Hoi Loide,
zum Thema "01 504: War sie wirklich grün, oder doch nicht?" habe ich euch mal den interessanten Artikel aus der 01.5-Bibel eingescannt:
Zitat: "Seit Jahren gibt es einen merkwürdigen Streit über die Farbgebung der 01 504. Ihr Zierstreifen war das auffälligste Merkmal und unterschied sie schon von weitem von allen anderen Maschinen dieser Baureihe. Der "Streit" begann, als vor Jahren eine Arbeitsgemeinschaft des Deutschen Modelleisenbahnverbandes der DDR (DMV) in Erfurt das seit 1977 erhältliche Piko-Modell in modifizierter Ausführung in grüner Farbgebung und mit
Giesl-Ejektor vorstellte. Obwohl bisher noch nie ein Bild von 01 504 in der grünen Farbgebung den Weg in die Printmedien fand, wird das Thema von zahlreichen Autoren auf unterschiedliche Weise behandelt. Mal wird in einem Nebensatz die grüne Farbgebung unterstellt, andere Verfasser halten die Geschichte von der grünen 01 504 für ein Märchen: Der Autor der EK-Themen 19 ist beispielsweise der Überzeugung, daß besagte DMV-Arbeitsgemeinschaft die "Mär vom großen grünen Vorbild" nur in die Welt setzte, um die nicht vorbildgerechte Lackierung des Modells zu legitimieren.
Doch die Merkwürdigkeiten scheinen nicht zu enden: In einem Schreiben vom November 2001 wandte sich der Leiter dieser Er-furter Arbeitsgemeinschaft, ein Lokführer, an den EK-Verlag und erklärte unter Hinweis auf die vermeintlich falsche Darstellung der EK-Themen 19, selbst auf der grünen 01 504 gefahren zu sein. Bei-gefügt war die Kopie eines Schreibens, in dem die damalige VEB Filmfabrik Wolfen (ORWO) 1986 Schwarz-Weiß-Aufnahmen der 01 504 begutachten sollte und anhand der Graudichte des Bildes Rückschlüsse auf die Farbgebung zu ziehen. Die Antwort aus Wol-fen ist ebenso klar, wie zweifelhaft: "Natürlich ist es nicht möglich, ausgehend von einer Schwarz-Weiß-Aufnahme gesicherte Rück-schlüsse auf die Farbgebung eines aufgenommenen Gegenstandes zu ziehen. (...) Bei den uns vorgelegten Aufnahmen ist es u. E. nicht anzuzweifeln, daß die von Ihnen genannte Farbgebung für die ab-gebildete Lokomotive zutrifft". Offensichtlich war man sich damals in Erfurt schon selbst nicht mehr im klaren, ob die Lok nun grün war oder nicht Noch merkwürdiger erscheint aus diesem Grund die Antwort des AG-Leiters auf die diesbezügliche EK-Rückfrage: Die Lok sei anderthalb Jahre (!) in dieser Farbgebung gelaufen, Zeitzeugen seien nicht bekannt. Daraufhin hat der Verlag im Rahmen der lektorierenden Arbeit auch recherchiert, denn wenn eine Lok so lange in grüner Farbgebung, dazu noch mit einem weißen Streifen, auf den Schienensträngen fuhr als Lok des Bw Eifurt P vor allem zwischen Bebra bzw. Probstzella und West-Berlin - mußte es doch fotografische Belege und auch Augenzeugen geben. Doch zunächst die Fakten: Den weißen Streifen erhielt die Lok in der VES/M Halle und zwar kurze Zeit nach der Anlieferung (1. November 1962) und somit auch vor der Ausrüstung mit dem Giesl-Ejektor (Juli 1963). Der Grund scheint einfach, sollte doch der Streifen die Lok mit den ungewöhnlich wirkenden Boxpok-Rädern optisch ,,strecken". Die Fotografin der auch in diesem Buch abge-druckten Bilder von 0] 504 wie auch Autor Heinz Schnabel vernei-nen ausdrücklich eine grüne Farbgebung in der Hallenser Zeit. Auch ein weiterer Mitautor dieses Buches, Hans Müller zugleich fachlich mit der Lok befaßt und auch Fotografieren Zeit, winkte bei der Konfrontation mit der Frage nur ab: Die Lok war nie grün! Weitere Lichtbilder belegen auch, wann die Lok den weißen Strei-fen verlor - und damit spätestens auch die ominöse grüne Farbe: Mit dem Umbau auf Ölhauptfeuerung (Anfang Februar 1965) war er nicht mehr vorhanden. Unterstellt man die Zuführung der Lok ins Raw Meiningen mit Jahresende 1964, ist auch der Zeitraum des auffälligen weißen Streifens klar Bezogen auf die Zugehörigkeit zum Bw Erfurt P (Mitte Januar bis Mitte März 1964 und ab 15. Mai 1964) also nur einige Monate. Folglich kann die strittige grüne Farbgebung nur nach dem 15. Mai 1964 angebracht worden sein. Das aber verneinen die Erfurter Lokführer ausdrücklich, denn in einem Schreiben an den EK-Verlag vom 18. Dezember 2001 wird die Vermutung geäußert, 01 504 sei "in Hohenthurm oder gar in der VES/M Halle" so lackiert worden. Da letzteres auszuschließen ist, kann sie auch nicht in Erfurt (aus welchen Anlaß auch immer) grün lackiert worden sein, denn das mußten ja die Kollegen des Bw Erfurt noch wissen. Und auch andere Eisenbahner dürften von dieser außergewöhnlichen Maßnahme noch Kenntnis haben, unabhängig von einem nachvollziehbaren Grund, denn bei der DR konnte man sicherlich nicht einfach mal eine Lok umlackieren. Dazu fehlen bis heute auch nur ansatzweise Gründe, denn der Vorgang selbst hätte der Genehmigung bedurft. Von den Kosten ganz zu schweigen.
Der Verfasser dieser Zeilen beauftragte daraufhin Eisenbahner die damals im Bw Erfurt tätig waren, mit Nachforschungen bei Lokpersonalen des betreffenden Jahres. Auch hier gab es interes-sante Ergebnisse: Nun glaubten sich (namentlich bekannte) ehe-malige Lokführer und Heizer an die grüne Lok zu erinnern: 01 504 sei tatsächlich grün lackiert gewesen, nun aber nur für kurze Zeit Von anderthalb Wochen war jetzt die Rede.
Das Fazit ist hinsichtlich der Fakten relativ einfach. Bilder von der grünen Lackierung gibt es ebensowenig wie Indizien für die Gründe dieser Sonderlackierung, einschließlich der Umstände dafür auch die Erklärungen der damaligen Kollegen aus dem Bw Erfurt P sind widersprüchlich. Die Leser müssen sich nun selbst die Frage beantworten, ob die Lok grün war oder nicht. Der Verfasser hält sich an seine Überzeugung: Ohne klare Beweise muß man nicht daran glauben, wer allerdings im Laufe der Zeit die Überzeu-gung gewonnen hat, daß sie tatsächlich grün war dem sollte man die schöne Hoffnung nicht ausreden. THOMAS FRISTER" Zitat Ende. Quelle: Lucas/Schnabel "Die Baureihe 01.5", EK-Verlag 2002, Seite 72
In selbigem Buch ist auch ein Bild der 01 510 drin, mit Umlaufschürze und Speichenradsätzen. Allerdings soll es diese Kombination nur sehr kurzfristig gegeben haben, allerhöchstens zwischen 1965 und 1969.