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Kurz-Testbericht Baureihe 44 Kohlestaub DR, EP IV vom Kleinserienhersteller KEHI, Eisenach
Hier nun eine kurze Vorstellung der BR 44 mit Kohlestaubtender aus der 2.Lieferserie von KEHI aus Eisenach.
Bei der 2.Serie handelt es sich um die überarbeitete Version der BR 44 im Maßstab 1:120.
Das Modell wurde in der Sommeraktion 2004 bestellt und jetzt ausgeliefert zum Preis von 235,-Eur. Der reguläre Preis liegt bei 275,-Eur inkl.Versand (Stand 12/2005).
Das Vorbild
Die direkte Vorgängerin zur BR 44 ist die BR 43, die ab 1927 von Schwartzkopff und Henschel als Probelokomotiven ausgeliefert wurden, wobei im 1.Jahr 10 Stück und ab 1928 nochmals 25 Stück zur Auslieferung kamen als 43 001-43035 (2 und 3 Zylinder-Triebwerke). Sie entsprachen der Ursprungsauführung der BR 44, die aber erst ab 1937 als so genannte Drillingslok in Serie ging.
Die BR 44 entwickelte eine Leistung von 1910-2540 Psi. Letzterer Wert bezieht sich auf die 4 Zylinder „Mitteldruck“-44er. So nannte man ein Programm, dass von 1933-1939 lief und in dem die Maschinen 44 011 und 012 auf so genannten „Mitteldruck“ umgebaut wurden, wobei Drücke bis 25 bar in den Kesseln herrschten, was zwar sehr gute Leistungsausbeuten hervorrief, dennoch auch sehr aufwendige Unterhaltungen nach sich zog, sodass die Kesseldrücke später auf 16 bar festgelegt wurden.
Zwischen 1926 und 1944 entstanden 1753 Lokomotiven dieses Typ`s, wobei 1242 nach dem 2.Weltkrieg im „Westen“ und 355 im „Osten“ verblieben. Von letzteren wurden:
- 95 auf Ölhauptfeuerung und (EDV: 44.0)
- 22 auf Kohlenstaubfeuerung (System Wendler, EDV: 44.9)
umgebaut. Der Rest verblieb als rostgefeuerte Lok (EDV: 44.2) im Bestand der DR.
Die KST-Lok`s liefen bis 1975 in Arnstadt, die ölgefeuerten sogar bis 1981 in Saalfeld.
Letztere wurden anschließend wieder auf Rostfeuerung umgebaut, kamen aber nicht mehr in den Streckendienst.
Das Modell der BR 44
Das Modell (Gewicht stattliche 317g) wird gut geschützt in einer ansprechenden Schachtel aus bedruckter Pappe mit Schaumstoffaussparung und Klarsichtfolie ausgeliefert. Darin enthalten als einzige Zurüstteile 2 Aufstiegsleitern für den Tender und eine
Kurzbeschreibung. Hierin wird weniger auf das Modell und deren Vorbild eingegangen, sondern vielmehr auf das Herstellungsverfahren und warum keine Ersatzteilliste beiliegen.
Und dies hat einen besonderen Grund, von dem sicher immer noch nicht jeder gehört hat:
„Für unsere Modelle geben wir einen zeitlich uneingeschränkten kostenlosen Service zur Erhaltung der Betriebsfähigkeit. Darin ist sogar der Wechsel eines verschlissenen Motors enthalten, da unsere Modelle vorzugsweise für den Fahrbetrieb ausgelegt sind.“
(Zitat Bescheinigung BR 44 der Fa.KEHI)
Dieser Service verdient ein Lob und dürfte dennoch einmalig sein!
Weiterhin erfährt man in dieser Bescheinigung, dass die BR 44 das Erfolgsmodell der Fa. KEHI ist, und sie überarbeitet wurde.
Auch ist zu erfahren, dass 2 neue Lokmodelle für die Spur TT in Planung sind!!!
Aus einem Gespräch mit Herrn Kehr in Leipzig 2005 konnte ich in Erfahrung bringen, dass die Auflage deutlich höher ausgefallen ist, wie erwartet. Die 1000er Marke ist durchbrochen worden. Deshalb nutzte man die Gelegenheit für eine Überarbeitung der BR 44, die besonders der Detaillierung und der Verarbeitung gut tat. Das Ergebnis jedenfalls kann sich sehen lassen, wie man anhand der Bilder erkennen kann.
Äußerlichkeiten
Äußerlich fällt beim ersten Betrachten die matte Lackierung auf. Sie ist sauber und ohne Staubeinschlüsse ausgeführt worden. Die verwendeten Farben an Rädern und Fahrwerk sind gut abgestimmt aufeinander.
Die Verarbeitung älterer Modelle, die ich selbst begutachten durfte (auf Messen und Board-Treffen), war nicht so gut, wie bei diesem Modell aus der 2.Serie.
