Wanderung auf der Siemensbahn
Einige Kollegen der S-Bahn begaben sich am 17. Juli 2025 im Rahmen eines Team-Treffens auf Wanderschaft, um die - nach wie vor -
nicht stillgelegte Siemensbahn zu erkunden. Im Folgenden einige Impressionen, die mit ein paar Informationen zur Geschichte der Bahn ergänzt sind.
Bahnhof Gartenfeld
Die als "Siemensbahn" bezeichnete Strecke nimmt im Bahnhof Jungfernheide (km 0,0) ihren Ausgang und endet im Bahnhof Gartenfeld (km 4,5). Dazwischen befinden sich die beiden Haltepunkte Wernerwerk (km 1,4) und Siemensstadt (km 3,1).

Bereits im Jahre 1905 ließ der Siemens-Konzern für seine Mitarbeiter an der Strecke der Lehrter- und Hamburger Bahn zwischen Jungfernheide und Spandau den firmeneigenen Haltepunkt Fürstenbrunn (später Siemensstadt-Fürstenbrunn) errichten. Die Fahrgastzahlen waren beachtlich, doch lag die Station abseits des Werkgeländes. 1925 verhandelte der Konzern mit der Deutschen-Reichsbahn-Gesellschaft (DRG) über den Bau einer neuen Strecke, die quasi mitten durchs Werkgelände führen sollte. Den Bau sowie die Ausrüstung der Strecke übernahm die firmeneigene Siemens-Bauunion. Die DRG sollte lediglich den Betrieb auf der Strecke durchführen.
Nach zwei Jahren Bauzeit konnte die Strecke am 18.12.1929 in Betrieb genommen werden. Die Fahrgastzahlen waren so hoch, dass in den Spitzenzeiten des Tages im Fünf-Minuten-Takt gefahren wurde. Die eingesetzten Zuggruppen verkehrten von Gartenfeld über Jungfernheide, der Ringbahn bis nach Neukölln bzw. Papestraße (Ring).
Im Zweiten Weltkriege wurde die Spreebrücke hinter dem Bahnhof Jungfernheide zerstört. Am 17. September 1945 konnte durch die Errichtung einer Behelfsbrücke der Verkehr auf der Siemensbahn wieder aufgenommen werden, doch wurde das zweite Gleis als Reparationsleistung von den Russen abgebaut. Erst am 03.12.1956 konnte das zweite Gleis wieder in Betrieb genommen werden.
Doch die Fahrgastzahlen konnten nicht mehr an die Vorkriegszahlen heranreichen. Durch die politisch instabile Lage in West-Berlin verlegte der Siemens-Konzern 1949 seine Firmenzentrale nach Westdeutschland. Somit verzeichnete die Siemensbahn die geringsten Fahrgastzahlen im Netz der Berliner S-Bahn. Die Zuggruppen verkehrten nunmehr zwischen Gartenfeld und Jungfernheide/Beusselstraße. Nach dem Mauerbau schrumpften die Zahlen nochmals, so dass die fast leeren Züge nur noch im 20-Minuten-Takt fuhren.
... zwischen Siemensstadt und Wernerwerk
Haltepunkt Wernerwerk
Als die Reichsbahner in West-Berlin in den Streik traten, verkehrten auf der Siemensbahn am 17. September 1980 letztmalig Züge der Berliner S-Bahn. Nach der Beendigung des Streiks wurde der Verkehr nicht wieder aufgenommen. Eine Stilllegung der Strecke jedoch fand nie statt, so dass nach aktuellen Planungen im Dezember 2029 der Verkehr auf der Siemensbahn wieder aufgenommen werden soll.
... zwischen Wernerwerk und Jungfernheide
... passendes Graffiti - entdeckt im Haltepunkt Wernerwerk
ENDE