So kompliziert? Ich hätte die kühne IBW als EW beschrieben, deren geraden Zweig kurz nach der Verzweigung zufällig mit dem selben Radius in die selbe Richtung abbiegt, wie der eigentliche gebogene Strang (der EW).
Falsche laienhafte Annahme/Beschreibung - ?
Falsch eigentlich nur darin, was Du - so wie ich es verstehe - hier als Zufall siehst. Zwischen Stamm- und Zweiggleisradius einer Bogenweiche gibt es - jedenfalls bei der großen Eisenbahn - nämlich immer eine Abhängigkeit. Die kommt daher, dass eine Bogenweiche nichts weiter ist, als eine gebogene einfache Weiche.
Vielleicht wird es anhand der beigefügten Skizzen etwas deutlicher. Wir sehen hier die zwei gängigen Varianten der einfachen Weiche, links die mit Bogenherzstück, rechts die mit geradem Herzstück. Oben zunächst die Prinzipdarstellung.
WA: Weichenanfang
BA: Bogenanfang
WE: Weichenende
BE: Bogenende
r0: Zweiggleisradius der Grundform
Der Unterschied dürfte zu erkennen sein.
In der zweiten Zeile sieht man die Symbole, wie sie auch in Gleisplänen Verwendung finden.
lw: Weichenlänge
lt: Tangentenläge
lg: Länge der Geraden
Die dritte Zeile zeigt, wie nun aus den Grundformen Bogenweichen, hier konkret IBW, entstehen. Dabei bleiben die Tangentenlängen sowie der Winkel zwischen Stamm- und Zweiggleis immer erhalten. Warum? Weil sich auf diese Weise bei gleicher Grundform immer die gleichen Schwellensätze verwenden lassen, gleichgültig ob und wie stark die Grundform gebogen wird. Für die Abhängigkeit der Radien voneinander gilt näherungsweise: 1/rz = 1/rs + 1/r0
rz: Zweiggleisradius
rs: Stammgleisradius
Die meisten Innenbogenweichen entsprechen übrigens dem linken Bild, das heißt, sie basieren auf einer Grundform mit Bogenherzstück. Warum ist das so? Es gibt bei der Eisenbahn Mindestradien. Und wenn das Zweiggleis der Grundform schon diesen Mindestradius hat, kann man das Ding nicht weiter zusammenbiegen, ohne ihn zu unterschreiten. Bei den etwas größeren Weichenradien ist immer die Form mit dem Bogenherzstück standardmäßig zu verwenden, Varianten mit geradem Herzstück nur dann, wenn es nicht anders geht.
Aber es gibt sie durchaus auch, die IBW basierend auf einer Grundform mit geradem Herzstück. Damit sind wir beim Bild rechts unten. Bis zu der Stelle, wo in der Grundform das BE sitzt, sind die Zusammenhänge nicht anders als im linken Bild. Dann kommt der Bereich, in dem in der Grundform beide Stränge gerade sind. Wird dieser Bereich auch gebogen, haben wir hier Tangenten
lg/2,
welche der halben Länge der Geraden entsprechen. Anders ausgedrückt: Die Gerade wird einfach in der Mitte geknickt (wobei der Knickwinkel in beiden Strängen der gleiche ist), und das ganze wird mit einem Kreisbogen ausgerundet.
Außerdem fällt auf, dass an beiden Strängen der Radius
re
steht. Das heißt, dass in diesem Teil der Weiche die Radien von Stamm- und Zweiggleis gleich sind und dass sie unabhängig von den Radien im vorderen Teil der Weiche sind. Unabhängig schließt aber zufällige (oder meist gewollte) Übereinstimmungen von rs und re oder von rz und re (nur eins von beiden geht!) nicht aus.
Ist noch irgend jemandem irgend etwas klar???
Dann kommen wir zurück zur KÜHNen IBW:
- Grundform müsste eine EW mit geradem Herzstück sein, mit folgendem Merkmal: 2 x lt << lg
Eine solche Weiche gibt es nicht, am nächsten käme noch die Form mit 300 Radius und Neigung 1:14 heran, hier wäre 2 x lt nur wenig länger als lg. (Die vorgestern von mir erwähnte EW 49-300-1:18,5 taucht weder im deutschen Regelwerk noch in den mir vorliegenden Prospekten der Weichenhersteller auf, ich hatte aber im Netz eine slowenische Quelle gefunden die sie erwähnte.)
- Es gelten folgende Beziehungen:
rs = unendlich (d. h. gerade)
rz = r0 = re = 321 mm
- Das Stammgleis ist über das eigentliche Weichenende hinaus verlängert, was einerseits dem Passsystem und anderseits den in diesem Bereich für den problemlosen Anschluss des Zweiggleises gekürzten Schwellen geschuldet ist.
So, das war's.
Beste Grüße
Carsten