Hier wurden also nicht leere Versprechungen gemacht, sondern eine nachweisliche Qualitätssteigerung an den Tag gelegt! Ein zu begrüßendes Verhalten, dass nicht überall in der Branche vorzufinden ist.
Weiterhin stechen die geätzte Steuerung und die sauber ausgeführten und brünierten Radsätze ins Auge. Eine Besonderheit in unserem Maßstab dürfte das unter dem Kessel angedeutete 3.Zylindertriebwerk sein, das ebenfalls aus geätzten Teilen besteht!
Die Beschriftung besteht aus wasserlöslichen Abziehbildern die ausreichend scharf ausgeführt sind. Sicher gibt hier andere Möglichkeiten, die das Modell aber sicher noch teurer gemacht hätten. Hier bleibt bei Nichtgefallen nur die Möglichkeit der geätzten Schilder, die aber nicht wirklich notwendig sind.
Das Gehäuse überzeugt gegenüber der 1.Serie mit einer sauber ausgeführten Verarbeitung und einigen Details.
Einziger Wehrmutstropfen...eine funktionsfähige Beleuchtung fehlt auch weiterhin, wie auch Fenstereinsätze.
Fahrtechnisch
Das Fahrwerk der KEHI-Maschine ist sicher das Highlight ...es weiß durch Leichtgängigkeit der Lok zu überzeugen, ebenso wie die fein ausgeführte Steuerung.
Die Fahreigenschaften des Tenders sind nun nach der Reparatur innerhalb von 2 Wochen gut!Das damals vorkommende Stehenbleiben in Kurven, was, wie ich herausfand, nicht auf einem Kurzschluß beruhte, sondern auf fehlenden Fahrstrom, wurde komplett durch die Mitarbeiter der Fa.KEHI behoben.
Nun fährt das Modell vor- wie rückwärts ohne zu ruckeln oder stehenzubleiben.
Die Langsamfahreigenschaften wissen zu überzeugen, obwohl das Modell nicht eingefahren wurde!
Mit einem nicht sehr feinfühlig einstellbaren Standarttrafo von Tillig (aus einem Startset) fuhr die Lok mit Tender in 5s etwa 6cm Strecke. Bei Einsatz eines Impulsbreitentrafos, wie er z.B. bei CONRAD-Elektronik erhältlich ist, verbessern sich diese Langsamfahrwerte meist noch zusätzlich, nachdem das Modell gut eingefahren wurde.
Noch etwas Positives möchte ich hervorheben:
Das Modell läuft einwandfrei über EW1-Weichen und im 310er Radius. Da hat manch anderes Modell mehr Schwierigkeiten!
Innenleben
Im Tender (Gewicht 166g) selber ist ein 5poliger Bühler-Motor mit Schwungmasse verbaut, der seinen Fahrstrom von den 4 Tenderachsen, sowie vom Lokfahrwerk (Gewicht 151g) ähnlich der BR 01 über eine stromleitende Kupplung bezieht, wobei hier alle 5 Kuppelradsätze zur Stromaufnahme herangezogen werden und nicht nur die Vorläufer, wie bei der BR 01. Das dürfte eine sichere Stromaufnahmebasis zur Verfügung stellen. Der Antrieb und die Zugkraft werden durch 2 angetriebene Achsen im Tender hergestellt. Beide Achsen verfügen zudem über 4 Haftreifen!
Mehr zum Thema Zugkraft im Testbericht von R.P.
http://www.tt-board.de/forum/showthread.php?t=1414
Für Wartungszwecke und den Einbau eines Decoders, für den genug Platz vorhanden ist, erreicht man den Motorblock, indem man das Gehäuse vorsichtig spreizt und abnimmt.
Kleine Verbesserungsvorschläge für Jedermann:
-den Verbindungssteg unter dem Führerhaus & die Achsenden
an den Rädern mit Revell SM 330 rot machen, damit diese
nicht so auffallen;
-Fenstereinsätz aus klarem Kunststoff für das Führerhaus
-Ätzschilder anfertigen lassen, anstatt der Naßschiebebilder
(Diese Änderungen sind noch nicht auf den Fotos zu sehen!)
Fazit
Die überarbeitete Version der BR 44 von KEHI hat mittlerweile eine recht ansprechende und gute optische Qualität erreicht. Auch die Fahreigenschaften können nun nach der zügigen Reparatur überzeugen!
Wer mit kleinen Kompromissen leben kann, dem sei dieses Modell empfohlen, auch, wenn es durch den hohen Handarbeitsanteil nicht sehr billig ist.
Den absoluten Nietenzählern unter den TT-Bahnern sei die BR 44 der Fa. Kittler empfohlen, die aber auch etwa 110,-Eur mehr kostet und mindestens genauso lange auf sich „warten“ lässt.
Auf diesem Wege wünsche ich der Fa. KEHI weiterhin alles Gute, Tatenkraft und Mut, neue Wege zu beschreiten und der Spur TT mit weiteren, schönen Modellen beizustehen.