil" als Arbeits- bzw. Behandlungsraum.

Im WK1 wurden tatsächlich Di-Wagen als Küchenwagen verwendet, weil der Übergang zu anderen Wagen gegeben sein musste...
Ab dem WK2 wurden als Küchenwagen Pw4i bzw. Pw4ü verwendet, da nur dort der für den Betrieb der Dampfkochkessel erforderliche ND-Dampferzeuger mit untergebracht werden konnte.

Schraube verneint die Notwendigkeit der Mitführung der Packwagens. Wenn man den Pw als "Gepäckwagen" versteht, wird der tatsächlich nicht benötigt. Aber: Später trug dieser Wagen die Bezeichnung "Vorratswagen". In ihm wurde (Bett)-Wäsche, Verbands- und Verbrauchsmaterial mitgeführt. Das musste nicht zwingend ein Pw sein, sondern alternativ ein G-Wagen.

Weiterhin notwendige Sonderwagen waren ein Unterkunftswagen für das wagentechnische Zugpersonal (Zugführer, Wagenmeister, Fahrzeugschlosser) und ein weiterer Unterkunftswagen für das militärische Bewacherkommando.

Die nicht der Reisezug-Sektor zugehörigen Wagen mussten mit einer durchgehenden Heizleitung ausgerüstet sein. Außerdem war eine einzelne Dampflok a la G7.1 keinesfalls allein in der Lage, einen aus mehr als 30 Wagen bestehenden Laz-Zug zu beheizen, so dass autarke Heizungen zumindest der Bettenwagen oderder Einsatz von zusätzlichen Heizwagen unumgänglich war.

FD851
 
Wunderbar, so kommen aus verschiedensten Quellen doch einige Infos zusammen!

Meine Literatur (s.o.) spricht da teilweise von anderen Zugzusammenstellungen, aber auch diese ist allenfalls ein Ausschnitt des Ganzen und bei 89(?) deutschen Lazarettzügen im ersten Weltkrieg (inkl. Hilfslazarettzügen) und 4 Jahren Kriegszeit mag es da vielfältige Änderungen gegeben haben.
Zumal eben jedes Land seine eigenen Züge unterhielt - Sachsen sah da schon wieder ganz anders aus als Preußen, die Bayern haben eh ihr eigenes Süppchen gekocht und vom Rest hat nicht mal meine Literatur viel Ahnung. Ich sowieso nicht.

Freut mich, dass hier so viel Wissen zusammenkommt! "Fertig" werden wir mit dem Thema zwar bestimmt nicht, aber ich bin sicher es hilft jedem thematisch interessierten Leser weiter und fügt neue Puzzlestücke hinzu.
 
Welche Wagen-Typen dürfte man denn als Mannschafts- bzw. Offizierskrankenwagen benutzen?
Auf Bildern findet man für die Mannschaften sehr häufig nur die Di pr 94. Gab es diese überhaupt schon mal für TT?
 
Der Standardwagen in den preussischen Lazarettzügen dürfte der pr Di 91 (Bildlink) gewesen sein. Dieser Wagen wurde aus den Erfahrungen des Kriegs gegen Frankreich extra Lazarettzugtauglich konzipiert und konnte schnell umgebaut werden, um Liegen aufzunehmen. Die entsprechenden Zeichnungen sind sogar in den Normalien enthalten. So findet es sich auch in meiner Literatur.
Den oben verlinkten Wagen gibt es bisher nur als Bausatz der Digitalzentrale.
 
Das Bild in #89 hat es mir doch ein wenig angetan, und ich habe mal meinen Zug umsortiert und die 3-Achser durch ein paar 2-Achser 4.Klasse ersetzt. Natürlich ist das auch wieder nicht der richtige Wagen, aber offene Bühnen und Oberlichter gibt es nunmal nicht für kleines Geld. Ich bin ja fast geneigt, noch ein paar Wagen nachzukaufen. Die Kreuze müssten dann aber per Aufkleber drauf, damit man es zurückrüsten kann.

01.jpg
 
Was wurde eigentlich im Klappdeckel-Wagen transportiert? Und warum gleich hinter der Lok? Die Gebeine der Toten, die während der Fahrt gleich krematiert wurden? Fragen über Fragen. (Nicht so ernst nehmen, heute ist's warm)

Sieht wieder gut aus, weiter so.:)
 
Ich tippe auf Brennmaterial für die Öfen der einzelnen Wagen dahinter.

IoreDM3
 
Ich habe mich mal versucht weiter anzunähern...

1. Packwagen
2. Chefarztwagen
3. Arztwagen
4+5. Aufenthaltswagen für Pflegepersonal
6. bis x Patientenwagen
x+1 Küchenwagen
Rest Vorratswagen

Ein Heizwagen wäre noch schön. Aber woher nehmen?
 

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Vierachsige Heizwagen?
 
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