Guten Abend,
Stimmt Vorschläge waren viele dabei, nur hat mir noch nichts so richtig zugesagt sorry.
Es gibt nichts, wofuer man sich entschuldigen muss. Eine Findung dauert seine Zeit. Und das muss so sein, denn immerhin steht man vor einem Projekt, welches Zeit, Geld, Raum und Phantasie benoetigt. Das kann auch schon einmal Jahre dauern! Vor allem, wenn man mit dem Ergebnis leben moechte bzw. muss. Ich gehe bei meiner eigenen Planung mit dem kommenden Monat ins 3. Planungsjahr ... aber ich bin auch ziemlich langsam in solchen Dingen.
Koennte es sein, dass wir das Pferd falsch herum aufzaeumen?
Wie komme ich dazu? Vor kurzem habe ich das MIBA-Heft "Anlagen-Planung für vorbildgerechten Modellbahn-Betrieb" von Otto O. Kurbjuweit gekauft. Ich bin mir sicher, dass dieses Heft sehr kontrovers und kritisch diskutiert werden kann und einige Ansichten fuer den Einen oder Anderen in Zweifel gezogen werden koennen. ABER hat mich dieses Heft dennoch sehr zum Nachdenken gebracht.
So fragt er: Was macht eine gute Anlage aus? Er beantwortet diese Frage mit: Identitaet, Aufgabe und Funktion, Betriebliche Konzeption, Realismus und Glaubwuerdigkeit sowie Atmosphaere.
Wenn man insich geht und darueber nachdenkt, muss man zugestehen, dass der Mann Recht hat! Doch was versteht man darunter und wie erreicht man es? Nun dazu wuerde ich empfehlen, das Heft zu kaufen. Ich persoenlich finde das Geld gut angelegt.
Parallel dazu koennten wir versuchen, nicht irgendeinen Gleisplan aus seiner Umgebung herauszureissen und zurechtzufriemeln, sondern Deinem (und nur DEINEM) Projekt Identitaet, Aufgabe, Funktion und den ganzen Rest einzuhauchen. Und zwar in einem Maße, dass Du sagen kannst: Ja mei, da schiessn die Saupreiss'n doch schnella als mia!
Wie koennte man denn anfangen? Nun, erst einmal: Keine Ahnung (darum interessiere ich mich ja selbst dafuer!) Ich wuerde (wie im Heft) mit dem Punkt "Identitaet" beginnen. Das bedeutet, folgende Fragen zu beantworten:
1) In welcher Landschaft soll der Bahnhof liegen? Hochgebirge? Kueste? Oder irgendwo dazwischen?
2) Welcher Zeitraum soll dargestellt werden?
3) Wie sieht es mit der Wirtschaftsstruktur aus? Welche Industrien exisiteren, welche Waren werden benoetigt, welche hergestellt?
4) Wie soll der Bahnhof heissen? Wie heissen markante Gelaendeabschnitte?
Ich glaube, diese Nebensaechlichkeiten sind der erste notwendige Schritt, um sich mit seinem Projekt zu identifizieren.
Ich kann nicht sagen, ob dieser Weg zielfuehrend ist.
Aber kann es schaden, es zu versuchen?
Ich bitte um Entschuldigung, wenn ich zu sehr ins Detail gehe und zuviel von mir schwaerme. Es ist nur so, dass ich zur Zeit bei meinem Projekt dieselbe Phase durchlebe und deshalb dieses Thema als unheimlich spannend empfinde. Seit einiger Zeit bin ich dabei, "meinen" Bahnhof in eine eigene Welt einzubetten. Ihm einen Sinn zu geben. Verbal schaut das so aus - keine Angst, das ist nur ein Ausschnitt - wenn auch ein groesserer:
"Die Landgrafen von Cronau standen zu keinem Zeitpunkt im Rampenlicht der Geschichte. Sie erwarben sich keinen Ruhm auf den Schlachtfeldern und vermochten auch sonst, sich von den Ruhm- und Herrschsüchtigen der Epochen fernzuhalten. So blieb ihre kleine verträumte Landgrafschaft von den Wirren der Zeit verschont und konnte nur von den Historikern gefunden werden, die wussten, wonach sie suchen sollten.
Die Landgrafschaft Cronau erstreckte sich zum großen Teil auf die ca. 500 qkm große Cronauer Buntsandsteinplatte, die von den Flüssen Holdau im Westen und Rona im Osten, dem Mittelburger Lößgebiet im Norden und der Frunsauer Senke im Süden eingegrenzt wird. Obwohl die Cronauer Buntsandsteinplatte relativ homogen erscheint, weist sie eine Anzahl bedeutender Störungszonen auf. Die Magmaintrusionen von Waldmühl sind beachtenswerte Beispiele.
Während der nördliche und südliche Teil der Platte stärkeren Plateaucharakter aufweist, sind vor allem die mittleren Abschnitte durch zahlreiche Flüsse stark gegliedert und dicht bewaldet.
Die Landgrafschaft Cronau galt lange Zeit als landwirtschaftlich geprägtes Gebiet. Die industrieller Entwicklung begann in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts relativ spät und wurde durch den Visionär Landgraf Franz von Cronau und Rona aktiv gefördert. Im Jahre 1859 wurde die erste Eisenbahnstrecke durch das Rona-Tal erbaut. Damit war Cronau für die Welt - und die Welt für Cronau erreichbar.
Die wenigen, aber qualitativ hochwertigen Cronauer Produkte eroberten rasch ihren Platz auf den regionalen Märkten. Der Handel erfuhr einen Aufschwung; der Lebensstandard begann zu steigen. In den 60er Jahren des 19. Jahrhunderts wurde die Bahnlinie Mittelburg-Wiesenburg-Cronau erbaut und Anfang der 70er Jahre nach Frunsau verlängert. "
Vielleicht bin ich selbst nur vertraeumt ... aber vor meinem inneren Auge formt sich eine Landschaft - und irgendwo in dieser Landschaft wird "mein" Bahnhof liegen. Ist das nicht grossartig? Es wurde noch kein Gleisplan erstellt. Und ich weiss schon, dass es Sandsteinbrueche geben koennte. Oder Schotterwerke. Oder Saegewerke. Oder landwirtschaftliche Produkte zu transportieren gibt. Das es Waelder gibt. Und es durchaus auch ein wenig zerklueftet werden kann. Und das es eine Geschichte gibt, die daran Schuld sein wird, dass mein Bahnhof so werden wird, wie er werden wird?
Jetzt ist es doch ein wenig laenger geworden. Ich bitte es, lediglich als eine Anregung zu nehmen. Als moeglichen Weg, der vielleicht zu einem Ziel fuehrt?
Dhyani